
Sag das doch deinen Freunden!
Der HC Davos ist das Epizentrum des Spengler Cups. Logisch. Denn der HCD ist Besitzer aller Rechte und Organisator des Turniers. Je besser der HCD, desto besser das Turnier, desto besser für den HCD.
So gesehen ist ein 1:5 zum Auftakt eigentlich ein Grund zur Beunruhigung. Ja, mit etwas Boshaftigkeit liesse sich sogar ein wenig polemisieren. Es gibt dieses Jahr ausnahmsweise sogar für die Davoser wichtigeres als den Spengler Cup. Der HCD strebt im Januar im Halbfinale der Champions Hockey League gegen das schwedische Spitzenteam Göteborg nach der europäischen Krone. Darauf konzentriert sich Arno Del Curto. Also liesse sich polemisieren, der Trainer habe zu sehr die Champions League und zu wenig den Spengler Cup im Kopf gehabt. Daher sei diese Niederlage logisch. Denn der HCD spielt so, wie der Trainer denkt.
Aber die Grundstimmung nach der gestrigen Niederlage lässt sich am besten mit professioneller Gelassenheit auf hohem Niveau umschreiben. Gegen Jekaterinburg verloren – na und? Es gibt ja auch eine fachtechnisch unpolemische Erklärung für die Niederlage: der HCD hat gegen eine Mannschaft verloren, die defensiv perfekt UND schnell gespielt hat. Eine Kombination, die es in der NLA so nicht gibt. Ausser … vom HCD.
Aber der tiefere Grund für die erstaunliche Gelassenheit ist ein anderer: Noch nie seit dem Wiederaufstieg von 1993 war es rund um den HCD beim Spengler Cup so windstill. Im Vergleich zum Vorjahr eine erstaunliche Entwicklung.
Spengler Cup 2014. Der HCD ist das zentrale Thema. Der Unterhaltungswert ist gross. Ja, es werden sogar in aller Seriosität «Untergangs-Szenarien» entworfen. Die gehen so: ein Zeitalter geht zu Ende. Der HCD steht zwar in der Meisterschaft gut da. Auf Platz zwei. Aber es rumort. Arno Del Curto und Reto von Arx haben auslaufende Verträge.
Sogar Kenner schliessen nicht mehr aus, dass Arno Del Curto am Ende der Saison den HCD verlassen wird. Und es wird nicht ohne Reto von Arx gehen. Wird der Vertrag mit dem Leitwolf verlängert? Und wenn nicht, tritt er zurück oder kehrt er dann am Ende gar zu den SCL Tigers zurück? Und es gibt auch Diskussionen ums Geld. 2015 wird der HCD das Turnier erstmals wieder selber vermarkten. Kann er das? Die Kritiker sind sich einig: Da hat sich HCD-Präsident wohl verrechnet. Das können die nicht. Hätte der HCD vor einem Jahr auch noch das Auftaktspiel 1:5 verloren, dann hätte es gerockt und gerollt. Der HCD liefert den Chronisten sechs Tage lang jeden Tag reichlich Stoff.
Spengler Cup 2015. Ein Jahr ist vergangen. Die Verträge der wichtigen Spieler laufen weiter. Niemand zweifelt daran, dass Arno Del Curto im Frühjahr beim HCD erneut verlängern wird. Der HCD ist Titelverteidiger und diese Saison geht es auch ohne Reto von Arx. Der HCD hat das Turnier 2015 in Eigenregie sehr gut vermarktet. Die Organisation funktioniert bestens. Präsident Gaudenz Domenig hat sich nicht verrechnet. Arno Del Curtos Kultstatus ist grösser und strahl heller denn je. Der HCD-Trainer steht selbst nach einem 1:5 im Auftaktspiel des Spengler Cups ausserhalb jeder Kritik steht.
Es ist für die Chronisten beim Spengler Cup 2015 nicht einfach. Der HCD bietet zum ersten Mal seit Jahrzehnten einfach keinen Stoff für Polemik.