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Farce statt Drama – Klotens grosses Glück und Basels fataler Irrtum

EHC Kloten Assistenztrainer Kimmo Rintanen und Sportchef und Cheftrainer Larry Mitchell waehrend dem Eishockey-Meisterschaftsspiel der National League zwischen den Teams EHC Kloten und SCL Tigers am F ...
Seit acht Spielen ist der EHC Kloten unter Larry Mitchell nun sieglos.Bild: keystone
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Farce statt Drama – Klotens grosses Glück und Basels fataler Irrtum

Der EHC Kloten hat unter seinem «Operetten-Dubé» Larry Mitchell inzwischen auf allen Ebenen die Merkmale eines Absteigers. Aber die Zürcher haben Glück: Es ist gut möglich, dass nicht einmal die Playouts gespielt werden.
14.01.2024, 19:0214.01.2024, 19:54
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Am 4. Oktober 2019 hat Christian Dubé Trainer Mark French (den er ausgesucht hatte) gefeuert und zusätzlich auch noch das Traineramt übernommen. Eine Erfolgsgeschichte: In der Doppelfunktion Trainer/Sportchef hat der Kanadier Gottéron zu einem unterhaltsamen Spitzenteam geformt: Zum ersten Mal wird diese Saison jede Heimpartie in einer ausverkauften Arena zelebriert.

Am 19. November 2023 hat Larry Mitchell Trainer Gerry Fleming (den er ausgesucht hatte) gefeuert und zusätzlich auch noch das Traineramt übernommen. Ein Desaster. Vier Siege resultierten aus den ersten sieben Begegnungen unter der neuen Führung, sechsmal gab es Punkte. Ein kurzer Wahn, dem nun die lange Reue folgt. Die letzten acht Partien gingen allesamt verloren. Bei einem Torverhältnis von 11:40. Kloten rauscht nahezu ungebremst dem Tabellenende entgegen. Mit einer Überforderung auf allen Ebenen, vom Präsidenten bis hinunter an die Bande, zeigt Kloten alle Merkmale des sportlichen Zerfalls. Kurzum: Ein Abstiegskandidat mit einem Torhüter (Juha Metsola), der sich innerlich schon längst aus Kloten verabschiedet hat. Er spielt nächste Saison bei Tappara Tampere.

Larry Mitchell kennt das grosse Hockey nicht. Er ist ein Clown an der Bande ohne Unterhaltungswert.

Der Unterschied zwischen Christian Dubé (46) und Larry Mitchell (56): Christian Dubé blickt bei der Übernahme der Doppelfunktion Sportchef/Trainer auf 21 Jahre Erfahrung als Spieler und Sportchef bei Spitzenteams in unserer höchsten Liga zurück. Er kennt unser Hockey. Larry Mitchell hat die letzten 30 Jahre als Spieler, Manager und Trainer in den vier höchsten Spielklassen in Deutschland unter anderem in Hockey-Hotspots wie Dinslaken, Peiting, Schongau, Miesbach und Salzgitter verbracht. Er kennt unser Hockey, er kennt das grosse Hockey nicht. Er ist ein «Operetten-Dubé». Um es ganz, ganz boshaft zu sagen: ein Clown an der Bande ohne Unterhaltungswert.

Der Freiburger Cheftrainer Christian Dube kommt auf die Spielerbank mit Freiburger Julien Sprunger und Freiburger Killian Mottet, beim Eishockey Meisterschaftsspiel der National League A zwischen dem  ...
Christian Dubé füllt die Doppelrolle erfolgreich aus.Bild: keystone

Aber Larry Mitchell hat das Glück des Tüchtigen: Sehr gut möglich, dass er in einem «Operetten-Abstiegskampf» die Hauptrolle übernommen hat. Nur Olten und Visp haben die Bewilligung zum Aufstieg. Visp ist noch nicht einmal für die Playoffs der Swiss League qualifiziert und Olten bleibt vorerst ein Rätsel: Wollen die Oltner wirklich aufsteigen? Trainer Lars Leuenberger ist gefeuert worden, um wenigstens den Rest der Qualifikation und die Playoffs zu retten.

Nach dem Motivations-Schub durch den Trainerwechsel droht den Unaufsteigbaren womöglich ein sensationeller Aufstieg. Aber Präsident Marc Thommen fühlt sich in der Swiss League wohler. Am 15. Februar wissen wir definitiv Bescheid. Die Liga-Qualifikation wird mit vier Ausländern gespielt. Wenn Olten bis zum 15. Februar nicht zwei zusätzliche gute Ausländer verpflichtet hat, dann wissen wir: Olten will nicht aufsteigen, das ganze Drama um Auf- und Abstieg ist bloss eine Farce.

Wenn Olten oder Visp (so denn Visp das Wunder einer Playoff-Qualifikation überhaupt schafft) den Final der Swiss League nicht erreichen, werden nicht einmal mehr die Playouts zwischen dem 13. und 14. der National League ausgetragen und die Liga-Qualifikation findet dann logischerweise auch nicht mehr statt. Wird weder Olten noch Visp SL-Meister, entfällt die Liga-Qualifikation.

National-League-Manager Denis Vaucher bestätigt: «Ich gehe davon aus, dass wir die Playouts nicht mehr spielen werden, wenn Olten und Visp den Final nicht erreichen. Wenn Olten und Visp nicht Meister werden, entfällt die Liga-Qualifikation.» Für den Verzicht auf Playouts bzw. Liga-Qualifikation ist allerdings noch ein Liga-Beschluss mit einer Dreiviertelmehrheit erforderlich. Weil es juristisch eine Modus-Änderung während der laufenden Saison ist. Denis Vaucher nimmt an, dass dieser Beschluss nur Formsache sein dürfte. Weil niemand an bedeutungslos gewordenen Partien der Playouts bzw. der Liga-Qualifikation ein Interesse hat.

Denis Vaucher, Direktor National und Swiss League, waehrend einer Medienkonferenz nach einer ausserordentlichen Ligaversammlung ueber die Entscheidungen betreffend dem Schweizermeister sowie den Auf-  ...
Liga-Präsident Denis Vaucher.Bild: KEYSTONE

Die Chancen, dass Olten und Visp nicht Meister werden oder nicht einmal den Final erreichen, sind durchaus intakt: La Chaux-de-Fonds (die Liga hat den Neuenburgern die Aufstiegsbewilligung nicht erteilt), die GCK Lions (dürfen als ZSC-Farmteam nicht aufsteigen), Basel (das von vornherein auf den Aufstieg verzichtet) und Thurgau (kein Aufstiegsgesuch gestellt) haben alle das Potenzial, Olten erfolgreich herauszufordern.

Dass nur das nicht durchschaubare Rätselwesen Olten und Heinz Ehlers Hockey-Wanderzirkus Visp im Aufstiegsrennen eine Rolle spielen, ist die Folge des grössten Irrtums in unserer neueren Hockeygeschichte: Basels Verzicht auf den Aufstieg. Die Basler haben nicht einmal ein Aufstiegsgesuch eingereicht. Der Verzicht auf die Chance zur Promotion erfolgte über den Kopf von Sportchef Kevin Schläpfer hinweg. Er gesteht, weil er halt ehrlich ist: «Ich bin von diesem Entscheid total überrascht worden.» Besinnt sich und sagt dann brav das Sprüchlein auf, das ihm wohl Geschäftsführer Olivier Schäublin beigebracht hat: «Ein Aufstieg käme für uns noch zu früh, wir sind noch nicht bereit für die höchste Liga. In vier oder fünf Jahren wird es anders sein.»

Basels Verzicht auf einen Aufstieg tönt vernünftig, ist aber bei Lichte besehen barer Unsinn.

Das tönt vernünftig, ist aber bei Lichte besehen barer Unsinn. Ein Aufstieg ist nie planbar. Wenn sich im Sport eine Chance bietet, dann muss man sie packen. Sonst kommt diese Chance vielleicht auf Jahrzehnte nicht mehr. Wenn der EHC Basel jetzt nicht bereit ist, dann wird er es auch in fünf Jahren nicht sein. Ein besseres Argument als eine geglückte Rückkehr auf die grosse Hockey-Bühne gibt es nicht, um Investoren in einer der reichsten Städte der Welt zu finden. Das Geld, das die Basler heute für Hockey nicht finden, werden sie auch in fünf Jahren nicht finden.

Die Infrastruktur ist vorhanden, im Falle eines Aufstieges eine Mannschaft mit der Spielstärke von Ajoie zusammenzustellen, wäre für einen Sportchef wie Kevin Schläpfer kein Problem. Er könnte sich dann auch noch aus der sportlichen Konkursmasse des Absteigers (wahrscheinlich Kloten) bedienen.

  • Stürmer
  • Verteidiger
  • Torhüter
player_image

Nation Flag

Aktuelle
Note

  • 7

    Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.

  • 6-7

    Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.

  • 5-6

    Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.

  • 4-5

    Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.

  • 3-4

    Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.

  • Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.

5,2

09.22

5,2

09.23

5,2

01.24

Punkte

Goals/Assists

Spiele

Strafminuten

  • Er ist

  • Er kann

  • Erwarte

Ajoie ist im Frühjahr 2021 völlig unerwartet in die National League aufgestiegen und hatte sogar den Verzicht auf den Aufstieg erwogen. Heute erfreut sich Ajoie einer recht soliden Existenz in der National League, hat seinen Platz an der Sonne im letzten Frühjahr in zwei Dramen gegen Langnau und La Chaux-de-Fonds verteidigt und nun sind sogar die Chancen intakt, erstmals auf Kosten von Kloten dem letzten Platz zu entgehen.

Wer im Sport die grosse Herausforderung scheut wie Basel, wird eine grosse Herausforderung nie bestehen. Basels fataler Irrtum ist Klotens (oder Ajoies) grosses Glück und womöglich das Unglück der National League. Wenn es in der Swiss League neben der auf 14 Teams aufgeblähten National League nicht mehr möglich ist, einen ernstzunehmenden Aufstiegskandidaten zu finanzieren und zu formieren, dann wird die höchste Spielklasse praktisch zu einer geschlossenen Liga. Die Folge wäre in dieser Saison, dass Langnau, die Lakers, Kloten und Ajoie für den Rest der Qualifikation bereits jetzt nur noch bedeutungslose Partien bestreiten würden. Selbst Langnau hat nur noch theoretische Chancen auf das Play-In.

Spieler und Fans jubeln nach dem 5:2-Sieg nach dem Eishockey-Qualifikationsspiel der National League zwischen dem HC Ajoie und dem EHC Kloten in der Raiffeisen Arena in Porrentruy, am Dienstag, 31. Ok ...
Ajoie erfreut sich einer recht soliden Existenz in der National League.Bild: keystone

Eine National League ohne Abstiegsdramen wäre wie Zermatt ohne Matterhorn. Mit entsprechendem Nachlassen des Medien- und Publikumsinteresses und des spielerischen Niveaus.

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HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
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quelle: keystone / ennio leanza
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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wineguy
14.01.2024 20:28registriert November 2023
Wann endlich wird dieser Lüthi-Höriger Denis Vaucher aus dem Amt gejagt?
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Bergfux
14.01.2024 20:08registriert September 2021
Kloten mit seinem Sportchef der nun auch noch Trainer ist, ist für mich das Hockey-Beispiel des FC Basel. Dort lief es in der Vorsaison mit Vogel genau gleich. Der eigentliche Sportchef hatte dadurch keine bzw zu wenig Zeit für Transfers usw. Und hatte deshalb in dieser Saison von Anfang an nur Probleme. Wenn Kloten nicht bald handelt, ist die nächste Saison die letzte im A. Denn die Negativspirale dreht sich je länger je schneller und dass es womöglich keine Playouts gibt, gibt nur eine falsche Sicherheit.
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FromB
15.01.2024 05:50registriert Oktober 2020
Das sind halt die Probleme einer Liga/Sportart, in der sportliche Werte nichts zählen.
Weshalb man dieses Auf-/Abstiegsmodell überhaupt noch hat, ist mir schleierhaft, es wirkt ein bisschen wie eine Farce.
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Den ZSC Lions fehlt noch ein Sieg zum Meistertitel – Hrubec mit Shutout im Final
Am Samstag können die ZSC Lions mit einem weiteren Sieg in der Playoff-Finalserie Schweizer Meister werden. Die Zürcher schlugen Lausanne im Spiel 5 mit 3:0 und liegen in der Best-of-Seven-Serie nun mit 3:2 Siegen vorne.

Auch das fünfte Finalspiel der Playoffs in der National League endete mit einem Heimsieg. Mit einem 3:0 erarbeiten sich die ZSC Lions gegen Lausanne zwei Chancen zum Meistertitel.

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