2019 werden in der Stadt Bern gleich zwei Meisterpartys organisiert: YB und der SCB gewinnen die Titel in den beiden wichtigsten Teamsportarten.
Drei Jahre später gibt es nichts mehr zu feiern: YB ist nach vier Titeln in Serie entthront worden und der SCB hat sich nicht einmal mehr für die Playoffs qualifiziert. Die sportliche Musik spielt in Zürich. Der FCZ steht vor dem Titelgewinn und auch die ZSC Lions können Meister werden.
Auf den ersten Blick ist nun Zürich also die Sportstadt Nummer 1. Ehre, wem Ehre gebührt. Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Carpe diem (= nutze den Tag) sagten schon die Lateiner. Die Jubelgeschichten sollen und dürfen nicht fehlen. Aber auf den zweiten Blick zeigt sich: Bern ist halt nach wie vor unsere Sporthauptstadt.
Der Absturz der beiden Stadtberner Sportunternehmen YB und SCB ist leicht erklärbar. Die Young Boys haben vier Meisterschaften hintereinander gewonnen. Diese Dominanz kommt im modernen Sport einer Ewigkeit gleich. Erst recht im Schweizer Fussball, der viel stärker durch den internationalen Markt konkurrenziert wird als das nationale Hockey. Im Fussball in der Schweiz vier Jahre lang ein Team zusammenzuhalten, das die Meisterschaft dominiert, ist die grösste Herausforderung, die es in unserem Profi-Mannschaftsport gibt.
Es ist also logisch, dass YB nicht zum fünften Mal in Folge Meister geworden ist. In Zürich, der vermeintlichen Sporthauptstadt, ist es dem FCZ und GC noch nie in der Geschichte gelungen, viermal in Serie Meister zu werden. Ja, die Zürcher waren nicht einmal dazu in der Lage, mit dem FCZ und GC die Fussballmeisterschaft vier Jahre lang nach Zürich zu holen. YB dagegen war schon zwischen 1956 und 1960 viermal hintereinander Meister.
Der SC Bern ist durch beispiellose sportliche Misswirtschaft abgestürzt. Die schlimmsten Fehler sind nun korrigiert. Der SCB wird mittelfristig wieder in die Spitzengruppe der Liga zurückkehren. Die ZSC Lions haben bis heute noch nie die Konstanz und die Dominanz erreicht, die es dem SCB ermöglichte, zwischen 2016 und 2019 in vier Jahren drei Titel zu holen. So gross der Ruhm in diesen Tagen – weder der FCZ noch GC oder die ZSC Lions waren in den letzten zehn Jahren auch nur annährend so erfolgreich wie YB und der SCB.
Was macht eine Stadt zur Sporthauptstadt? Die Infrastruktur, die echte Sportbegeisterung und die Erfolge. Wie wir soeben ausgeführt haben, sind die Erfolge der Zürcher vorerst nur ein kurzes Feuerwerk und weit von der Konstanz entfernt, mit der YB und der SCB den Fussball und das Hockey in den letzten Jahren dominiert haben. Die Chancen, dass YB und der SCB wieder um den Titel spielen, sind mindestens so gross wie die Gefahr, dass der FCZ den Titel nicht verteidigen kann. Die Erfolge machen also Zürich noch nicht zur Sporthauptstadt.
Die Infrastruktur ist in Bern nach wie vor besser. Zürich ist zwar als Hauptsitz der FIFA die politische Fussball-Welthauptstadt, aber zugleich die einzige wichtige Metropole der Welt ohne ein echtes Fussballstadion. Und das mit zwei Klubs in der höchsten Liga. Die ZSC Lions beziehen im nächsten Herbst einen neuen Hockey-Tempel und verfügen damit über die modernere Hockey-Infrastruktur. Aber nach wie vor ist die Hockey-Arena in Bern die grösste ausserhalb der NHL und mit einem ganz besonderen Charme des schleichenden Verfalls wird die fehlende Modernität bei Weitem wettgemacht. Die Infrastruktur macht also Zürich noch nicht zur Sporthauptstadt.
Der entscheidende Punkt aber ist die echte Sportbegeisterung. Sie lässt sich in Zahlen messen. Diese Saison haben bisher 368'446 Zuschauerinnen und Zuschauer die YB-Heimspiele besucht. Der FCZ und GC haben zusammen bloss 283'321 Fans mobilisiert. Die ZSC Lions zählten bisher 278'267 Eintritte ins Hallenstadion. Der SCB hat in der miserabelsten Saison seit dem Wiederaufstieg von 1986 sage und schreibe 347'061 Tickets verkauft.
In Bern ist also die Sportbegeisterung auch in einer Saison der bitteren Enttäuschungen viel grösser als in Zürich im erfolgreichsten Sportjahr seit Menschengedenken. Das ist wahrlich bemerkenswert. Denn die Stadt Bern zählt lediglich rund 134'000 Einwohnerinnen und Einwohner und im Grossraum Bern sind es 420'000. Zürichs Bevölkerung zählt in der Stadt 420'000 und im Grossraum Zürich etwa 1,8 Millionen. Wenn wir die Zuschauerzahlen im Fussball und im Hockey ins Verhältnis zum Bevölkerungspotenzial stellen, dürfen wir ohne Polemik sagen: Sportliche Erfolge sind den Zürcherinnen und Zürchern offensichtlich weitgehend egal.
YB und der SCB mussten zu Beginn dieses Jahrhunderts saniert werden. Das wäre ohne die Hilfe von Männern mit abgeschlossener Vermögensbildung nicht möglich gewesen. Aber seit dieser Sanierung sind YB und der SCB Sportunternehmen geworden, die sich am Markt behaupten und weitgehend ohne Mäzen auskommen. Also ohne Privatpersonen, die Jahr für Jahr Millionenverluste ausgleichen.
Die ZSC Lions würde es ohne Walter Frey nicht geben und die ZSC Lions wären ohne dessen Engagement erst recht kein Spitzenteam. Diese Abhängigkeit wird sich nun im neuen Hockey-Tempel etwas verringern. Die Sportbegeisterung ist in Zürich, anders als in Bern, zu wenig gross, um ein Hockey-Spitzenteam auf eine breite wirtschaftliche Basis zu stellen. Bleibt noch anzumerken: Walter Freys wichtigster Mann beim Aufbau der ZSC Lions war ein Berner: Simon Schenk.
Ohne das Ehepaar Ancillo und Heliane Canepa wäre der FCZ etwa gleich weit von einem Meistertitel entfernt wie vom Gewinn der Champions League. Ohne Geld aus China könnte sich GC nicht einmal mehr in der obersten Spielklasse halten. Die Zürcher Gebrüder Andy und Hans-Ueli Rihs steckten ihre Millionen lieber in YB, um aus den Bernern wieder ein Spitzenteam zu machen. Die Sportbegeisterung ist in Zürich, anders als in Bern, zu wenig gross, um ein Fussball-Spitzenteam auf eine breite wirtschaftliche Basis zu stellen. Die Sportbegeisterung macht also Zürich erst recht nicht zur Sporthauptstadt.
Wir können es polemisch zugespitzt auch so sagen: In Zürich lebt der Sport vom guten Willen der Millionäre und Milliardäre. In Bern von der Begeisterung der Bernerinnen und Berner. Es ist, wie es ist: Bern war, ist und bleibt noch auf Jahre hinaus die Sporthauptstadt der Schweiz.
Wir wissen ja das er eine schwächte für den Kt. Bern hat, aber diese Quervergleiche sind ja nur noch schlecht...
Selektiv wählt er eine Erfolgreiche Ära vom SCB wo sie 3 Titel in 4 Jahren gewonnen haben. Ok war super, keine Frage. Aber der Z (und ich mag die überhaupt nicht) sind seit vielen vielen Jahren ein Spitzenteam, und Hockey ist wesentlich Abwechslungsreicher was die Sieger betrifft als Fussball. Fussball sei unberechenbarer? Sags dem FCB der Jahrelang nach belieben dominiert hat...Träumer der KZ...