Im Kampf um die Playoffs liefern sich Aufsteiger Lausanne und Meister Bern in den nächsten acht Tagen ein unerwartetes Fernduell. Dass es für den Tabellensiebten Servette-Genf noch einmal ungemütlich wird, ist eher unwahrscheinlich. Auch für Ambri und Zug dürfte sich am aktuellen Quali-Status nichts mehr verändern.
Ja, den Bernern droht als erstem Meister seit Einführung der Playoffs in der Saison 1985/86 der Fall in die Playouts.
Ja, der bisherige Saisonverlauf war eine Ansammlung von Pleiten, Pech und Pannen während der die Hilflosigkeit der Berner Führungsetage in Krisensituationen gnadenlos aufgedeckt wurde. Wann soll man die Playoffs verpassen, wenn nicht am Ende einer solchen Spielzeit?
Ja, die Testspiele während der Olympiapause (1:4 gegen Jekaterinenburg, 1:5 gegen LEV Prag und 2:2 gegen HK Örebro) geben kaum Anlass zur Hoffnung auf Besserung.
Und trotzdem ist die Lage der Mutzen bei genauerer Betrachtung längst nicht so prekär, wie der rasche Blick auf die Tabelle vermuten lässt.
Hohes Tempo, gute Stimmung! Chunnt scho guet! cc @juergoehrli @MarcLuethi @scbern_news pic.twitter.com/7ysaHRnC3O
— Adrian Brand (@adrianbrand) 25. Februar 2014
Guy Boucher hat die freie Zeit während der Spiele in Sotschi genutzt, um seiner Mannschaft frisches Blut zuzuführen. Von Lugano kam der erfahrene Center Glen Metropolit (39), von Linköping der Verteidiger Daniel Grillfors (31) und von den Lakers wurde mit Franco Collenberg ein solider Playoff-Spieler aus dem Meisterjahr zurückgelotst.
Die Transfer-Möglichkeiten sind damit noch nicht gänzlich ausgereizt. Der SC Bern verfügt noch über eine freie Ausländerlizenz, die er bis zur Deadline am 27. Februar um Mitternacht einlösen könnte.
Auch die Spieler – denen im Verlauf der verkorksten Saison bereits verschiedentlich mangelndes Motivationsvermögen vorgeworfen wurde – dürften mittlerweile begriffen haben, welche Stunde geschlagen hat. Während der Olympiapause wurden ihnen zur Erinnerung an die aktuelle Misere zwei Ferientage gestrichen. Beim Eintritt des Playout-Desasters müssten sie Lohneinbussen von 15 Prozent hinnehmen.
Das Restprogramm sieht für den SCB einen angenehmen Aufgalopp vor. Die ersten beiden Spiele gegen die Schlusslichter Lakers und Biel sollten zu gewinnen sein. Dann sähe die Tabelle vor den letzten beiden Partien gegen Fribourg und die ZSC Lions aus Berner Sicht wohl schon angenehmer aus. Guy Boucher will sich auf solche Rechenspiele gar nicht erst einlassen. «Ich bin ein Jetzt-Typ. Ich schaue nie vor- oder rückwärts. Es zählt der Moment», wird er in der "Berner Zeitung" zitiert.
Zu guter Letzt spricht auch die jüngere Geschichte für Bern. Nach der Olympiapause von Vancouver 2010 feierten sie 12:3 Siege und wurden in überragender Manier Meister.
Als Lausanne im Frühling 2013 die Liga-Qualifikation gegen die SCL Tigers mit 4:2 Siegen für sich entschieden hatte, hätte man den Waadtländern wohl kaum zugetraut, dass sie in der Folgesaison bis zum Schluss um die Playoffs mitspielen können. Zwar waren sie der erste Aufsteiger seit fünf Jahren, was für sich bereits einen erheblichen Achtungserfolg darstellt, aber das Playout-Abo schien schon im Voraus gebucht.
Cyrill Pasche (@c9pasche): Si Lausanne arrive en playoff il n'aurait rien à perdre et pourrait être très dangereux. #puckalistes @lausannehc
— La Télé (@la_tele) 24. Februar 2014
Umso höher ist die bisherige Leistung einzuschätzen, welche die tapferen Lausanner unter Heinz Ehlers erbracht haben. Zur Erinnerung: Im vergangenen Januar bezwangen sie mit dem Rücken zur Wand innerhalb von acht Tagen der Reihe nach die Lakers, die ZSC Lions, den SC Bern und den EV Zug. Eine Leistung, die eigentlich Playoff-Reife vermuten lässt.
Doch mit einem verbleibenden Spiel weniger wird es für Lausanne wohl zum Ding der Unmöglichkeit, den knappen Vorsprung auf Platz 9 über die nächsten acht Tage zu retten. Zu allem Überfluss steht kein einziges Heimspiel mehr an. Gegen Zug, Ambri und Fribourg müssen die Romands auswärts antreten, dabei haben sie doch zwei Drittel aller Punkte zuhause in der Patinoire de Malley gewonnen.
Die siebtplatzierten Genfer haben vier Punkte Vorsprung auf Lausanne und deren fünf auf Bern. Dazu treten sie ebenfalls noch bei den Schwanzklubs Biel und Lakers an. Da müsste es schon mit dem Teufel zugehen, damit die Adler noch abstürzen könnten.