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Matthias Rossi – aufregende Tage für Langnaus «Operetten-Scherwey»

Tigers Matthias Rossi, waehrend dem Qualifikations-Spiel der National League, zwischen den SCL Tigers und dem HC Fribourg-Gotteron, am Dienstag 24. Januar 2023, im Ilfisstadion in Langnau. (KEYSTONE/M ...
Beobachtet das Spiel genau: Matthias Rossi.Bild: keystone
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Matthias Rossi – aufregende Tage für Langnaus «Operetten-Scherwey»

Im Spätherbst seiner Karriere bekommt einer der interessantesten Stürmer der Liga unverhofft eine neue Chance. Auch wenn Matthias Rossi bei seinem ersten Spiel mit Langnau gegen seinen bisherigen Klub Gottéron noch keine Rolle spielte: ein guter Transfer von Sportchef Pascal Müller.
25.01.2023, 06:5326.01.2023, 06:35
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Mit ziemlicher Sicherheit war noch nie ein Stürmer nach einem Qualifikationsspiel im Januar so gefragt, der weder Tore noch Assists gebucht hatte und dem auch keine erwähnenswerten Fehler unterlaufen waren. Matthias Rossi hat Gottéron am Samstag verlassen und nun am Dienstag bereits sein erstes Spiel für Langnau bestritten. Ausgerechnet gegen Gottéron.

Nach dem Spiel steht er erst dem TV-Sender MySports Red und Antwort. Dann folgt das Langnauer Kult-Lokalradio Neo1. Anschliessend beantwortet er freundlich und geduldig auch die Fragen der schreibenden Chronisten und den Schlusspunkt des gut 20 Minuten dauernden «Medien-Marathons» macht das Interview mit Radio Fribourg. Der Reporter dankt für die langjährige gute Zusammenarbeit (Rossi war sechs Jahre bei Gottéron) und die beiden umarmen sich kurz. Der nachgeholte Abschied. Dazu war am letzten Samstag keine Zeit gewesen.

Matthias Rossi hat am vergangenen Samstag gleich nach der Partie gegen Zug (3:4 n.P.) mit ein paar bewegenden Worten in der Gottéron-Kabine seinen Spielkameraden Adieu gesagt. Trainer und Sportchef Christian Dubé habe kurz um Ruhe gebeten. «Sonst hat er nichts gesagt und es mir überlassen, meinen Transfer zu verkünden. Ich habe mich in englischer Sprache verabschiedet.» Das kurze Statement habe er sich vorher zurechtgelegt. «Ich wollte ja nicht, dass ich ins Stottern komme …»

Szenen aus dem Leben eines Hockeyprofis. Der Einstand in Langnau gelingt. Nach elf Minuten und 46 Sekunden führt Langnau 5:0 und an diesem Resultat wird sich nichts mehr ändern. Connor Hughes kassiert aus fünf Schüssen vier Tore und wird mit einer Fangquote von 20 Prozent nach dem 4:0 ausgewechselt. Loic Perrin (18), sonst der letzte Mann bei den Elite-Junioren, kommt zu seinem NL-Debüt und vereitelt 95,75 Prozent der Langnauer Abschlussversuche. Matthias Rossi kommt nicht umhin zu sagen, Connor Hughes habe ein wenig Mühe gehabt.

Langnaus neuer Stürmer hat bei diesem Traumstart den besten Sitz im Haus: Entweder ist er zusammen mit Floran Douay und Nolan Diem auf dem Eis oder er schaut von der Spielerbank aus zu. Er bekommt 12:18 Minuten Eiszeit (bei Gottéron waren es durchschnittlich 7:01 Minuten) und ist nach diesen aufregenden Tagen sichtlich froh und erleichtert über das gelungene Debüt nach nur einem Training mit seinem neuen Team, rühmt, wie gut er in Langnau aufgenommen worden ist, und bedauert den Zusammenstoss mit Marcus Sörensen. Gottérons Schwede konnte die Partie nach dem Rencontre nicht mehr fortsetzen. «Wir sind unglücklich zusammengeprallt, er ist in mein Knie hineingefahren.» Kein Foul und es gibt keine Vorwürfe.

Matthias Rossi hat also von Gottéron zu Langnau gewechselt, rund 70 Kilometer und eine Autostunde von Fribourg entfernt. Zügeln muss er trotzdem nicht. Seit September bewohnt er mit seiner Familie ein Eigenheim in Zetzwil. Ein Dorf mit 1200 Bewohnenden im oberen aargauischen Wynental. Durch den Wechsel von Gottéron nach Langnau verkürzt sich der Arbeitsweg von 119 Kilometern auf 69 Kilometer und die Fahrt dauert etwa eine Viertelstunde weniger lang. «So kann ich ein wenig mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen.»

Tigers Matthias Rossi, waehrend dem Qualifikations-Spiel der National League, zwischen den SCL Tigers und dem HC Fribourg-Gotteron, am Dienstag 24. Januar 2023, im Ilfisstadion in Langnau. (KEYSTONE/M ...
Gleich im ersten Spiel im neuen Dress ging es gegen die alten Kollegen für Matthias Rossi.Bild: keystone

Der gebürtige Menziker hat diesen Wohnort sorgfältig ausgewählt. «Es ist wichtig, dass wir nicht mehr zügeln müssen, wenn unsere Kinder eingeschult werden.» So sei die Wahl auf Zetzwil gefallen. Zu einem Zeitpunkt, als er noch nicht wusste, wohin ihn der Weg nach dem Gastspiel in Fribourg führen würde. Mit Zetzwil hat er sich alle Optionen für den Karriereherbst offengehalten. Von dort aus erreicht er in fünf Viertelstunden oder weniger Zug, Zürich, Kloten, Langnau, Bern, Fribourg, Biel, Basel, Rapperswil-Jona, Olten oder Biel.

Matthias Rossi hatte bereits einen Zweijahresvertrag mit Langnau unterschrieben. Am letzten Mittwoch sei ein sofortiger Transfer erneut thematisiert worden und am Donnerstag sei für ihn alles klar gewesen. «Ich habe dem Wechsel zugestimmt.» Er brauche nun etwas Zeit, um Timing und Rhythmus zu finden. Dass er in Gottéron zuletzt nur noch sporadisch zum Einsatz gekommen ist und keine Chance auf eine Vertragsverlängerung hatte, nimmt er mit der Gelassenheit eines Musterprofis: «Das ist eine Folge der Erhöhung von vier auf sechs Ausländer …»

Der kräftige Flügel (185 cm/101 kg) ist mit 32 Jahren im Herbst seiner Karriere angekommen, der durchaus ein goldener werden kann. Im besten Fall wird er so etwas wie Langnaus Antwort auf SCB-Kultstürmer Tristan Scherwey. Oder etwas trivial: ein «Operetten-Scherwey».

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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DonChirschi
25.01.2023 07:29registriert Oktober 2015
Was einen Hinterbänkler wie Rossi zu „einem der interessantesten Stürmer der Liga“ macht, weiss beim besten Willen nur der Eismeister. Ein Transfer ohne jegliche Auswirkungen für die Clubs oder die Liga.
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Mario 66
25.01.2023 08:17registriert November 2015
Ich bin ja dankbar für jeden süffisanten bericht des eismeisters, aber das glorifizieren von (bestenfalls) ergänzungsspielern wie sturny und rossi befremden mich ein bisschen.
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