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NHL: Die Buffalo Sabres schon wieder in der Krise – das steckt dahinter

Bildnummer: 12964812 Datum: 05.03.2013 Copyright: imago/Icon SMI
05 March 2013: Buffalo assistant coach Kevyn Adams. The Carolina Hurricanes played the Buffalo Sabres at the PNC Arena in Raleigh, Nort ...
Kevyn Adams, der GM der Buffalo Sabres, steht unter grossem Druck.Bild: IMAGO / Icon SMI

Buffalo-Fans wollen den GM fliegen sehen – warum nach 3 Spielen schon Panik herrscht

Drei Spiele, drei Niederlagen, null Punkte. Die Bilanz der Buffalo Sabres zum Saisonauftakt ist haarsträubend. Die Probleme bestehen aber schon viel länger.
15.10.2025, 17:0115.10.2025, 17:01

Es läuft das dritte Drittel im dritten Saisonspiel der Buffalo Sabres, die gerade auf eine Heimniederlage gegen die Colorado Avalanche zusteuern. Und die Sabres-Anhänger im KeyBank Center kennen keine Gnade und schreien: «Fire Adams» – entlässt Adams. Adams, das ist Kevyn Adams, der General Manager des Hockeyteams aus dem Bundesstaat New York.

Drei Spiele, drei Niederlagen, null Punkte. Zwei Tore erzielt, deren zehn erhalten. Die Bilanz Buffalos zum Auftakt der Saison ist mehr als ernüchternd. Aber schliesslich bleiben noch 79 Spiele, um den Fehlstart zu korrigieren. Warum liegen die Nerven am Ostufer des Lake Erie schon derart blank?

Weil die Misere in Buffalo eben schon länger andauert als die drei Partien in dieser Spielzeit. 14 Jahre warten Sabres-Fans nun schon auf eine Playoff-Qualifikation. Es ist die längste aktive Playoff-Dürre im nordamerikanischen Sport, geteilt mit den New York Jets aus der NFL. Das ist durchaus überraschend, schliesslich konnte Buffalo in den vergangenen elf Jahren zwei Mal an erster Stelle (Rasmus Dahlin und Owen Power) und zwei Mal an zweiter Stelle (Sam Reinhart und Jack Eichel) draften. Wer in einer nordamerikanischen Sportliga derart lange schlechte Resultate erzielt, müsste aufgrund des Draft-Systems eigentlich irgendwann wieder oben ankommen.

Doch die Sabres haben sich in dieser Zeit mit schlechtem Asset-Management immer wieder selbst geschwächt. Nach der Saison 2017/18 und drei brotlosen Jahren in Buffalo hatte der damalige Erstlinien-Center Ryan O'Reilly offenbar trotz laufendem Vertrag genug der Niederlagen und wollte das Team verlassen. General Manager Jason Botteril kam dem Wunsch nach und schickte den Spieler zu den St.Louis Blues. Dort gewann O'Reilly gleich in der ersten Saison den Stanley Cup und wurde zum Playoff-MVP gewählt.

St. Louis Blues' Ryan O'Reilly poses with, from left, the Frank J. Selke Trophy, for top defensive forward; the Stanley Cup; the Conn Smythe Trophy, for MVP during the playoffs; and the Clar ...
Kaum von Buffalo weg, gewann Ryan O'Reilly nicht nur den Stanley Cup, sondern unter anderem auch die Auszeichnung zum Playoff-MVP.Bild: AP/AP

Ein Muster, das sich durch die letzte Dekade durchzieht. 2016/17 hat Buffalo ein junges, talentiertes Kader, das aber noch einige Jahre bräuchte, um das Potenzial voll auszuschöpfen. Doch innert weniger Jahre sind viele dieser Spieler anderswo und gewinnen dort den Cup. Neben Ryan O'Reilly waren das Zach Bogosian (Tampa 2020), Jack Eichel, William Carrier (Vegas 2023), Kyle Okposo (Florida 2024) sowie Sam Reinhart, Evan Rodrigues und Dmitri Kulikov (Florida 2024 und 2025).

FILE - In this Feb. 15, 2021, file photo, Buffalo Sabres forward Jack Eichel skates during the second period of the team's NHL hockey game against the New York Islanders in Buffalo, N.Y. Eichel w ...
Auch Jack Eichel gewann den Stanley Cup, nachdem er Buffalo verliess.Bild: keystone

Besonders bitter ist natürlich der Verlust von Jack Eichel. Damals war die Sturheit des Managements in Buffalo das grosse Problem. Der damalige Starstürmer und Captain der Sabres litt an einem Bandscheibenvorfall im Nacken und pochte darauf, sich eine Bandscheibenprothese einsetzen zu lassen. Diese OP und die Folgen waren im Eishockey aber noch unerprobt, warum das Team ihm den Eingriff verweigerte und ihn zu einer klassischen Wirbelsäulenversteifung überreden wollte. Die Fronten waren derart verhärtet, dass am Ende auch Eichel einen Trade forderte und im November 2021 dann tatsächlich zu den Vegas Golden Knights getradet wurde.

Aber auch über solche Differenzen hinaus: Es scheint, als hätten die Sabres ein Problem damit, Talent zu erkennen oder dieses richtig zu fördern. Kein Wunder, entliessen sie 2020 doch neben GM Jason Botteril rund 20 weitere Personen im Management und der Scouting-Abteilung. Als neuer General Manager wurde der heute noch tätige Kevyn Adams eingestellt.

Der damals 46-jährige Adams hatte keinerlei Erfahrung als Sportmanager oder Sout, war aber seit elf Jahren als Entwicklungstrainer und Nachwuchsleiter in der Organisation der Sabres tätig. In dieser Zeit hat er eine enge Beziehung zum Besitzer-Ehepaar der Sabres aufgebaut, Terry und Kim Pegula, dem auch die Buffalo Bills (NFL) gehört. Die Pegulas schenken Adams weiterhin das Vertrauen, obwohl er es in den letzten fünf Jahren nicht geschafft hat, um starke Verteidiger wie Rasmus Dahlin oder Owen Power und talentierte Stürmer wie Tage Thompson, Dylan Cozens oder JJ Peterka ein konkurrenzfähiges Team aufzubauen.

FILE - Buffalo Sabres' owner Terry Pegula and his wife, Kim Pegula, pose for cameras during groundbreaking ceremonies at First Niagara Center before an NHL hockey game against the Philadelphia Fl ...
Bei Terry und Kim Pegula geniessen die Buffalo Bills einen höheren Stellenwert als die Sabres.Bild: keystone

Stattdessen wurden die Ergebnisse der Sabres in den letzten drei Jahren stets schlechter – von Rang 5 in der Atlantic Division 2023 bis zu Rang 7 im letzten Frühling. Adams machte vergangene Saison auch die Stadt Buffalo als «unattraktive Adresse mit hohen Steuern und ohne Palmen» mitschuldig für diesen Umstand. Deshalb seien die Stars der Liga nicht willig, in Buffalo zu unterschreiben. Eine Aussage, die ihm die Fans regelmässig um die Ohren schlagen.

Insbesondere, weil Adams' Bilanz als GM mehr als zweifelhaft ist. Im Sommer 2024 stellte er Lindy Ruff als Trainer ein, der ihm einst seinen ersten Job bei Buffalo ermöglichte. Die Art und das System des 65-Jährigen haben sich allerdings schon bei seiner letzten Station in New Jersey als überholt erwiesen.

Buffalo Sabres right wing JJ Peterka celebrates his goal during the third period of an NHL hockey game against the Boston Bruins, Tuesday, Jan. 28, 2025, in Buffalo, N.Y. (AP Photo/Jeffrey T. Barnes)
JJ Peterka war einer der talentiersten Stürmer, die Buffalo noch hatte – aber auch er wurde vergrault.Bild: keystone

Diesen Sommer tradete der Sabres-GM JJ Peterka weg. Der 23-jährige deutsche Stürmer (68 Skorerpunkte in 77 Spielen 2024/25) hatte offenbar auch schon keine Lust mehr auf die Verhältnisse in Buffalo. Er war jedenfalls nicht bereit, dort eine Vertragsverlängerung zu unterschreiben und erzwang so den Trade. Auch Spieler wie Dylan Cozens, Casey Mittelstadt, Jeff Skinner oder Matt Savoie wurden in der Organisation nicht glücklich und haben sie mittlerweile verlassen.

So gesehen haben unter der Regentschaft der Pegulas und Kevyn Adams fast schon ganze, Stanley-Cup-würdige Mannschaften die Sabres verlassen. So ist das Kader des Teams auch im mittlerweile sechsten Jahr der Ära Adams fragwürdig zusammengestellt.

Die Verteidigung wäre mit Dahlin, Power und Michael Kesselring gut genug, wobei letzterer derzeit noch verletzt ist. Im Sturm fehlt es abgesehen von Tage Thompson und Alex Tuch an Durchsetzungsvermögen und Talent. Josh Norris (letzte Saison von Ottawa gekommen) würde dies zwar mitbringen, aber leider auch eine lange Verletzungshistorie. Diese Saison ging im ersten Spiel seine Schulter erneut kaputt, weshalb er erneut langfristig ausfällt.

Goalie Ukko-Pekka Luukkonen konnte seine solide Saison von vor zwei Jahren bislang noch nicht bestätigen und fehlte zum diesjährigen Auftakt ebenfalls verletzt. Das 23-jährige Goalietalent Devon Levi ist noch nicht bereit für die NHL und muss eine Liga tiefer noch Erfahrung sammeln. Darum drohen die Buffalo Sabres zum 15. Mal in Folge die Playoffs zu verpassen.

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Und wenn das Realität wird, dann könnte es tatsächlich sein, dass der Wunsch der Sabres-Fans endlich erhört wird und Kevyn Adams gehen muss.

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