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NHL-Traum: Fehlt Berni und Heim der Biss? Darum ist es nicht so einfach

Andre Heim, hockeyeur aux St. Louis Blues pose pour un portrait apres son entrainement lors d'une rencontre avec les medias ce vendredi 25 aout 2023 au Mont-sur-Lausanne. (KEYSTONE/Valentin Flaur ...
Der NHL-Traum von André Heim scheint bereits vorbei zu sein.Bild: keystone

Fehlt Berni und Heim der Biss? Warum Hockeyspieler gerne in die Schweiz zurückkehren

Die Schweizer Hockey-Fraktion in Nordamerika wird kleiner. Nachdem Tim Berni in Genf unterschrieben hat, steht auch André Heim vor einer Rückkehr. Zu Ambri?
12.10.2023, 10:5412.10.2023, 14:56
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Gestern dominierte im Schweizer Eishockey eine Schlagzeile: Tim Berni kehrt nach der Enttäuschung im Trainingscamp der Columbus Blue Jackets (kein neuer Vertrag) tatsächlich in die Schweiz zurück. Aber nicht zu den ZSC Lions, wie das wohl viele erwartet haben. Der Schweizer Nationalverteidiger schliesst sich mit einem Vierjahresvertrag Meister Genf-Servette an und verstärkt die dortige Abwehr.

Aufgrund des Transferhammers ging die andere wichtige Schweizer Hockey-Meldung fast etwas unter: André Heim wurde von den St.Louis Blues auf die «Unconditional Waivers» gesetzt. Diese Waiver-Liste wird nur verwendet, wenn Verträge ausgekauft (Buyout) oder aufgelöst werden. Da das Buyout-Fenster längst geschlossen ist, lässt das nur einen Schluss zu: Die Blues und André Heim lösen den Vertrag in gegenseitigem Einvernehmen auf.

Das mag auf den ersten Blick überraschend kommen. Schliesslich gab sich der 25-jährige Center in einem SRF-Interview unlängst noch kämpferisch. «Wenn ich hier meine Sache gutmache, wird die Chance irgendeinmal kommen», sagte er zu seiner Degradierung in die AHL.

Doch die Realität sieht dann oft trister aus. Es ist beispielsweise möglich, dass die Blues Heim klargemacht haben, dass er auch in der AHL bei Springfield keine Stammplatzgarantie hat. Dann wäre auch eine weitere Degradierung in die drittklassige ECHL möglich gewesen.

Nicht zu unterschätzen ist das wenig attraktive Gesamtpaket, dass in den sogenannten «Minors» auf die Spieler wartet. Manchmal wird den Schweizern von den hiesigen Hockeyfans vorgeworfen, sie hätten zu wenig Biss, um sich auch mal in der NHL durchzusetzen.

Die Tatsache ist, dass Heims Brutto-Jahreslohn in der AHL noch 82'500 Dollar betragen hätte. Steuern und andere Abzüge wären also erst noch dazugekommen. Zudem ist die AHL beileibe keine Wohlfühloase. Es gibt lange Busfahrten statt Charterflüge, die Hotels sind günstiger und das Spiel ist noch eine Spur härter und teilweise auch rücksichtsloser als eine Liga höher. Es geht den Spielern vorwiegend darum, sich für NHL-Auftritte zu empfehlen – egal wie.

Ambri's player Andre Heim and Ambri's player Valentin Hofer, right, celebrate the victory after the preliminary round game of National League Swiss Championship 2022/23 between HC Ambri Piot ...
André Heim könnte bald wieder für Ambri auflaufen.Bild: keystone

Ein Spitzensportler müsste sich aber zumindest bis zu einem gewissen Mass auch wohlfühlen, um gute Leistungen erbringen zu können. Es ist also durchaus nachvollziehbar, dass ein Spieler so nach Alternativen sucht. In der Schweiz erhalten Berni, Heim und Co. nicht nur einen besseren Lohn. Sie sind auch wieder zurück bei Familien und Freunden, bewegen sich wieder im gewohnten Umfeld.

Eine solche Alternative könnte für André Heim schon bereitstehen. Als der Wechsel in die NHL bekanntwurde, sagte er: «Wenn ich zurückkommen würde, dann ist Ambri sicherlich eine Station, zu welcher ich gerne kommen würde.» Der Vertrag des Stürmer in der Leventina läuft noch bis 2025. Sofern keine andere NHL-Organisation mit einem Angebot dazwischenfunkt, könnte Heim bald wieder für den HCAP auf dem Eis stehen.

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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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CoolSideOfThePillow
12.10.2023 13:49registriert Juli 2022
Vielleicht wollte er einfach Heim.
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uhl
12.10.2023 12:17registriert Februar 2019
Ich finde, man muss differenzieren: Heim hat einfach mal eine Chance erhalten, sein Plan B bedeutet genau da weiterzumachen wo er aufgehört hat. Und wenn es stimmt, dass er nicht mal in der AHL gesetzt wäre (was mich allerdings schon sehr erstaunen würde...), dann ist die Rückkehr eh sonnenklar. Bei Berni sehe ich es etwas anders, obwohl ich verstehen kann, dass er seine Karriere neu lancieren möchte. Aber er müsste hier schon extrem einschlagen, um in Nordamerika noch einmal eine Chance zu erhalten.
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marak
12.10.2023 11:12registriert April 2014
Weiss nicht, ob man solche Fälle vergleichen kann. Berni und Heim sicher nicht (Berni hat 2 Saisions in Übersee inkl. fast 90 AHL Spiele). Die Konkurrenz ist riesig und man vergisst zuweilen, dass auch viele Einheimische Aufgebote in Europa bevorzugen nachdem sie sich einige Zeit abgemüht haben. Es ist nicht jeder ein Streit der sich auch als "älterer Herr" im zweiten Anlauf durchgebissten hat.
Von dem her kann ich der Stossrichtung des Artikels zustimmen.
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