An prominenter Lage: der Schriftzug von Nord Stream auf dem Zuger Trikot.Bild: keystone
Eismeister Zaugg
Der Sport versucht, sich aus der Politik herauszuhalten. Das ist für unser Hockey nicht mehr möglich. Nord Stream ist Sponsor beim Meister EV Zug. Das ist hoch politisch. Der Verband wünscht, dass der Namenszug verschwindet.
25.02.2022, 12:2625.02.2022, 14:17
Der Präsident eines Klubs der National League ist besorgt. Er sagt: «Wenn wir heute gegen Zug spielen müssten, dann kämen wir nicht um eine Erklärung herum.» Nord Stream ist Sponsor bei Zug. Der Name prangt gut sichtbar auf dem Jersey.
Nord Stream gehört zum russischen Energieriesen Gazprom. Gazprom steht in der öffentlichen Wahrnehmung für den russischen Staat und für Wladimir Putin.
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In Artikel 2, Absatz 6 steht in den Statuten des Schweizerischen Eishockeyverbandes (SIHF): «Die SIHF ist politisch unabhängig und konfessionell neutral.» Die National League ist zwar juristisch vom Verband unabhängig. Sie wird aber von der Öffentlichkeit als zentraler Bestandteil unseres Hockeys wahrgenommen. Sie sollte sich deshalb diesen Statuten ebenfalls unterziehen.
Wes Geld ich nimm, des Lied ich sing
Wenn ein Klub Nord Stream gut sichtbar auf dem Dress zu Markte trägt, dann ist die politische Unabhängigkeit in der Aussenwahrnehmung nicht mehr gewährleistet. Wes Geld ich nimm, des Lied ich sing.
Es mag juristische Begründungen geben, warum Nord Stream weiterhin das Dress des Meisters zieren darf. Aber die National League steht als wichtiger Teil des sportlichen Unterhaltungsangebotes im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit. Wenn der beste Klub dieser Liga in diesen Zeiten Nord Stream zu Markte trägt, dann ist das – ob gewollt oder nicht, ist unerheblich – in der öffentlichen Wahrnehmung eine Aussage. Ja, ein Bekenntnis.
Auf der Vorderseite ihrer Trikots präsentieren die Zuger zahlreiche andere Sponsoren.Bild: keystone
Unser Eishockey bekommt mit Nord Stream einen politischen Schwefelgeruch mit immensem Image-Schaden. Der Verband (SIHF) hat inzwischen mit einer Stellungnahme reagiert:
«Swiss Ice Hockey verurteilt das Vorgehen Russlands aufs Schärfste und steht aktuell in Kontakt mit der IIHF hinsichtlich des weiteren Vorgehens im internationalen Eishockey. Wir würden es begrüssen, wenn der EV Zug das Logo des Sponsors entfernen würde, aber der Entscheid liegt diesbezüglich beim Club. Da die National League AG seit der laufenden Saison vom Verband unabhängig ist, handelt es sich hier um eine Angelegenheit der NL AG und des Clubs.»
Der Sport wäre so gerne unpolitisch – und kann es schon lange nicht mehr sein. Eishockey ist eng mit Russland verbunden – Eishockey ist Russlands Nationalsport – und nun wird das Eishockey durch eine furchtbare Tragödie zu einer politischen Stellungnahme gezwungen. Auch unser Eishockey ist in die «Russland-Falle» geraten.
Und bereits steht die Frage im Raum: Soll Russland von der Eishockey-WM im Mai ausgeschlossen werden? Noch nie war Eishockey so politisch wie in diesen Tagen.
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