Eine 1:5-Niederlage gegen Lettland und ein 0:3 gegen Schweden. Die zwei letzten Testspiele der Eishockey-Nationalmannschaft lassen für die WM, die nächsten Freitag beginnt, wenig Euphorie aufkommen. Heute (12 Uhr) folgt gegen Finnland die nächste Prüfung.
Die drängendste Frage lautet: Wer soll im Team von Patrick Fischer die Tore schiessen? Ein Tor in den letzten 120 Spielminuten ist eine mickrige Ausbeute. Die Liste der Verletzten und Abwesenden ist lang. Die bewährten National-League-Skorer Grégory Hofmann und Sven Andrighetto fehlen genauso wie die NHL-Stürmer Pius Suter und Philipp Kurashev.
Noch unklar ist, ob Kevin Fiala, Denis Malgin oder Roman Josi die Nati in Riga verstärken können. Die Saison der drei NHL-Spieler ist zwar zu Ende, doch weil sie sich mit Verletzungen herumschlagen, haben sie von ihren Teams noch keine Freigabe erhalten. Nico Hischier und Timo Meier sind mit den New Jersey Devils noch in den Playoffs engagiert. Eine WM-Teilnahme Meiers ist aufgrund der Vertragssituation sowieso unrealistisch. Dabei könnte Patrick Fischer genau diese offensive Qualität dringend gebrauchen.
Im Sturm ist Nino Niederreiter bislang die einzige Verstärkung aus Nordamerika. Der Churer Flügel stösst demnächst zu Fischers Equipe. Ansonsten besteht der Sturm bislang nur aus National-League-Spielern – einige von ihnen haben noch nie eine WM bestritten.
Nino Niederreiters Bilanz bei seiner letzten WM-Teilnahme (2018/19) täuscht etwas. Der Churer kam aufgrund der Playoff-Teilnahme der Hurricanes spät dazu, und sammelte in zwei Spielen ein Tor und einen Assist. Ein Jahr zuvor kam er in zehn Spielen auf vier Tore und fünf Assists. Seine 24 Treffer in der besten Liga der Welt beweisen, dass der 30-Jährige immer noch weiss, wo das Tor steht.
Ansonsten scheint ein grosser Teil der Torproduktion auf den Schultern von WM-Neuling Tyler Moy zu lasten. Der US-Schweizer traf während der Regular Season in Rapperswil stolze 24 Mal. Nun muss er beweisen, dass er das auch ohne Roman Cervenka kann. Beim letzten Schweizer Sieg in dieser WM-Vorbereitung (5:3 gegen Lettland) schoss der 27-jährige Moy zwei Tore.
Auch Dario Simion und Christoph Bertschy werden gefordert sein, wenn es um die Torproduktion geht. Enzo Corvi und Gaëtan Haas sind exzellente Spielmacher, aber nicht unbedingt als grosse Sniper bekannt. Von den Verteidigern Dean Kukan, J.J. Moser und Romain Loeffel kommt sicher auch etwas offensive Unterstützung. Und wer weiss, vielleicht zeigt ja Rekordmann Ambühl das Turnier seines Lebens.
Klar ist aber, dass der Schweizer Sturm Stand jetzt deutlich weniger breit aufgestellt ist als in den Jahren zuvor, als Fischer regelmässig auf die Dienste von Hischier, Fiala, Meier, Suter oder Malgin zählen konnte. Und am Donnerstag hat auch die Verteidigung mit der Verletzung von Youngster Lian Bichsel einen Rückschlag erlitten.
Die Hockey-Nati bekommt schon heute die nächste Chance zu zeigen, wie gut sie wirklich ist. Um 12 Uhr beginnt das Testspiel gegen Finnland (live auf SRF 2). In exakt einer Woche gilt es dann ernst mit dem WM-Auftakt gegen Slowenien.