Oltens Präsident Marc Thommen bringt es auf den Punkt: «Der November wird zum Monat der Entscheidung. Je nachdem wie die Weichen gestellt werden, gibt es die Swiss League so, wie wir sie kennen, ab nächster Saison nicht mehr.» Wohl wahr. Wegweisende Entscheidungen stehen an. Die 14 Vertreter der NL-Klubs versammeln sich am Mittwoch in Egerkingen. Um die Grösse der Liga (14 Teams) definitiv festzulegen.
Der Grund: Weil im Eishockey, anders als im Fussball, während der Pandemie der Abstieg ausgesetzt, der Aufstieg aber beibehalten worden ist, haben wir heute nicht mehr 12, sondern 14 Teams in der höchsten Spielklasse. So viele wie noch nie. Ajoie und Kloten sind auf- und niemand ist abgestiegen. Die Swiss League besteht hingegen weiterhin aus 10 Teams. Und Marc Thommen befürchtet, dass es nächste Saison unter Umständen aus wirtschaftlichen Gründen nur noch acht sein könnten.
Die Intelligenzija unseres Hockeys – Präsidenten, Trainer, Sportchefs – ist sich ja einig: Die NL sollte wieder auf 12 Teams reduziert werden. Dann gäbe es mit je 12 Teams oben und unten in unserem Profihockey wieder eine bessere sportliche und wohl auch finanzielle Balance. «Das ist der einzige Weg», sagt Oltens Präsident.
Das Problem: Die NL ist seit dieser Saison eine vom Verband juristisch und finanziell völlig unabhängige Aktiengesellschaft. Sie kann frei entscheiden, wie viele Teams sie aufnehmen will. Der Verband, der am 4. November seine Ideen ausbreiten will, steht ohne Einfluss auf Grösse und Struktur der höchsten Liga ohnmächtig daneben und die Verbandskonzepte sind nur noch Papiertiger.
Um die Diskussionen und Unsicherheiten wenigstens ganz oben zu beenden, hat Liga-Geschäftsführer Denis Vaucher nun die Liga-Grösse für die Liga-Versammlung auf die Traktandenliste gesetzt.
Er lässt in Egerkingen über einen Vorschlag abstimmen: Reduktion in den nächsten zwei Jahren von 14 auf 12 Teams durch je einen direkten Absteiger im Frühjahr 2024 und 2025 und keinen Aufsteiger. Dann könnte es ab 2026 wieder den Auf-/Abstieg über die Liga-Qualifikation geben. Die Meinungen sind längst gemacht. Es wird bei einer 14er-Liga mit Auf-/Abstieg über die Liga-Qualifikation bleiben. Die 14er-Liga wird zementiert.
Niemand spricht es offen aus. Aber die NL-Bosse sind sich weitgehend einig: Die Swiss League wird unter den aktuellen Verhältnissen in den nächsten drei bis vier Jahren schleichend in eine Amateur-Liga zurückverwandelt. Es gibt weder genügend Geld aus dem TV- und Gesamtvermarktungstopf (die NL kassiert jedes Jahr rund 30 Millionen), noch gibt es Geld vom Verband. Die SL ist das ungeliebte Waisenkind unseres Hockeys.
Nun zeichnet sich immer mehr ab: Es mag künftig noch ein oder zwei ambitionierte SL-Klubs geben, die über die Liga-Qualifikation nach oben wollen – die übrigen Klubs stellen nach und nach auf Amateur- und Ausbildungsbetrieb um. Denkbar ist auch die Integration der besten Juniorenteams in die zweithöchste Liga.
Ambitionierte junge Spieler können auf Hockey setzen. Aber die künftigen SL-Profis werden – wie in Finnland – für weniger als 2000 Franken im Monat gutes Hockey spielen und nebenbei arbeiten oder studieren. Es wird eine Liga sein, die sich die besten Klubs der MyHockey League leisten können, und so werden wir in absehbarer Zeit wieder 12 oder sogar mehr SL-Klubs haben.
«Das kann nicht unsere Liga sein», sagt Oltens Präsident Marc Thommen. «Denn unter diesen Voraussetzungen wird die sportliche Differenz zur National League zu gross und ein Aufstieg unmöglich.» Liga-Manager Denis Vaucher sagt, Olten habe sich bereits erkundigt, ob es unter diesen Umständen nicht sinnvoll wäre, die National League gleich auf 16 Teams aufzustocken. Also beispielsweise Olten und Visp direkt aufzunehmen. Was bei den neuen Strukturen möglich wäre. «Das wäre sinnvoll», sagt Marc Thommen. Ein Klub wie Olten sei in einer Amateurliga nicht mehr finanzierbar. «Ende Saison werden wir sehen, wo wir stehen, und dann werden wir entscheiden, was zu tun ist.»
NL-Geschäftsführer Denis Vaucher stellt allerdings klar: «Eine Aufstockung auf 16 Teams ist völlig unrealistisch und hat keine Chance.» Damit zeichnet sich deutlich ab: Ein sportlicher Aufstieg würde im nächsten Frühjahr wenigstens Oltens Probleme lösen. Aber nicht die finanziellen und strukturellen Schwierigkeiten für Profihockey in Visp, Basel, Winterthur, Sierre, Langenthal, La Chaux-de-Fonds oder im Thurgau. Dafür schon mittelfristig Amateurhockey in Winterthur, Sierre, Langenthal, Visp, Basel und im Thurgau?
Mit diesem Gedanken sollten wir uns vertraut machen. Und unser Hockey wird keinen Schaden nehmen: Die National League als attraktive Profiliga mit 14 Teams und darunter eine gut strukturierte zweite Liga mit mehrheitlich Amateurteams und guten Trainern für die Ausbildung. Das kann, richtig umgesetzt und gelebt, ein erfolgreiches Zukunftsmodell werden.