Es ist fast ein wenig so, wie wenn Cristiano Ronaldo nicht jetzt, sondern vor fünf Jahren nach Saudi-Arabien gewechselt wäre.
Lara Stalder feiert im Mai ihren 29. Geburtstag, ist also noch voll im Saft. In der schwedischen Liga brilliert sie seit Jahren mit ihren Qualitäten als Skorerin. Und trotzdem wechselt sie nun in die Nationalliga B.
Für die Luzernerin wird es eine Heimkehr in die Zentralschweiz sein. Stalder wird zum Aushängeschild des neu gegründeten Frauenteams des EV Zug, zuletzt zwei Mal in Folge Schweizer Meister bei den Männern.
«Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, die Strukturen im Fraueneishockey in der Zentralschweiz mitaufzubauen», begründet Stalder den Transfer. Der EVZ verfolge die gleichen Ziele und Visionen wie sie, daher «passt es perfekt».
Die Stürmerin gilt als eine der besten Schweizer Eishockey-Spielerinnen der Geschichte, 2014 war sie Teil des Nationalteams, das Olympia-Bronze gewann. Mit dem EVZ war sie neben dem Eis bereits verbunden: Sie betreute verschiedene Projekte im Bereich Nachhaltigkeit.
Die Zuger haben im Frauen-Eishockey Grosses vor. Geschäftsführer Patrick Lengwiler spricht von einem «Leuchtturm für die Zentralschweiz», der geschaffen werden soll. Der EVZ wolle eine Vorbildrolle für andere Schweizer Klubs einnehmen und inspirieren, wird Lengwiler in einem Communiqué zitiert.
«Laras Rückkehr sendet ein unglaublich starkes Signal», betont Daniela Diaz, die Trainerin der Frauen-Equipe. Es freue sie und mache sie stolz, Stalder in ihrem Team zu haben. Diaz, die zwischen 2015 und 2019 als Schweizer Nationaltrainerin amtete, schwärmt über das Konzept des EVZ. «Es werden neue Perspektiven für junge Spielerinnen geschaffen, von welchen das ganze Schweizer Eishockey profitieren wird.»
Gemäss CEO Lengwiler ist das erklärte Ziel der Zuger die gleichberechtigte Förderung von Mädchen und Frauen. «Wir müssen Eishockey endlich anders denken», betonte er. «Eishockey ist kein Männersport. Eishockey ist ein Sport, der von Mädchen und Jungs, von Frauen und Männern gespielt wird.»
Lara Stalder soll mithelfen, diese Botschaft nach aussen zu tragen. Vergangene Saison wurde sie in Schweden mit 89 Punkten in 32 Spielen Liga-Topskorerin. In sechs Saisons in der schwedischen Liga kommt sie auf einen Schnitt von 2,1 Punkten pro Spiel. Kurz vor Weihnachten bestritt sie ihr 150. Länderspiel.
«Bis zu meinem 18. Lebensjahr lernte ich in der Welt der Buben Eishockey spielen, weil es keine Strukturen für Mädchen gab», schreibt Stalder auf ihrer Website. «Ich war immer eines der einzigen Mädchen und das hat mich vielleicht hart und widerstandsfähig gemacht.» Sie glaube aber, dass dies ein Grund sei, weshalb viele Kolleginnen früh aufgaben. «Ich möchte dazu beitragen, dass Mädchen künftig die gleichen Chancen erhalten, ihrer Leidenschaft zu folgen.»
Das Zuger Team, das im nächsten Winter in der zweithöchsten Liga einsteigen wird, nimmt den Spielbetrieb mit einer ambitionierten Zielsetzung auf: Spätestens 2030 soll der erste Meistertitel gefeiert werden können. Zumindest das erste Teilziel, der Aufstieg in die höchste Liga, dürfte rasch errungen werden. Dem Vernehmen nach hat der EVZ ein Budget, das um ein Vielfaches höher ist als jenes von Teams der NLA.