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Auf dem Weg zu «Finalisten der Herzen» und ein «ungeheuerlicher» Gedanke

09.11.2019, Nordrhein-Westfalen, Krefeld: Eishockey: Deutschland Cup, Deutschland - Schweiz, 2. Spieltag in der Yayla-Arena. Schweizer Spieler, darunter Luca Fazzini (l), Dominik Egli (r) und Noah Rod ...
Junge Wilde – bereit für höhere Aufgaben?Bild: dpa
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Auf dem Weg zu «Finalisten der Herzen» – und ein «ungeheuerlicher» Gedanke

So spektakulär haben die Schweizer bei keiner der bisherigen 23 Deutschland Cup-Teilnahmen gespielt. Müssen wir sogar das Undenkbare denken?
10.11.2019, 18:15
klaus zaugg, krefeld
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Drei Partien, dreimal Spektakel, dreimal 30 oder mehr Torschüsse: So gute Unterhaltung, so dynamisches und «totales» Hockey haben die Schweizer beim Deutschland Cup seit 1987 noch nie geboten. Nach den Siegen gegen die Slowakei (5:2) und Deutschland (4:3 n.V) und einer Penalty-Niederlage gegen Russland (3:4 n.P) gewann die Schweiz zum dritten Mal nach 2001 und 2007 das Turnier.

Ob es bei der WM im Mai zum Final reichen wird, ist auch nach dem gewonnenen Deutschland Cup noch nicht sicher. Nicht einmal das Minimalziel Viertelfinals ist garantiert. Aber die Schweizer sind mit dem mitreissenden, «totalen» Spektakelhockey, das sie in Krefeld gezeigt haben ,auf dem besten Weg, bei der WM «Finalisten der Herzen» zu werden.

Theoretisch ist es möglich, dass keiner dieser «Helden von Krefeld» bei der WM im Mai 2020 in Zürich dabei ist. «Das kann ich mir gar nicht vorstellen» sagt Franz Reindl, die Deutsche Hockey-Legende und heute Präsident des Deutschen Verbands, der von der Qualität der helvetischen «B-Auswahl» tief beeindruckt ist. Bei ihm hätten ein paar aus unserem Deutschland Cup-Team allerbeste WM-Chancen.

Patrick Fischer sagt es ähnlich wie Franz Reindl, aber aus anderer Perspektive. Er hat den Mut zu überraschenden WM-Aufgeboten. Wer im April in Hochform kommt, hat unabhängig eine WM-Chance. Einige der «Helden von Krefeld» (die Ehrenbezeichnung ist wegen dem grossen Sieg über Deutschland wohl verdient) werden auch für das Dezember-Turnier in Visp aufgeboten.

Der Nationaltrainer legt sich in Personalfragen nicht fest. «Natürlich haben wir einige Spieler, auf die wir nicht verzichten können. Aber die Basis ist inzwischen breiter geworden und die Konkurrenz wirkt belebend.» Einzelkritiken macht er keine und auf die Frage, wer sich beim Deutschland Cup in sein Notizbuch für eine WM-Nomination gespielt habe, sagt er: «Die ganze Mannschaft.» Das ist diplomatisch klug, entspricht aber auch dem tipptoppen Auftreten der Schweizer: so viel Leidenschaft und Opferbereitschaft, auch im letzten Spiel am Sonntagvormittag um 11:00 Uhr. Diese Schlussspiele am Heimreisetag umwehte in der Vergangenheit oft ein melancholischer Charme des Schlendrians. Davon war diesmal nichts zu sehen.

Andrea Glauser: Wie schwer ist die Gehirnerschütterung?
Langnaus Verteidigungsminister Andrea Glauser ist in der dritten Partie gegen Russland nicht mehr eingesetzt worden. Er erlitt in der Partie gegen Deutschland durch einen Check gegen den Kopf eine Gehirnerschütterung. Ob er am Freitag im ersten Spiel gegen den SC Bern eingesetzt werden kann, ist offen. Nationaltrainer Patrick Fischer sagt: «Wir wollten nichts riskieren.» Andrea Glauser habe am Sonntagmorgen nach dem Spiel noch Symptome gezeigt. Er reiste am Sonntagabend mit der Mannschaft zurück in die Schweiz.

Die Langnauer rechnen damit, dass sie am nächsten Freitag Chris Di Domenico einsetzen können. Der Kanadier erlitt im letzten Spiel vor der Länderspielpause gegen die Lakers eine Schulterverletzung. Eine eingehende Untersuchung förderte keinen Schlüsselbeinbruch zu Tage und er bekam die Erlaubnis, zur Regelung familiärer Angelegenheiten während der Länderspielpause nach Kanada zurückzukehren.

Patrick Fischer hat eine Botschaft an die Klubs: «Wir könnten keine zweite solche Mannschaft aus jungen Spielern zusammenstellen.» Das sei beunruhigend, die Basis sei nach wie vor zu schmal und er appelliert, den Jungen in den Klubs vermehrt eine Chance zu geben. «Wir haben hier gesehen, dass junge Spieler auch auf internationalem Niveau überraschend gut mithalten können.»

Der einfachste Weg, herauszufinden, wer WM-Chancen hat, ist eine Rangliste der Kandidaten für die letzten WM-Plätze. So gross die Konkurrenz auch sein mag: Es wäre eine Überraschung, wenn mehr als fünf «Krefelder-Helden» die WM-Nomination schaffen würden. Bisher sind in der Amtszeit von Patrick Fischer immer mindestens fünf Spieler, die er für die November-Länderspiele aufgeboten hat, am Schluss der Saison auch zur WM gefahren.

Torhüter

  • Melvin Nyffeler
  • Joren van Pottelberghe

Verteidiger

  • Andrea Glauser
  • Samuel Kreis
  • Claude-Curdin Paschoud
  • Yannick Rathgeb
  • Simon Le Coultre
  • Dominik Egli
  • Fabian Heldner
  • Roger Karrer

Stürmer

  • Pius Suter
  • Noah Rod
  • Alessio Bertaggia
  • Marco Müller
  • Jason Fuchs
  • Tyler Moy
  • Luca Fazzini
  • Dario Simion
  • Raphael Prassl
  • Jérôme Bachofner
  • Luca Hischier
  • Thierry Bader
  • Ken Jäger

Bis auf Roger Karrer, Samuel Kreis, Dario Simion und Ken Jäger haben alle Spieler entweder eine neutrale oder eine Plus-Bilanz. Noah Rod (+4) hat vor Tyler Moy (+3) die beste Bilanz.

Pius Suter ist mit 7 Punkten (3 Tore, 4 Assists) Topskorer des Teams (und des Turniers), vor Tyler Moy (2 Tore/2 Assists) und Dominik Egli, Noah Rod und Jason Fuchs (je 3 Skorerpunkte).

Zuerichs Pius Suter jubelt zum verwerteten Penalty, im Cup 1/8-Final Eishockeyspiel zwischen dem ZSC Lions und Genf Servette, am Sonntag, 20. Oktober 2019, im Hallenstadion in Zuerich. (KEYSTONE/Melan ...
Auch beim ZSC «on fire»: Nati-Stürmer Pius Suter.Bild: KEYSTONE

Auf einer Position sind bei der WM-Nomination keine Überraschungen zu erwarten. Und doch kommt nach dem Deutschland Cup kommt ein ungeheuerlicher Gedanke auf: Was wäre, wenn Melvin Nyffeler (24) statt Leonardo Genoni (32) für die WM aufgeboten würde? Völlig undenkbar! Ja, geradezu absurd! Oder doch nicht?

Es gibt bei einem solchen hockeytechnisch eigentlich «ungeheuerlichen» Gedankenspiel zwei Varianten:

  1. Leonardo Genoni ist mehrfacher Meister und der WM-Silberheld von 2018, der uns ins Finale und dort bis ins Penaltyschiessen gehext hat.

    Die aktuelle Form in der Meisterschaft spielt bei ihm eigentlich nur eine ungeordnete Rolle. Wenn die Dinge ihren normalen Lauf nehmen, wird er im Laufe der Qualifikation sein bestes und in den Playoffs sein allerbestes Hockey spielen.

    Wenn es um die WM mit maximalem Erwartungsdruck im eigenen Land geht, ist es undenkbar, einen so bewährten Veteranen nicht zu berücksichtigen. Er ist unsere Nummer 1 für die WM. Ohne «wenn» und «aber».
  2. Melvin Nyffeler hat beim Deutschland Cup in für den Torhüter schwierigen Spektakelspielen – 69 Torschüsse in den zwei Partien gegen die Slowakei und Russland – eine Fangquote von 92,95 Prozent erreicht.

    Der flinke Reflexgoalie ist vier Zentimeter kleiner als Leonardo Genoni und für internationales Hockey eigentlich fast zu klein. Aber er hat die dominante, selbstsichere Ausstrahlung eines grösseren Goalies. Sein Stil ist ein Mix aus Reto Pavoni und Leonardo Genoni. Er hat zwar die Lakers in die höchste Liga und zum Cup-Sieg gehext. Aber sonst noch keine nationalen und internationalen Meriten.

Der Gedanke an ein Aufgebot von Melvin Nyffeler für die WM 2020 mag abenteuerlich sein. Aber der Deutschland Cup hat zumindest gezeigt, dass wir auch Torhüter für die Zeit nach Leonardo Genoni und Reto Berra haben.

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6 Kommentare
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Tim-titig
10.11.2019 19:01registriert April 2015
Eine wirklich bissig und aggressive Mannschaft!!
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nüme alli Nadle a de Tanne
10.11.2019 23:58registriert April 2019
Für mich sind wir verdient Turniersieger geworden. Mag auch etwas Fanbrille dabei sein, aber auch nüchtern betrachtet ist es gut so wie es ist.

Gratulation! Hopp Schwiiz🇨🇭👍.
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