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Lausanne unterliegt ZSC Lions, weil Pasche + Ward nicht gut genug waren

Benjamin Bougro (LHC), links, und Torhueter Kevin Pasche (LHC), rechts, nach dem fuenften Eishockey Playoff Halbfinalspiel der National League zwischen dem Lausanne HC (LHC) und dem HC Fribourg-Gotter ...
Talentiert, aber nicht so gut wie Simon Hrubec: Lausanne-Keeper Kevin Pasche.Bild: keystone
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Lausanne scheiterte, weil der Goalie und der Coach nicht gut genug waren

Die ZSC Lions haben den Playoff-Final in fünf Spielen entschieden. So aufregend die Spiele teilweise waren, so viel Diskussions- und Zündstoff sie lieferten – am Ende ist die Erklärung einfach: Die Zürcher hatten den besseren Torhüter. Und eine polemische Behauptung sei gewagt: Sie hatten auch den besseren Coach.
24.04.2025, 23:4325.04.2025, 16:51
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Kevin Pasche ist erst 22 Jahre alt. Er hat Lausanne zum Qualifikationssieg und bis ins fünfte Spiel des Playoff-Finals gehext. Er ist ein Kandidat für die Auszeichnung «Neuling des Jahres».

Aber Kevin Pasche ist kein Meistergoalie. Simon Hrubec war besser. Mit 33 Jahren erfahrener, mit 186 Zentimeter grösser.

Eine respektlose Behauptung? Nein. Im Final hatte Simon Hrubec sogar mehr zu tun: 150 Pucks prasselten auf den ZSC-Goalie und 94 Prozent davon stoppte er. 130 Pucks flogen gegen Lausannes letzten Mann und er konnte davon nur 89,23 Prozent abwehren. Es ist unmöglich, mit einem Torhüter Meister zu werden, der nicht eine Fangquote von mindestens 90 Prozent erreicht.

So feiern die ZSC-Fans in Zürich:

Video: watson

Ungenügende Kontrolle

Das Problem von Kevin Pasche: Er ist mit 178 Zentimetern zu klein. Das lässt sich nicht ändern. Es fehlen ihm drei bis fünf Zentimeter, um die obere Hälfte des Tores abzudecken. Eine Schwäche, die er zumindest auf Schweizer Eis mit mehr Erfahrung, schlauem Stellungspiel und dank seiner Reflexe und seiner Spielintelligenz weitgehend kompensieren kann.

Sein Problem war vor allem die ungenügende Kontrolle von abprallenden Pucks und die Lücke, die er immer wieder zwischen seinen Schonern offen liess. Kevin Pasche ist der perfekte zweite Goalie und gut genug für den Alltag der Qualifikation. Aber Lausanne kann er nicht zum ersten Titel der Geschichte hexen.

The goaltender Kevin Pasche (LHC), left, and Gavin Bayreuther (LHC) #5 look disappointed after losing the final against the team ZSC Lions, during the fifth leg of the National League Swiss Championsh ...
Enttäuschung nach dem verpassten Meistertitel.Bild: keystone

Sportdirektor John Fust muss sich eine Frage gefallen lassen: Warum hat er im Laufe der Qualifikation keinen ausländischen Torhüter verpflichtet? Diese Unterlassungssünde hat ihn vielleicht sogar den Titel gekostet.

Bayer zeigt Ward die Grenzen auf

Der zweite entscheidende Punkt: Marco Bayer – ein Neuling in diesem Final – war Lausannes Coach Geoff Ward höflich gesagt ebenbürtig, und unhöflich und respektlos dahergeredet sogar überlegen. Der Kanadier gilt als der beste Bandengeneral der Liga und nun hat ihm ein Neuling die Grenzen aufgezeigt.

Bayer ist der perfekte Cheftrainer für diese ZSC Lions: Er ist ruhig, regt sich nicht auf, inszeniert sich nicht, lässt den Spielern das Rampenlicht und den Vortritt. Er hat Spiel für Spiel mit der ihm eigenen Akribie vorbereitet und auf jede Herausforderung die richtige Antwort, die richtige Umstellung, die richtige Tonart gefunden. Er hat den offensiven Titanen genug Auslauf gewährt und hat zugleich dafür gesorgt, dass die «Hinterbänkler» frisch, bissig und bereit waren.

Einfach gesagt: Marco Bayer hat die richtige Balance gefunden. Auf und neben dem Eis.

ZSC Lions' Head coach Marco Bayer celebrates with the trophy of Swiss Champion after winning by 2:3 during the fifth leg of the National League Swiss Championship final playoff game between Lausa ...
Bayer posiert mit dem Meisterpokal.Bild: keystone

Unerschütterliche Ruhe und Demut

Seit seinem ersten Spiel am 3. Januar in Fribourg (2:4-Niederlage) hat Bayer eine schon fast atemberaubende Entwicklung durchgemacht. Wohl noch nie ist ein Coach im Amt in so kurzer Zeit so gewachsen. Ja, es stimmt. Er hat kaum Charisma. Er ist nicht der Mann, der mit seiner Präsenz einen Raum füllt.

Aber er hat etwas, das in einem so unberechenbaren Spiel fast gleich viel wert sein kann. Erst recht, wenn er der Chef von so vielen charismatischen Spielern ist, von denen einige viel mehr verdienen als er: eine unerschütterliche Ruhe und Demut.

Ward hat eine gute Ausrede

So ist es eigentlich seit Anbeginn der Zeiten: Die Mannschaft mit dem besseren Torhüter gewinnt einen Final. Mit ein wenig Lust zu Polemik dürfen wir auch sagen: Den Final gewinnt die Mannschaft mit dem besseren Coach. Geoff Ward hat zu lange und zu hartnäckig mit Antti Suomela seinen besten Offensivspieler als «Bewacher» für Denis Malgin geopfert. Er war nicht flexibel genug, um an der Bande entscheidende Impulse zu geben und mit Umstellungen die Zürcher aus dem Konzept zu bringen. Er hat aber eine gute Ausrede: Die ZSC Lions hatten den besseren Goalie …

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Marco Bayer im Final also besser als Geoff Ward? Ja, die Behauptung wagt der Chronist. Denn die Wahrheit steht immer oben auf der Resultatanzeige. Womit auch die Frage beantwortet ist, ob Marco Bayer bei den ZSC Lions an der Bande bleiben oder zu den GCK Lions zurückgeschickt werden soll.

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76 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hey! Ho! Let's Go
25.04.2025 00:01registriert Februar 2022
Wie sollte ein 22!-jähriger in seinem ersten Playoff-Final das Team zum Meister hexen? Pasche als guten 2. Goalie zu benennen grenzt an Respektlosigkeit. Wer hat Lausanne überhaupt dorthin geführt? Chapeau an Lausanne, mit einem so jungen Goalie den Weg zu gehen. Man sieht ja in Bern wohin es führt, wenn unsverrecken ein Import dem Schweizer Goalie vor die Nase gesetzt wird…
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Mike_Mueller
25.04.2025 00:49registriert April 2021
Klaus Zaugg Respektlosigkeit gegenüber Pasche ist ja unglaublich. Der Junge hat die Waadtländer bis ins Final gehext und dort auch keinen schlechten Job gemacht - für mich gehört Pasche in der Nati und nicht als Backup hinter einem ausländischen Goalie. Shame on you Klaus Zaugg
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Steven86
24.04.2025 23:51registriert März 2016
Respekt an Lausanne das sie auf so einen jungen Schweizer Torhüter gesetzt haben. In der Play Off kam zuwenig von der Lausanner, da war der Z einfach besser und parat für den Titel.
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