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Iran

Teheran: 80'000 Sittenwächter für Kopftuch-Kontrollen

80'000 neue Sittenwächter für Kopftuch-Kontrollen in Teheran

17.10.2025, 16:2517.10.2025, 16:25

Der Iran will allein in der Hauptstadt Teheran 80'000 neue Sittenwächter mobilisieren, um die Einhaltung der islamischen Kleiderordnung und Kopftuchpflicht bei Frauen konsequenter durchzusetzen.

«Die neuen Kräfte sollen soziale Gleichgültigkeit und jede Tendenz zum Säkularismus bekämpfen», erklärte Ruhollah Momen-Nassab, Leiter der Behörde zur Förderung ethischer Normen. Mit dieser Initiative soll eine «tiefgreifende gesellschaftliche Transformation» in Teheran erreicht werden, so Momen-Nassab laut Nachrichtenportal Fararu.

Die Kopftuchpflicht gilt als einer der ideologischen Grundpfeiler des iranischen Staates. Islamischen Vorschriften zufolge müssen Frauen im Iran eine lange Jacke und ein Kopftuch tragen, um Körperkonturen und Haare zu bedecken. Doch besonders seit den landesweiten Protesten im Jahr 2022 und dem Aufschwung der Frauenbewegung missachten immer mehr Iranerinnen die Vorschriften.

Kopftuchgesetz im Parlament diskutiert

Islamische Hardliner wollten der zunehmenden Missachtung religiöser Vorschriften mit härteren Strafen begegnen und verabschiedeten im Parlament gar ein neues Kopftuchgesetz. Dieses sah bei Verstössen unter anderem hohe Geldstrafen, den Ausschluss von öffentlichen Dienstleistungen und bei Wiederholung sogar Haftstrafen für Frauen vor.

Aber sowohl die Regierung von Präsident Massoud Peseschkian als auch der einflussreiche Sicherheitsrat stoppten die Umsetzung des umstrittenen Kopftuchgesetzes. Beide befürchteten neue Proteste wie im Jahr 2022. Peseschkian warnte sogar, dass eine gewaltsame Durchsetzung der Vorschriften die Bevölkerung vom Islam selbst entfremden könnte.

«Frau, Leben, Freiheit»

Die Frauenbewegung unter dem Motto «Frau, Leben, Freiheit» formierte sich nach dem Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini. Sie war wegen eines angeblichen Verstosses gegen die Kopftuchpflicht festgenommen worden und starb wenige Tage später in Polizeigewahrsam. Ihr Tod löste landesweite und internationale Proteste aus – und stürzte das islamische System im Iran in die schwerste Krise seiner Geschichte. (sda/dpa)

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Die Gesichter des Protestes gegen das Regime in Iran
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Die Gesichter des Protestes gegen das Regime in Iran
Der Auslöser für die Proteste war der Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini. Die 22-Jährige starb wohl, weil sie ihr Kopftuch nicht so getragen hatte, wie die iranischen Mullahs und das iranische Gesetz es für Frauen vorsehen. Die genauen Umstände ihres Todes sind noch unklar. Amini wurde zu einer Ikone im Kampf für Freiheit.
quelle: keystone / abedin taherkenareh
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Iranische Sängerin trotzt den Mullahs
Video: watson
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54 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Aschenmadlen
17.10.2025 18:17registriert Juli 2017
80000! Die könnten eine Meerwasserentsalzungsanlage bauen, die Prioritäten liegen aber offenbar woanders.
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fant
17.10.2025 19:04registriert Oktober 2015
"soziale Gleichgültigkeit und jede Tendenz zum Säkularismus bekämpfen"

Unglaublich und erschreckend, wie frei erfundene, absolut unbeweisbare, einfach per willkürlichem Dekret zur absoluten Wahrheit erhobene Behauptungen von einer Staatsmacht durchgesetzt werden sollen.

Übergriffig und grössenwahnsinnig.

Jedem und jeder Person soll freistehen, an das zu glauben, was sie will. Aber anderen, die allenfalls nicht genau dasselbe glauben, daraus Verhaltensvorschriften ableiten?

Reaktionär!
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Ehrlich Mühsam
17.10.2025 22:27registriert November 2024
Wer weiss, vielleicht wird sich die Jugend auch nochmals im Iran erheben. In Madagaskar, Indonesien, Nepal, Bangladesh, Marokko und Peru ist die Gen Z jedenfalls sehr erfolgreich, wenn es darum geht, das herrschende Regime auf Trab zu halten oder gar zum Abdanken zu zwingen. Weshalb nicht auch im Iran. Dort haben sie es vor 3 Jahren fast geschafft.
Ich wünsche den Menschen im Iran auf jedenfall, dass sie sich von den Fesseln dieser reaktionären Fanatikern zu befreien vermögen!
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