In etwas mehr als einem Monat, am 25. Dezember, beginnt die U20-Eishockey-Weltmeisterschaft in Edmonton. Dieses Jahr ist die Teilnahme am prestigeträchtigen Juniorenturnier so kompliziert wie nie. In der kanadischen Stadt findet die WM wie bereits die NHL-Playoffs in einer Bubble statt. Doch um in diese Blase reingelassen zu werden, muss der Schweizer Eishockeyverband hohe Anforderungen erfüllen.
Die Teams müssen bereits ab Anfang Dezember mit dem Zusammenzug beginnen und vor der Abreise mit dem vom internationalen Verband IIHF zur Verfügung gestellten Charterflug am 13. Dezember drei negative Covid-Tests aller Beteiligten vorlegen können. «Deshalb nominierten wir ein viel breiteres Kader für die Vorbereitung als normalerweise. Denn wir können bei Verletzungen nicht einfach jemanden nachziehen, der die Quarantäne-Bedingungen nicht erfüllt hat», erklärt U20-Trainer Marco Bayer.
Einmal in Kanada angekommen müssen alle Spieler und Trainer nochmals vier Tage in Quarantäne, jeder für sich im Hotelzimmer. Erst danach und bei einem weiteren negativen Covid-Test sind Trainings wieder möglich. «Dann starten wir in unsere zweite WM-Vorbereitung mit zwei Testspielen, ehe am Weihnachtstag dann der erste Ernstkampf folgt», sagt Bayer.
Der Zusammenzug der U20-Nati ist dieses Jahr damit länger als normalerweise. Bayer und seinen hochrangigen Assistenten Patrick Fischer und Tommy Albelin bleibt so mehr Zeit, um Spieler zu sichten, die sich in den letzten Wochen ins Rampenlicht gespielt haben.
Das alles bedeutet aber auch, dass den Klubs der National League und Swiss League wegen der diesjährigen WM nicht nur mehr Spieler fehlen, sondern dass diese auch noch länger absent sind. Das sei aber kein Problem, findet Bayer: «Es findet ein guter Austausch mit den Klubs statt. Und am Ende profitieren die Teams auch davon, wenn ihr Spieler an einer WM wertvolle Erfahrungen sammeln kann.» Bei einem gewöhnlichen Zusammenzug hätte man allenfalls darüber diskutiert, dass man von jedem Klubs jeweils nur eine beschränkte Anzahl Spieler aufbieten dürfe. Doch bei einer Weltmeisterschaft sei das eine andere Ausgangslage.
Tatsächlich sind nur wenige der aufgebotenen Spieler auch Stammkräfte in der National League. Von 34 Athleten kommen nur Bastian Guggenheim (Langnau/5 Spiele), Rocco Pezzullo (Ambri/14 Spiele) und Simon Knak (Davos/8 Spiele) regelmässig in der höchsten Schweizer Spielklasse zum Einsatz.
Dazu kommt noch ZSC-Stürmer Marco Rossi, der mit dem österreichischen Team nach Edmonton reisen wird. Österreich wird es, wie auch der Slowakei, Deutschland und der Schweiz zugute kommen, dass es dieses Jahr keinen Absteiger aus der höchsten Juniorenstufe geben wird. Die Turniere der tieferen Stufen wurden allesamt abgesagt. So können auch die kleineren Mannschaften von Beginn weg ohne Druck aufspielen.
Auch sonst scheinen die Umstände die Schweiz etwas zu bevorteilen. Während hier seit Oktober der Spielbetrieb in den höchsten Ligen und Juniorenstufen wenigstens einigermassen aufrecht erhalten werden konnte, fand andernorts noch kein einziges Spiel statt. In Deutschland werden die ersten Ernstkämpfe erst im Dezember stattfinden. In der NHL, AHL und in den kanadischen Juniorenligen OHL und WHL vermutlich gar erst im neuen Jahr. Das hat zur Folge, dass in Edmonton Spieler antreten, die diese Saison bislang noch kaum gespielt haben.
Ein Vorteil für die Schweiz? Durchaus, glaubt Marco Bayer. «Die höchsten Schweizer Nachwuchsligen (U20-Elit/U17-Elit) konnten durchspielen, was weltweit beinahe einzigartig war. Das ist ein Vorteil, den wir nutzen müssen», sagt der U20-Coach. Die Schweizer Spieler hätten bereits einen Spielrhythmus, während andere Mannschaften einen Kaltstart hinlegen müssten.
Dementsprechend offensiv formuliert Bayer auch die Ziele: «Wir gehen dorthin und wollen mindestens die Viertelfinals erreichen. Danach wollen wir eine Medaille. Wenn man sich das nicht als Ziel setzt, muss man gar nicht erst antreten.»
Zum Vorteil habe ich doch Fragezeichen. Rund die Hälfte der Spieler spielt selber in Übersee. Bei den Elite gibt es bis 10 Spiele Differenz und einige Teams hatten schon rund einen Monat keinen Ernstkampf mehr. Aber die A Nati hat gezeigt, was möglich ist.
Da dieses Jahr kein SC stattfindet, wäre wäre dies doch eine Alternative fürs Fernsehen.
In diesem Sinne
Hopp Schwiz