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Eismeister Zaugg tippt die Hockey-Saison – Teil 5 mit den SCRJ Lakers

Droht den Lakers nach dem Höhenflug der Absturz?
Droht den Lakers nach dem Höhenflug der Absturz?Bild: imago, shutterstock
Eismeister Zaugg

Die Eismeister-Vorschau – in schwindelerregenden Höhen ist die Rappi-Absturzgefahr grösser

Zwei Jahre hintereinander haben die Rapperswil-Jona Lakers nun alle Erwartungen übertroffen und aus den Miserablen sind die höchst Respektablen geworden. Sie sind in schwindelerregende Höhen aufgestiegen. Das schürt Erwartungen, Hoffnungen und kühne Träume, erhöht aber auch die Absturzgefahr.
08.09.2022, 08:3909.09.2022, 07:00
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Der watson-Eismeister Klaus Zaugg blickt auf die neue National-League-Saison voraus, die am 14. September beginnt. In umgekehrter Reihenfolge seiner Prognose nimmt er alle Klubs der Liga unter die Lupe. Heute der fünfte von 14 Teilen – die Rapperswil-Jona Lakers.

Grössenwahn und finanzielle Abenteuer gehören längst der Vergangenheit an. Die Hockey-Firma der Lakers ist nach dem Abstieg von 2015 neu strukturiert und seither geduldig, umsichtig und beharrlich in die höchste Liga zurückgeführt worden. Nun wartet auf Präsident Konrad Müller nach der wirtschaftlichen und sportlichen Sanierung die nächste heikle Aufgabe: Gelingt es, die Lakers dauerhaft in der nationalen Spitzengruppe zu etablieren?

Wenn die Lakers diesen nächsten Schritt machen wollen, genügt es nicht mehr, dass Janick Steinmann die Talente aufspürt, die andere übersehen haben. Dann braucht er eine «Kriegskasse», die es ihm ermöglicht, die besten Spieler zu halten und ein paar Kaisertransfers zu machen. Für die Fortschritte der letzten Jahre, den Trainerwechsel zum richtigen Zeitpunkt (von Jeff Tomlinson zu Stefan Hedlund) gibt es fürs Sportliche und fürs übrige Management die Maximalnote.

Vom Aufstiegsteam von 2018 sind Melvin Nyffeler, Fabian Maier, Leandro Profico und Rajan Sataric immer noch dabei und nicht nur die vier, auch vergessene, übersehene Talente haben schier unfassbare Fortschritte gemacht und sind in die Business-Klasse der Liga befördert worden. Aber wann ist das Potenzial ausgereizt? Die Lakers stürmten vorletzte Saison sensationell in den Halbfinal und letzte Saison in der Qualifikation spektakulär auf Platz vier.

Jubel bei Rapperswils Marco Lehmann, Rapperswils Dominik Egli und Rapperswils Top Scorer Leandro Profico, von links, im zweiten Eishockey Playoff-Viertelfinalspiel der National League zwischen den SC  ...
Die Lakers verloren nicht nur Dominik Egli (Mitte), sondern nun auch Marco Lehmann.Bild: keystone

Im Sport möchte man immer besser werden. Für die Lakers dürfte das schwierig werden. Die Mannschaft ist zwar entwicklungsfähig. Aber besser sein als in der vorangegangenen Spielzeit hiesse für die Lakers eigentlich: Titelkandidat! Und das wäre vermessen. Inzwischen werden sie nämlich für ihren Erfolg bestraft: Sie haben aus Dominik Egli einen Nationalverteidiger gemacht und ihn vor einem Jahr an Davos verloren. Nun hat der SCB Marco Lehmann, bei den Lakers zum 30-Punkte-Stürmer gereift, mit noch mehr Geld abgeworben.

Die Frage ist ja auch: Ist ein Trainer, der im Playoff-Viertelfinal einen 3:0-Vorsprung verspielt hat, ein guter Trainer? Ja, er ist ein guter Trainer. Es war unmöglich, aus diesen Lakers mehr herauszuholen. Ein junges, unerfahrenes Team stürmte auf Platz 4 und in die Champions Hockey League, es war die beste Platzierung seit 15 Jahren. Stefan Hedlund gebührt dafür sehr viel Kredit.

Stefan Hedlund wurde von den Lakers-Fans trotz Niederlage im Playoff-Viertelfinal gefeiert.Video: streamable

Sein erstaunlicher Erfolg ist kein Zufall. Sondern das Produkt einer strukturierten Spielweise, eines perfekten Konzepts. Jahrelang hatten sich die Lakers meistens in die Rolle des Aussenseiters drängen lassen, der das Spieldiktat dem Gegner überlässt. Doch nun zelebrieren sie unter dem schwedischen Trainer ein sehr aggressives, attraktives, mitreissendes Angriffshockey, mit Konzentration auf den Scheibenbesitz, bis der Gegner einen Fehler begeht und sich eine Lücke öffnet.

Der demonstrative Glaube des Trainers an die Qualitäten einer Mannschaft macht jeden Spieler ein paar Zentimeter grösser, ein paar Kilo schwerer und ein paar Stundenkilometer schneller. Aber nun sind die Lakers in schwindelerregende Höhen aufgestiegen. Sich dort zu halten, ist noch schwieriger, als dorthin aufzusteigen.

Prognose: Platz 10

Die Lakers kletterten als Überraschungsmannschaft der letzten Qualifikation auf den 4. Rang, nur 6 Punkte hinter Qualifikationssieger Zug, und sie erreichten erstmals die Champions Hockey League. Sportchef Janick Steinmann hat die spielerische Substanz auf dem Transfermarkt bewahrt und einige junge Spieler haben ihr Talent noch nicht voll entfaltet. Es gibt also Steigerungspotenzial. Und trotzdem nur Rang 10? Die Geschichte lehrt, dass es schwierig ist, eine Überraschungssaison zu bestätigen. Erst recht, wenn die Zusatzbelastung Champions Hockey League hinzukommt. Und die Abhängigkeit von Roman Cervenka (er wird im Dezember 37) wird unterschätzt. Die Lakers sind ein Spitzenteam – aber sie stehen von allen nominellen Spitzenteams auf dem dünnsten Eis.

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quelle: keystone / ennio leanza
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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Thomas Meister
08.09.2022 09:50registriert April 2019
Gar nicht so einfach die Saison zu tippen. Der EVZ wird ganz sicher weit oder ganz vorne mitspielen. Ebenso die Zürcher, wenn es Grönborg gelingt endlich Konstanz in die Spiele zu bringen. Dahinter? Irgendwie alles möglich. Wie gut ist der "neue" SCB? Wie stark ist Lugano? Was liegt für Servette drin? Klarer wird es nur gegen Ende der Tabelle. Langnau, Ajoie und Kloten werden wohl die hinteren Plätze teilen. Ich freue mich auf jeden Fall auf eine spannende Saison.
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Bacchus75
08.09.2022 09:12registriert Oktober 2014
Ich weiss gar nicht warum die Erwartungen immer so hoch sein sollten. Ich habe den Eindruck, dass man in Rappi sehr realistisch lebt und sich bewusst ist, dass das Ziel auch weiterhin die Pre-Playoffs sind. Und das Budget wurde ja gemäss Markus Bütler erhöht. Dies konnte man nach über 800'000.- Gewinn in der letzten Saison auch getrost machen. Zwischen Platz 3 und 11 kann relativ viel passieren, da da die Liga enorm ausgeglichen ist. Zug und der Z werden wohl vorangehen, Kloten, Ajoie und Langnau die Plätz 12 bis 14 untereinander ausmachen.
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Hollywood
08.09.2022 09:42registriert März 2019
Realistisch der Z und EVZ vorn weg, Paltz 3-11 sehr sehr augeglichen (finde ich geil), Platz 12-14 ist wohl auch gegeben, wobei Kloten oder Ajoie gerne als überraschung sehen würde.
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