Die Professional Women’s Hockey League (PWHL) ist die einzige Profiliga im Fraueneishockey. Analog zur NHL bei den Männern besteht sie aus Teams aus den USA und Kanada. Die erste PWHL-Saison soll im Januar 2024 starten. Die PWHL wird die Premier Hockey Federation (PHF) ablösen, die 2015 (damals noch unter dem Namen National Women’s Hockey League) ins Leben gerufen wurde.
Das Fraueneishockey in den USA hat eine turbulente Zeit hinter sich. Bis 2019 hatten Kanada und die USA jeweils ihre eigenen Eishockeyligen. Dann kam die Hiobsbotschaft: Die kanadische Liga CWHL musste wegen Bankrotts den Betrieb einstellen. Auch die US-amerikanische Liga PHF bekundete Mühe: Die Spielerinnen hatten sich mit der Spielerinnengewerkschaft Professional Women's Hockey Players Association (PWHPA) zu einem Boykott zusammengeschlossen – Grund für die Unzufriedenheit der Spielerinnen waren nicht nur die niedrigen Löhne, sondern auch die fehlenden professionellen Strukturen. Nun wagt das nordamerikanische Fraueneishockey einen Neustart.
We may represent different teams, leagues and countries but collectively we stand as one #ForTheGame pic.twitter.com/TdKFlYxs6V
— Marie-Philip Poulin (@pou29) May 2, 2019
Am Ursprung dieses Neustarts stehen die Firma Billie Jean King Enterprises und die Mark Walter Group, die neuen Besitzer der Liga. Am 29. Juni gaben die neuen Inhaber bekannt, dass die PHF durch die PWHL ersetzt wird mit dem Ziel, das nordamerikanische Fraueneishockey unter einem Dach zu bündeln und die Spielerinnengewerkschaft miteinzubeziehen. Pro Team wurde eine maximale Lohnsumme von 1,5 Millionen Dollar festgelegt. Laut dem Tagesanzeiger dürfte eine Spielerin nach Abzug der Steuern rund 40’000 bis 50’000 Franken pro Saison verdienen. Zum ersten Mal werden Hockeyspielerinnen also vom Sport leben können.
Momentan besteht die PWHL aus Teams aus den untenstehenden US-amerikanischen und kanadischen Städten. Die Namen und die Logos der Teams sind noch nicht bekannt.
Six teams. 150 of the world’s best players.
— PWHL (@thepwhlofficial) August 29, 2023
Where will we see you? pic.twitter.com/4WhFccQ95C
Am 1. September startete die zehntägige Free-Agency-Periode. In diesem Zeitraum durften die Teams je drei Spielerinnen verpflichten, die kein Teil des Drafts sind. Spielerinnen, die sich noch in einem Univesitätssport-Programm befinden oder gerade erst eines abgeschlossen haben, kommen automatisch in den Draft und können somit nicht in der Free-Agency-Periode verpflichtet werden.
Am 18. September findet schliesslich der PWHL-Draft statt. Der Pool besteht aus 90 Spielerinnen, die noch zu haben sind.
Die Reihenfolge, wann welches Team eine Spielerin ziehen darf, wird per Los entschieden. Dieses Jahr sieht die Reihenfolge folgendermassen aus:
Im PWHL-Draft gibt es insgesamt 15 Runden. Die Reihenfolge der Teams wird dabei in jeder Runde umgekehrt.
Schon im Vorfeld des Drafts gibt es natürlich Spielerinnen, die aufgrund ihrer Leistungen begehrter sind als andere. Der Eishockeyexperte Ian Kennedy geht davon aus, dass diese zehn Spielerinnen an folgenden Positionen gezogen werden:
Ranking USports and NCAA grads for the upcoming #PWHLDraft https://t.co/33T6KNMwsl
— Ian Kennedy (@IanKennedyCK) September 8, 2023
Alina Müller ist nicht nur die erfolgreichste Eishockeyspielerin der Schweiz, sondern gehört gar zu den besten der Welt. Bereits mit 15 Jahren war sie Teil des Schweizer Nationalteams, das in 2014 in Sotschi Olympia-Bronze gewann.
Ab der Saison 2018/2019 studierte Alina Müller an der Northeastern University in Boston, wo sie einen Bachelor in Biopsychologie und Neurowissenschaften und einen Master in Rehabilitationswissenschaften absolvierte. Daneben spielte sie bei den Northeastern Huskies, dem Hockeyteam der Universität, eine tragende Rolle. In ihrer Zeit in Boston wurde sie fünf Mal für den Patty Kazmaier Memorial Award für die beste weibliche College-Eishockeyspielerin in den Vereinigten Staaten nominiert.
Nach ihrem Studienabschluss unterschrieb sie im Frühling 2023 ihren ersten Profivertrag bei Boston Pride in der PHF. Da diese aber wie bereits erwähnt aufgelöst und durch die PWHL ersetzt wird, wurde auch der unterschriebene Vertrag aufgelöst. Aufgrund der Regelung, dass Spielerinnen, die direkt von einem College-Team kommen, nicht in der Free-Agency-Periode unter Vertrag genommen werden können, wird sie erst nach dem Draft wissen, wo es für sie in Zukunft weitergeht.
Für Alina Müller wäre es natürlich schön, von Boston gedraftet zu werden, da sie die Stadt bereits bestens kennt. Sollte sie aber wie vorausgesagt an zweiter Stelle gezogen werden, heisst es für die Schweizerin Kofferpacken – an zweiter Stelle darf nämlich das Team aus Toronto wählen.
Die PWHL-Saison startet erst im Januar 2024. Bis dahin kommt die Schweizerin zurück in ihre Heimat und spielt eine halbe Saison beim amtierenden Meister ZSC Lions in der PostFinance Women's League.
Alina Müller zu den ZSC Lions Frauen! 👇https://t.co/ErVsX2J2vP pic.twitter.com/1Q4pkF7InK
— ZSC Lions (@zsclions) August 21, 2023