Sport
Eishockey

NHL: Darum sollte Timo Meier jetzt Offer Sheets erhalten

San Jose Sharks' Timo Meier celebrates a goal against the St. Louis Blues in the second period in Game 1 of the NHL hockey Stanley Cup Western Conference finals in San Jose, Calif., Saturday, May ...
Schiesst Timo Meier seine Tore auch nächste Saison für die Sharks?Bild: AP/FR171606 AP

Warum (fast) die ganze NHL jetzt Timo Meier jagen sollte

In der NHL werden jetzt die neuen Verträge angeboten und unterschrieben. Weil San Jose der Cap-Raum ausgeht, könnten andere Teams Timo Meier ein Angebot machen. Mit einer Vertrags-Variante die kaum mehr genutzt wird.
19.06.2019, 17:2420.06.2019, 09:41
Mehr «Sport»

Die San Jose Sharks haben Erik Karlsson zum teuersten Verteidiger der NHL-Geschichte gemacht. 11,5 Millionen Dollar erhält der 29-jährige Schwede ab diesem Sommer. Das ist für ihn lukrativ, macht die Cap-Situation für die Sharks aber nicht unbedingt einfacher.

Mit dem neuen Vertrag von Karlsson hat San Jose für die nächste Saison noch 16,3 Millionen Dollar an Cap-Space zur Verfügung. Das ist unter der Annahme, dass der Salary Cap nächstes Jahr bei 83 Millionen Dollar liegen soll. Mittlerweile gibt es auch Anzeichen, dass er rund eine Million tiefer liegen könnte.

Die Sharks wollen mit dem restlichen verfügbaren Geld auch noch mit Captain Joe Pavelski, Joe Thornton, Kevin Labanc, Joakim Ryan und eben Timo Meier verlängern.

Alle Tore von Timo Meier in dieser Saison.Video: YouTube/Pinkporksodapop

Der Schweizer hat noch keinen Vertrag für die nächste Saison und ist ein Restricted Free Agent (RFA). Das bedeutet, er darf eigentlich nur mit dem Team verhandeln, das seine Rechte hält. Das sind momentan die San Jose Sharks, die ihn 2015 an neunter Stelle gedraftet haben.

Nun gibt es aber für andere Teams eine Möglichkeit, sich Restricted Free Agents anderer Mannschaften zu schnappen, sie wird nur äusserst selten genutzt. Sie nennt sich «Offer Sheet».

Was ist ein «Offer Sheet»?
Ein «Offer Sheet» ist eigentlich ein ganz normaler Vertrag. Mit der kleinen Ausnahme, dass man es einem Spieler eines anderen Teams anbietet. Der Spieler darf dann entscheiden, ob er den Vertrag ablehnt oder annimmt.

Nimmt der Spieler den Vertrag an, hat sein aktuelles Team sieben Tage Zeit, die eigene Offerte dem gegnerischen Angebot anzupassen. Tut es das, bleibt der Spieler. Tut es das nicht, wechselt der Spieler zu seinem neuen Team.

Natürlich ist es aber nicht ganz so einfach. Der Spieler wechselt im Normalfall nicht ohne Gegenleistung. Je nachdem, wie teuer der neue Vertrag ist, gibt es eine entsprechende Kompensation. Die geht von einem Drittrunden-Pick für Verträge zwischen 1,39 und 2,11 Millionen bis zu vier (!) Erstrundenpicks für Verträge über 10,56 Millionen.

Die Offer-Sheet-Kompensationen in der Übersicht:

Bild
Bild: sportsnet.ca

Und alle Draftpicks müssen die eigenen sein, und nicht von anderen Teams via Trade erworbene Rechte. Das heisst, wenn ein Team beispielsweise Mitch Marner, dessen neuer Vertrag ziemlich sicher über zehn Millionen sein dürfte, ein Offer Sheet anbietet, verliert es die Erstrundenpicks für 2020, 2021, 2022 und 2023.

Aber zurück zu Timo Meier: Warum sollte gerade jetzt die Gelegenheit so gut sein, um sich den Schweizer zu schnappen?

Einerseits hat der 98-Kilo-Brocken seine beste NHL-Saison hinter sich. In 98 Spielen erzielte der 22-jährige Herisauer 35 Tore und insgesamt 81 Punkte (inklusive Playoffs). Er ist ein moderner Powerflügel, der in den nächsten Jahren sogar noch besser werden kann. Andererseits ist es eben die schwierige Cap-Situation der Sharks, die dafür spricht.

General Manager Doug Wilson hat wohl vor, Meier einen Übergangs-Vertrag (engl. «bridge contract») von zwei Jahren zu einer Lohnsumme von drei bis vier Millionen jährlich anzubieten. Wenn nun ein anderes Team ein Offer Sheet von sechs bis acht Millionen anbietet, kann San Jose möglicherweise gar nicht mehr mitziehen. Zumindest nicht, ohne andere, teils wichtige Spieler ziehen lassen zu müssen.

Diese Teams könnten Meier theoretisch ein Offer Sheet anbieten:

Bild
Bild: capfriendly.com

Diese Teams können Meier kein Offer Sheet anbieten:

Diese Teams haben die erforderlichen Draft-Picks für eine Kompensation von Verträgen über 6,3 Millionen nicht. Bei tieferen Verträgen könnten Pittsburgh und Washington noch mitbieten.
Diese Teams haben die erforderlichen Draft-Picks für eine Kompensation von Verträgen über 6,3 Millionen nicht. Bei tieferen Verträgen könnten Pittsburgh und Washington noch mitbieten. Bild: capfriendly.com

Dass ein Spieler von Meiers Kaliber bereits in so jungen Jahren «auf dem Markt» ist, ist äusserst selten. Dennoch scheint es unwahrscheinlich, dass es ein Team tatsächlich versuchen wird. Offer Sheets sind nämlich äusserst selten.

Zum letzten Mal wurde 2013 ein Offer Sheet ausgesprochen. Damals versuchten die Calgary Flames Ryan O'Reilly von Colorado wegzulocken. Die Avalanche hat die Offerte allerdings ausgeglichen. Seit 2007 als Dustin Penner von Anaheim zu Edmonton wechselte, kam kein Offer Sheet mehr durch.

Anaheim Ducks right winger Dustin Penner celebrates his goal during the third period period of Game 4 of the NHL Stanley Cup hockey finals against the Ottawa Senators in Ottawa on Monday, June 4, 2007 ...
Dustin Penner war 2007 der letzte Spieler, der wegen einem Offer Sheet den Verein wechselte. Bild: AP CP

Vielmehr scheint sich ein ungeschriebenes Gesetz eingebürgert zu haben, dass man es nicht mehr mit Offer Sheets versucht. John Chayka, GM bei den Arizona Coyotes sagt zwar: «Es gibt immer mehr Geld für die jungen Spieler. Das wird irgendwann auch Offer Sheets nach sich ziehen.»

Dennoch scheinen die General Manager Angst zu haben, ihren Berufskollegen auf den Schlips zu treten. Sie wollen nicht, dass sie sich bei der nächsten eigenen Vertragsverhandlung vor «Revanche-Offer-Sheets» fürchten müssen.

Ob sie die Teams auch im Fall von Timo Meier daran halten, werden wir in den nächsten Wochen sehen.

Die bisherigen Trades in diesem Sommer

18. Juni:​

  • Philadelphia Flyers erhalten:
    Justin Braun (Verteidiger).
    San Jose Sharks erhalten:
    2.-Runden-Pick 2019 (#41), 3.-Runden-Pick 2020.​

17. Juni:

  • New York Rangers erhalten:
    Jacob Trouba (Verteidiger).
    Winnipeg Jets erhalten:
    Neal Pionk (Verteidiger), 1.-Runden-Pick 2019 (#20).

15. Juni:

  • Chicago Blackhawks erhalten:
    Olli Maatta (Verteidiger).
    Pittsburgh Penguins erhalten:
    Dominik Kahun (Center), 5.-Runden-Pick 2019.

14. Juni:

  • Philadelphia Flyers erhalten:
    Matt Niskanen (Verteidiger).
    Washington Capitals erhalten:
    Radko Gudas (Verteidiger, Flyers behalten 30% des Lohns).

Die bisherigen Vertragsverlängerungen und Verpflichtungen

18. Juni:

  • Kevin Hayes (Center) unterschreibt bei den Philadelphia Flyers für 7 Jahre bei einem Lohn von 7,14 Millionen pro Saison.
  • Brayden Coburn verlängert bei den Tampa Bay Lightning für 2 Jahre bei einem Lohn von 1,7 Millionen pro Saison.

17. Juni:

  • Erik Karlsson (Verteidiger) verlängert seinen Vertrag bei den San Jose Sharks um 8 Jahre bei einem Lohn von 11,5 Millionen pro Saison.

16. Juni:

  • Carl Hagelin (linker Flügel) verlängert seinen Vertrag bei den Washington Capitals um 4 Jahre bei einem Lohn von 2,75 Millionen pro Saison.

14. Juni:

  • Jordan Eberle (rechter Flügel) verlängert seinen Vertrag bei den New York Islanders um 5 Jahre bei einem Lohn von 5,5 Millionen pro Saison.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die 32 Stadien der 31 NHL-Teams
1 / 66
Die 32 Stadien der 32 NHL-Teams
Amalie Arena: Tampa, Florida. Team: Tampa Bay Lightning. Kapazität: 19'092 Zuschauer. Eröffnet: 1996.
quelle: picasa
Auf Facebook teilenAuf X teilen
NHL-Einsätze von Schweizer Eishockeyspielern
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
25 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Bobby Sixkiller
19.06.2019 17:39registriert Oktober 2017
Karlsson wird aus meiner Sicht komplett überbewertet. Mit so einem Vertrag haben sich die Sharks eine Menge Spielraum und Möglichkeiten genommen. Verstehe ich noch immer nicht und werde es auch nie. Timo wird wohl dennoch vorerst mit einem bridge contract in San Jose bleiben.
15911
Melden
Zum Kommentar
avatar
Couleur
19.06.2019 18:14registriert Januar 2018
Dieser Vertrag mit Karlsson ist ähnlich schwachsinnig wie jener von Price bei Montreal. Weltklasse Spieler, aber ein massiver Klotz am Bein aus Sicht des gesamten Teams. Und man stelle sich vor, dass Erik trotz Knie OP sein höchstes Level nicht mehr erreichen würde...Dazu kommt, dass die Sharks mit Burns bereits einen Verteidiger haben, dessen Stärken primär in der Offensive liegen. Scheint mir ziemlich unausgewogen, sowohl finanziell, aber auch taktisch.
11310
Melden
Zum Kommentar
avatar
Helmholtz Watson
19.06.2019 17:53registriert Juni 2016
11.5 Mio für Karlsson sind einfach zu viel. Dazu noch Kane der mit 7 Mio auch eher über seinen Leistungen verdient...
So wirds extrem schwer ein Team aufzustellen das Chancen auf den Cup hat.
Momentan haben die Sharks nur 3 der top 9 Stürmer der letzten Saison unter Vertrag... Mit den gut 15 Mio wirds nicht möglich sein die Stärke von diesem Jahr aufrecht zu erhalten.
Alleine Pavelski wird sicher 8 Mio verlangen.
Denke aber nicht dass sie Timo abgeben werden. Bei 5 gegen 5 ist er der stärkste Stürmer der Sharks.
Und Offer Sheet wird es wohl keins geben, da sind sich die GMs einig momentan.
674
Melden
Zum Kommentar
25
«Musste mir im letzten Jahr sehr viel anhören» – Bayern-Matchwinner Kimmich schlägt zurück
Bayern München steht im Halbfinal der Champions League. Joshua Kimmich entschied die Partie gegen Arsenal quasi im Alleingang. Danach wurde der deusche Nationalspieler ungewohnt deutlich.

Für Joshua Kimmich muss das 1:0 seines FC Bayern über den Arsenal am Mittwochabend eine doppelte Erlösung gewesen sein. Nicht nur buchten die Bayern den Einzug ins Halbfinale der Champions League, auch krönte sich Kimmich mit seinem Kopfballtreffer in der 64. Minute zum Mann des Spiels. Sein Treffer entschied die Partie gegen einen Gegner, der nur schwer zu knacken gewesen war.

Zur Story