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Gaudreau-Trauer und Swayman-Poker: 7 Geschichten zur NHL-Saison

Fans and players stand for a moment of silence for Johnny and Matthew Gaudreau, who passed away last month, before a preseason NHL hockey game between the Vancouver Canucks and the Seattle Kraken in V ...
Der Tod von Johnny und Matthew Gaudreau wird die NHL die ganze Saison begleiten.Bild: keystone

Diese 7 Geschichten werden uns in der neuen NHL-Saison besonders bewegen

Heute beginnt die neue NHL-Saison. Schon jetzt ist klar, dass es einige Geschichten gibt, die Fans und Beobachter wohl das ganze Jahr beschäftigen werden.
04.10.2024, 06:32
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Vertragspoker

Spielt er, oder spielt er nicht? Stand jetzt müssen die Boston Bruins in der neuen Saison ohne ihren Stammgoalie Jeremy Swayman auskommen. Der Grund: Klub und Spieler konnten sich noch nicht auf einen neuen Vertrag einigen. Swayman möchte einen Vertrag mit kürzerer Laufzeit, um bei steigendem Salary Cap in einigen Jahren nochmals richtig abzukassieren. Boston möchte den 25-jährigen Torhüter bereits jetzt für acht weitere Jahre an sich binden. Und natürlich herrscht auch beim Geld Uneinigkeit.

Die Fronten sind offenbar ziemlich verhärtet. Teampräsident Cam Neely verkündete vor wenigen Tagen, er verstehe nicht, warum 64 Millionen Gründe (also acht Jahre Vertrag à acht Millionen) nicht ausreichen sollen. Swaymans Agent reagierte mit einem Statement, dass er und sein Klient die Zukunft noch einmal überdenken werden.

Um in dieser Saison noch spielberechtigt zu sein, muss Swayman bis spätestens am 1. Dezember unterschrieben haben. Aber selbst wenn ein Vertragsabschluss noch in den nächsten Tagen gelingt, so hat Swayman die gesamte Vorbereitung mit dem Team verpasst. Das wird sich kaum positiv auf seine Leistungen und die Beziehung zum Team auswirken. So oder so scheint auf die eigentliche Nummer 2 Joonas Korpisalo viel mehr Arbeit zu warten, als ursprünglich angenommen.

FILE - Boston Bruins' Jeremy Swayman makes a glove save during the third period in Game 6 of an NHL hockey Stanley Cup second-round playoff series against the Florida Panthers, May 17, 2024, in B ...
Können sich die Bruins und Goalie Jeremy Swayman noch einigen?Bild: keystone

Expansion

Mit 32 Teams und je acht in den vier Divisions scheint die NHL aktuell die perfekte Grösse zu haben. Aber mehr Teams bedeutet meistens auch mehr Geld, deshalb stehen die anderen Teambesitzer einer weiteren Expansion positiv gegenüber. Gerüchte zufolge sind Houston und Atlanta die heissesten Kandidaten, um als nächstes eine NHL-Mannschaft zu erhalten.

Warum Houston und Atlanta? Weil es riesige US-Städte mit grossen Einzugsgebieten sind, in denen die NHL im Gegensatz zu NFL, NBA und MLB nicht (mehr) vertreten ist. Das ist viel potenzielles Geld, dass der Liga flöten geht, indem sie dort keine Mannschaft hat. Das soll nun also geändert werden. In Houston soll Tilman Fertitta, Besitzer des NBA-Teams der Houston Rockets bereits Interesse angemeldet haben.

Viele NHL-Fans dürften sich ärgern, dass Atlanta nochmals eine Chance erhält, nachdem es dort schon zwei Mal nicht geklappt hat, mit einem NHL-Team. Gleichzeitig haben kanadische Märkte wie Québec oder Halifax das Nachsehen. Der Grund ist einfach erklärt: Spitzensport funktioniert in Atlanta, das beweisen die anderen Teams. Bei den beiden letzten Versuchen der NHL waren stets unfähige Besitzer das Problem. Mit Vegas und Seattle hat die Liga bewiesen, dass sie jetzt fähige Teambesitzer auswählen können.

Eine weitere Expansion nach Kanada ist indes aus wirtschaftlichen Gründen unwahrscheinlich. Ja, Fan-Interesse aus Québec wäre vorhanden, doch das reicht nicht. Die kanadische Stadt ist wirtschaftlich gesehen zu klein. Fast noch wichtiger als Fans sind der NHL lokale Unternehmen, die in der Lage sind, Sponsorendeals und andere Partnerschaften zu stemmen, und die sind in Québec (noch) zu wenig vorhanden. Wenn dann noch die Ungleichheit des kanadischen zum US-Dollar dazukommt, werden Teams in kleineren kanadischen Märkten fast automatisch zu Verlustmaschinen. Selbst Winnipeg hat Mühe, obwohl das Stadion praktisch immer voll ist.

Ilya Kovalchuk, Atlanta Thrashers, Atlanta Thrashers forward Ilya Kovalchuk #17.
Die Atlanta Thrashers waren bereits der zweite Versuch der NHL, in der Grossstadt im Bundesstaat Georgia Fuss zu fassen. 2011 zog die Franchise aber wegen finanziellen Problemen nach Winnipeg um und wurde zu den Jets.Bild: IMAGO/Dreamstime

NHL-Commissioner Gary Bettman hat zwar verneint, dass eine weitere Expansion geplant ist und zuletzt wurde auch beim Treffen der Teambesitzer kein offizieller Prozess eingeleitet. Experten sind sich aber trotzdem sicher, dass hinter den Kulissen weitere Gespräche geführt und News im Laufe der Saison an die Öffentlichkeit kommen werden.

Lockout

Noch ein Thema, das wenig sexy, aber trotzdem wichtig ist. Im September 2026 läuft der Gesamtarbeitsvertrag (Collective Bargaining Agreement – CBA) der NHL-Spieler aus. Um einen Lockout (Streik) in der Saison 2026/27 zu verhindern, müssen sich Liga und Spieler also möglichst frühzeitig auf einen neuen Tarifvertrag einigen.

So plant Gary Bettman offenbar, ab Januar 2025 die Verhandlungen mit den Spielern zu beginnen. Es gibt einige interessante Themen, die besprochen werden sollen – etwa die Dauer der Saison. Nach den vielen Verletzungen in den Testspielen dieses Jahr, sollen die Teams offenbar eine Verkürzung der Preseason (4 Partien statt wie bislang mindestens sechs Spiele) anstreben, und dafür die Regular Season auf 84 Spiele verlängern wollen.

TV-Anstalten und Journalisten, aber auch einige Teams hätten zudem gerne, wenn die Saison etwas früher (Ende September) beginnen würde und nicht immer bis Ende Juni dauert. Nur wenige Tage zwischen Stanley-Cup-Final und Draft sowie Start der Free Agency sei zu wenig Vorbereitungszeit. Auch die garantierte Teilnahme der NHL-Spieler an Olympischen Spielen wird sicher wieder ein Thema werden.

Bettman hat angekündigt, dass der neue Gesamtarbeitsvertrag im Idealfall bereits nächsten Sommer – also ein Jahr vorzeitig – unterschrieben ist. Die Geschichte hat allerdings gezeigt, dass es oft komplizierter ist, als der NHL-Commissioner sich das wünscht. Und je länger die Verhandlungen dauern, desto wahrscheinlicher wird ein Lockout im Herbst 2026.

Trauer

Es war die Schocknachricht dieses Hockeysommers: Johnny Gaudreau und sein Bruder Matthew werden einen Tag vor der Hochzeit ihrer Schwester auf Velos von einem betrunkenen Autofahrer angefahren und getötet. Klar ist, dass der tragische Tod der zwei Brüder die ganze Liga noch lange begleiten wird – jedes Team wird beispielsweise auf dem Helm einen Aufkleber zur Erinnerung an Johnny und Matthew tragen.

Aber am meisten hat und wird der tragische Unfall wohl die Columbus Blue Jackets treffen. Dort stand Johnny Gaudreau seit Sommer 2022 unter Vertrag. Der Klub hat angekündigt, dass der Garderobenplatz von «Johnny Hockey» die ganze Saison über erhalten und sein Trikot stets dort aufgehängt werde.

Gleich daneben sitzt in dieser Saison Sean Monahan. Der 29-jährige Jugendfreund von Gaudreau hat im Juli in Columbus unterschrieben, um eigentlich wieder mit ihm zusammenzuspielen. Stattdessen will er jetzt für Gaudreau und dessen Andenken spielen. Als er zum ersten Mal das Trikot gesehen habe, sei das ein schwerer Moment gewesen, erklärt Monahan. Er sagt aber auch: «Ich ziehe Inspiration daraus. Es bringt mir viele gute Erinnerungen zurück.» Die Frage ist: Was macht die Situation mit dem Rest der Blue Jackets? Eine solche Tragödie kann das Team einen und zu unerwarteten Höchstleistungen antreiben. Oder sie kann eine Mannschaft lähmen.

Leafs

Unter besonderer Beobachtung werden diese Saison auch die Toronto Maple Leafs stehen. Nachdem die Mannschaft um die Superstars Auston Matthews, William Nylander, Mitch Marner und John Tavares letzte Saison in den Playoffs erneut enttäuscht hat, wurde eigentlich ein Umbruch erwartet. Das grosse Problem: Matthews verdient 13,25 Millionen Dollar, Nylander 11,5 Millionen, Tavares 11 Millionen und Marner noch eine Saison 10,9 Millionen. Die Truppe überzeugt zwar in der Regular Season, doch bleibt – oft mit Ausnahme von Nylander – in den Playoffs einiges schuldig. Und aufgrund des grossen Cap-Hits gelang es den Leafs in den letzten Jahren nie, ein Playoff-taugliches Team rund um die Stars aufzubauen.

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Grossverdiener bei den Leafs: William Nylander, Auston Matthews und Mitch Marner (von links).Bild: keystone

Darum rechneten viele mit Veränderungen. Konkret: ein Trade von Mitch Marner, dessen Vertrag am Ende dieser neuen Saison sowieso ausläuft. Marner hat in den letzten Jahren den Ärger der Toronto-Fans auf sich gezogen, weil er in den wichtigen Momenten oft unsichtbar war. Team-Präsident Brendan Shanahan kündigte nach dem Playoff-Aus gegen Boston im vergangenen Frühling an, dass «nun alles möglich» sei. Passiert ist hingegen wenig.

Die Leafs haben sich von Trainer Sheldon Keefe getrennt und mit Craig Berube einen harten Hund alter Schule engagiert. Die Hoffnung ist, dass er die Stars so schleifen kann, dass sie auch mal in den Playoffs ihre Leistung abrufen. Auf den Stürmerpositionen schicken die Leafs praktisch das gleiche Team in die Saison wie letztes Jahr – ausser, dass Matthews und nicht mehr Tavares Captain ist. Zudem fehlt mit Tyler Bertuzzi (neu in Chicago) eine wichtige Prise Dreckigkeit in ihrem Spiel.

Toronto Maple Leafs new head coach Craig Berube, left, talks with forward Mitch Marner during NHL training camp in Toronto, Thursday, Sept. 19, 2024. (Nathan Denette/The Canadian Press via AP)
Wie geht Berube mit Marner um?Bild: keystone

In der Verteidigung gibt es zwei Neuzugänge: Chris Tanev bringt Physis und defensive Stabilität, Oliver Ekman Larsson Erfahrung und Mobilität. Auch wenn viele Toronto-Fans behaupten, es sei erst wichtig, was im April passiere, wird es die ganze Saison über spannende Geschichten geben. Etwa: Verlängert Mitch Marner seinen Vertrag doch noch vorzeitig? Und wenn ja, wie hoch ist der jährliche Betrag? Und was macht John Tavares, der ab nächster Saison ebenfalls einen neuen Vertrag braucht? Klar ist: Die Leafs werden diese Saison so oder so grosse Wellen schlagen.

Premiere

Die NHL-Saison 2024/25 wird die erste in der Geschichte des Utah Hockey Club sein. Die Arizona Coyotes sind Geschichte, der Klub wurde von Milliardär Ryan Smith, der bereits ein NBA-Team besitzt, in die Mormonenstadt Salt Lake City geholt. Dort ist die Vorfreude riesig. Der Name Utah HC ist übrigens nur eine Übergangslösung. Ab nächster Saison sollen dann ein echter Name (vermutlich wird es Utah Yeti) und ein neues Logo bereitstehen.

Man darf gespannt sein, wie gut Utah in seiner ersten Saison auftreten wird. Im Gegensatz zu einer Expansions-Franchise wie Vegas oder Seattle musste Utah sein Team nicht von null aufbauen. Beinahe die komplette Mannschaft, die zuletzt noch in Arizona spielte, ist jetzt in Salt Lake City.

Utah Hockey Club general manager Bill Armstrong speaks during a tour of the new temporary practice facility locker room at the Olympic Oval Tuesday, Sept. 17, 2024, in Kearns, Utah. (AP Photo/Rick Bow ...
Utah-GM Bill Armstrong in seinem neuen Zuhause.Bild: keystone

Mit 77 Punkten verpassten die Coyotes die Playoffs doch einigermassen deutlich, aber es waren Fortschritte erkennbar. Nun sind die Rookies Dylan Guenther und Logan Cooley noch ein Jahr erfahrener und besser. Zudem gab Utah in der Verteidigung zwar den Schweizer Janis Moser ab, holte mit Mikhail Sergachev und John Marino aber auch noch Verstärkung. Wer weiss, sollte in der Central Division ein Team patzen, kann der Utah Hockey Club womöglich profitieren.

Rekorde

Eine der grössten Fragen in dieser Saison wird sein: Knackt Alexander Ovechkin den Torrekord von Wayne Gretzky noch in dieser Spielzeit? 41 Treffer fehlen dem Stürmer der Washington Capitals noch, dann hat er die Bestmarke von 894 Toren egalisiert.

Ist es realistisch, dass er das noch diese Saison schafft? Nur, wenn sich die Capitals steigern. 2023/24 kam der mittlerweile schon 39-jährige Ovechkin auf 31 Tore – auch weil er sehr schwach in die Saison gestartet war. Seine läuferischen Defizite werden Jahr für Jahr grösser, aber im Powerplay ist er dank seinem Schuss immer noch eine Waffe. Der Russe braucht aber wohl noch ungefähr anderthalb gesunde Saisons, um Gretzky zu übertreffen.

Eine weitere Marke wird wohl noch früh in dieser Saison fallen: der 1000. Skorerpunkt in der Karriere von Connor McDavid. Dem 27-jährigen Kanadier fehlen dafür noch 18 Punkte. Für einen wie McDavid, ist das auch innerhalb weniger Spiele machbar. Gelingt es «McJesus» zum Saisonstart, in zehn Spielen oder weniger diese 18 Punkte zu sammeln, schreibt er sich einmal mehr in die Hockey-Geschichtsbücher ein. Dann wäre er nach Gretzky und Mario Lemieux der Spieler, der am drittwenigsten Spiele gebraucht hätte, um 1000 Punkte zu erreichen – gerade noch vor Islanders-Legende Mike Bossy.

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