Der Präsident eines Klubs der National League ist besorgt. Er sagt: «Wenn wir heute gegen Zug spielen müssten, dann kämen wir nicht um eine Erklärung herum.» Nord Stream ist Sponsor bei Zug. Der Name prangt gut sichtbar auf dem Jersey.
Nord Stream gehört zum russischen Energieriesen Gazprom. Gazprom steht in der öffentlichen Wahrnehmung für den russischen Staat und für Wladimir Putin.
In Artikel 2, Absatz 6 steht in den Statuten des Schweizerischen Eishockeyverbandes (SIHF): «Die SIHF ist politisch unabhängig und konfessionell neutral.» Die National League ist zwar juristisch vom Verband unabhängig. Sie wird aber von der Öffentlichkeit als zentraler Bestandteil unseres Hockeys wahrgenommen. Sie sollte sich deshalb diesen Statuten ebenfalls unterziehen.
Wenn ein Klub Nord Stream gut sichtbar auf dem Dress zu Markte trägt, dann ist die politische Unabhängigkeit in der Aussenwahrnehmung nicht mehr gewährleistet. Wes Geld ich nimm, des Lied ich sing.
Es mag juristische Begründungen geben, warum Nord Stream weiterhin das Dress des Meisters zieren darf. Aber die National League steht als wichtiger Teil des sportlichen Unterhaltungsangebotes im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit. Wenn der beste Klub dieser Liga in diesen Zeiten Nord Stream zu Markte trägt, dann ist das – ob gewollt oder nicht, ist unerheblich – in der öffentlichen Wahrnehmung eine Aussage. Ja, ein Bekenntnis.
Unser Eishockey bekommt mit Nord Stream einen politischen Schwefelgeruch mit immensem Image-Schaden. Der Verband (SIHF) hat inzwischen mit einer Stellungnahme reagiert:
Der Sport wäre so gerne unpolitisch – und kann es schon lange nicht mehr sein. Eishockey ist eng mit Russland verbunden – Eishockey ist Russlands Nationalsport – und nun wird das Eishockey durch eine furchtbare Tragödie zu einer politischen Stellungnahme gezwungen. Auch unser Eishockey ist in die «Russland-Falle» geraten.
Und bereits steht die Frage im Raum: Soll Russland von der Eishockey-WM im Mai ausgeschlossen werden? Noch nie war Eishockey so politisch wie in diesen Tagen.