Gestern dominierte im Schweizer Eishockey eine Schlagzeile: Tim Berni kehrt nach der Enttäuschung im Trainingscamp der Columbus Blue Jackets (kein neuer Vertrag) tatsächlich in die Schweiz zurück. Aber nicht zu den ZSC Lions, wie das wohl viele erwartet haben. Der Schweizer Nationalverteidiger schliesst sich mit einem Vierjahresvertrag Meister Genf-Servette an und verstärkt die dortige Abwehr.
𝐓𝐢𝐦 𝐁𝐞𝐫𝐧𝐢: en 𝐆𝐫𝐞𝐧𝐚𝐭 pour les 𝟒 𝐩𝐫𝐨𝐜𝐡𝐚𝐢𝐧𝐞𝐬 𝐚𝐧𝐧𝐞́𝐞𝐬 🚨
— Genève-Servette HC (@officialGSHC) October 11, 2023
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Aufgrund des Transferhammers ging die andere wichtige Schweizer Hockey-Meldung fast etwas unter: André Heim wurde von den St.Louis Blues auf die «Unconditional Waivers» gesetzt. Diese Waiver-Liste wird nur verwendet, wenn Verträge ausgekauft (Buyout) oder aufgelöst werden. Da das Buyout-Fenster längst geschlossen ist, lässt das nur einen Schluss zu: Die Blues und André Heim lösen den Vertrag in gegenseitigem Einvernehmen auf.
Andre Heim (STL) has been placed on unconditional waivers for contract termination.
— Chris Johnston (@reporterchris) October 11, 2023
Das mag auf den ersten Blick überraschend kommen. Schliesslich gab sich der 25-jährige Center in einem SRF-Interview unlängst noch kämpferisch. «Wenn ich hier meine Sache gutmache, wird die Chance irgendeinmal kommen», sagte er zu seiner Degradierung in die AHL.
Doch die Realität sieht dann oft trister aus. Es ist beispielsweise möglich, dass die Blues Heim klargemacht haben, dass er auch in der AHL bei Springfield keine Stammplatzgarantie hat. Dann wäre auch eine weitere Degradierung in die drittklassige ECHL möglich gewesen.
Nicht zu unterschätzen ist das wenig attraktive Gesamtpaket, dass in den sogenannten «Minors» auf die Spieler wartet. Manchmal wird den Schweizern von den hiesigen Hockeyfans vorgeworfen, sie hätten zu wenig Biss, um sich auch mal in der NHL durchzusetzen.
Die Tatsache ist, dass Heims Brutto-Jahreslohn in der AHL noch 82'500 Dollar betragen hätte. Steuern und andere Abzüge wären also erst noch dazugekommen. Zudem ist die AHL beileibe keine Wohlfühloase. Es gibt lange Busfahrten statt Charterflüge, die Hotels sind günstiger und das Spiel ist noch eine Spur härter und teilweise auch rücksichtsloser als eine Liga höher. Es geht den Spielern vorwiegend darum, sich für NHL-Auftritte zu empfehlen – egal wie.
Ein Spitzensportler müsste sich aber zumindest bis zu einem gewissen Mass auch wohlfühlen, um gute Leistungen erbringen zu können. Es ist also durchaus nachvollziehbar, dass ein Spieler so nach Alternativen sucht. In der Schweiz erhalten Berni, Heim und Co. nicht nur einen besseren Lohn. Sie sind auch wieder zurück bei Familien und Freunden, bewegen sich wieder im gewohnten Umfeld.
Eine solche Alternative könnte für André Heim schon bereitstehen. Als der Wechsel in die NHL bekanntwurde, sagte er: «Wenn ich zurückkommen würde, dann ist Ambri sicherlich eine Station, zu welcher ich gerne kommen würde.» Der Vertrag des Stürmer in der Leventina läuft noch bis 2025. Sofern keine andere NHL-Organisation mit einem Angebot dazwischenfunkt, könnte Heim bald wieder für den HCAP auf dem Eis stehen.
Von dem her kann ich der Stossrichtung des Artikels zustimmen.