In der Nacht auf Freitag startet die neue Saison in der National Hockey League auch für das grösste Schweizer Kontigent: für Nico Hischier, Timo Meier, Jonas Siegenthaler und Akira Schmid bei den New Jersey Devils. Bevor es losgeht, sprach Captain Hischier mit watson über die Steigerung seines Teams und die Erwartungen für die neue Saison.
Nico Hischier, Sie starten in Ihre siebte NHL-Saison: Fühlen Sie sich schon alt?
Nico Hischier: (lacht) Sicher älter als damals, als ich angefangen habe. Das Kribbeln ist aber immer noch da. Ich freue mich, dass es wieder losgeht. Aber ja, ich bin sicher ein paar Jahre älter geworden.
Letzte Saison haben die Devils einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht. Wo sehen Sie die Gründe?
Wir sind alle reifer und älter geworden und konnten uns allesamt verbessern. Wir konnten auch erstmals längere Zeit mit dem kompletten Kader spielen, hatten weniger mit Verletzungen zu kämpfen. Es kamen auch neue Spieler, die uns aushelfen und verbessern konnten. Wir mussten einige Jahre unten durch und freuen uns jetzt über das, was wir in Jersey aufgebaut haben.
Die Erleichterung in der Kabine muss gross gewesen sein, als die Mannschaft gemerkt hat, dass es endlich funktioniert.
Sicherlich. Das hat uns allen in der Garderobe einen Energieschub gegeben. Es hat uns Selbstvertrauen verliehen, Selbstvertrauen ineinander, das Wissen, dass wir ein gutes Team sind und gutes Eishockey spielen können.
Eigentlich begann das letzte Jahr überhaupt nicht gut. Kaum war die Saison gestartet, forderten die Fans die Entlassung von Trainer Lindy Ruff.
Wir haben die ersten zwei Spiele verloren, dann hat das angefangen. Was willst du da als Spieler sagen? Natürlich haben wir die Frustration der Fans nachvollziehen können. Als Spieler weisst du aber auch, dass es nur zwei Spiele sind und noch 80 andere Partien bevorstehen. Wir wussten, dass wir uns auf uns selbst fokussieren müssen, was uns gelungen ist. Wir haben dann fünf Spiele in Serie gewonnen und alles sah ganz anders aus.
Der Erfolg gab den Devils recht mit der Playoff-Qualifikation und dem Sieg in der Playoff-Serie gegen die New York Rangers. Wie haben Sie dieses siebte Playoff-Spiel erlebt?
Das war geil! Dieses Spiel werde ich nie vergessen. Zuhause, mit der Rivalität gegen die Rangers und dann auch noch Spiel 7 einer Playoff-Serie. Und wir konnten sie mit 4:0 bezwingen. Das Stadion war voll, es war laut und es hat richtig viel Spass gemacht.
Dafür schien dann in der Serie gegen Carolina die Luft etwas draussen zu sein.
Ja, das ging sehr schnell für uns. Einen Tag nach Spiel 7 gegen die Rangers flogen wir bereits nach Carolina und spielten sofort wieder. Dieser Turnaround war extrem schnell. Die Hurricanes waren auch ein ganz anderes Team. Sie haben uns richtig überfahren und wir hatten keine Antwort auf das Hockey, das sie spielen. Zuhause konnten wir uns etwas fangen, aber am Ende war Carolina einfach auch die bessere Mannschaft.
Was zeichnet das Spiel der «neuen» New Jersey Devils aus?
Das Tempo ist unsere grösste Stärke. Wir sind ein extrem schnelles Team und pflegen das auch.
Wenn Sie es mit Ihrer Debüt-Saison 2017 vergleichen, hat sich auch das Gefühl in der Garderobe verändert?
Absolut. Ausser Jesper Bratt und mir ist niemand mehr in der Mannschaft, der 2017 schon dabei war. Es fühlt sich definitiv anders an. Als Bratt und ich damals in die Mannschaft kamen, waren die meisten Teamkollegen ein gutes Stück älter. Jetzt sind wir deutlich jünger, die meisten sind etwa in meinem Alter oder darunter. Und trotzdem haben wir schon einige Jahre so zusammengespielt. Wir verstehen uns innerhalb des Teams alle sehr gut. Ich denke, es ist auch wichtig, dass wir einige Jahre unten durch mussten. Das hat uns sicher gut getan. Im damaligen Moment war es sicher doof, aber das kann einem Spieler oder einer Mannschaft helfen.
Ich habe gehört, Sie spielen zum ersten Mal im NFL-Fantasy-Spiel der Mannschaft mit. Wie läuft es?
Nicht gut. Gar nicht gut. Ich bin viel zu wenig interessiert, es ist wahrscheinlich das erste und letzte Mal, dass ich da mitmache.
Die Devils sind nicht nur jünger, sondern auch schweizerischer geworden. Wie ist es, mit drei anderen Schweizern in einem NHL-Team zu spielen?
Es macht Spass. So etwas gab es ja vorher noch nie. Es ist gerade in diesem Business nicht selbstverständlich, mit drei Landsmännern zusammen spielen zu können. Wir geniessen es und haben es gut zusammen.
Lädt ihr die Mannschaft mal zu Raclette oder Fondue ein?
Das ist eine gute Idee, das könnten wir eigentlich machen. In den letzten Tagen lag der Fokus natürlich auf der Saisonvorbereitung. Aber warum nicht? Das behalten wir mal im Hinterkopf.
Was schätzen Sie an Jonas Siegenthaler und Timo Meier als Mitspieler?
«Siegi» ist für mich einer der besten Defensivverteidiger, die es gibt. Er macht so viel richtig, liefert immer so gute Arbeit ab und erhält meiner Meinung nach fast noch zu wenig Kredit dafür. Man schaut halt immer nur auf die Tore. Aber er ist ein Spieler, den jedes Team braucht. Er zeigt jeden Abend seine Leistung, macht die «dirty work», die manchmal auch schmerzt.
Und Timo Meier?
Timo ist ein Powerstürmer mit einem gefährlichen Schuss. Er schiesst Tore, was wir natürlich super gebrauchen können. Er ist immer gefährlich, sehr gut auf den Beinen und schiesst ein Tor nach dem anderen.
Akira Schmid kennt man in der Schweiz noch weniger gut. Was sind seine Qualitäten?
Seine Qualität ist, dass er Pucks stoppt. (lacht)
Von aussen wirkt er immer sehr ruhig.
Genau, er ist ein sehr ruhiger Typ. Als Goalie brauchst du genau diese Qualität. Er ist dann auch zwischen den Pfosten die Ruhe selbst. Er macht seine Saves und lässt es aussehen, als wäre das einfachste der Welt. Manchmal fragt man sich, wie er das schafft. Ein lässiger, gemütlicher Typ.
Es ist auch Ihre vierte Saison als Captain. Hat sich Ihr Führungsstil verändert?
Nicht gross. Natürlich habe ich Erfahrung gesammelt. Aber im Grossen und Ganzen versuche ich, mir selbst treu zu bleiben. Ich will mich nicht verstellen und das wird auch diese Saison so sein.
Wie oft mussten Sie laut werden in den Jahren, als es nicht gut lief?
Das weiss ich gar nicht mehr. Ich bin natürlich auch keiner, der zu oft laut wird. Logisch musst du zwischendurch mal etwas sagen. Aber es braucht sehr viel, bis ich wirklich laut werde.
Mit dem Erfolg der letzten Saison kommt auch Druck für die neue Saison. Wie gehen Sie damit um?
Wir probieren, nicht zu viel zu lesen, was rundherum geschrieben und gesagt wird. Wir glauben an unsere Fähigkeiten, blicken nicht zu weit voraus und nehmen Spiel für Spiel. Und wir werden auch versuchen, den Druck als Motivator und Energiequelle zu brauche. Man hat diesen Druck ja aus gutem Grund, das haben wir uns erarbeitet. So können wir auch ein gesundes Selbstvertrauen haben.
Ich zwinge Sie jetzt doch noch zum Blick in die Zukunft: Was sind die Saisonziele für die New Jersey Devils?
Das Ziel ist klar die Playoff-Qualifikation. Und wenn du dort bist, gibt es nur ein Ziel: Wie jedes andere Team wollen war am Schluss ganz zuoberst sein. Sonst musst du gar nicht anfangen.