Drei Partien, dreimal Spektakel, dreimal 30 oder mehr Torschüsse: So gute Unterhaltung, so dynamisches und «totales» Hockey haben die Schweizer beim Deutschland Cup seit 1987 noch nie geboten. Nach den Siegen gegen die Slowakei (5:2) und Deutschland (4:3 n.V) und einer Penalty-Niederlage gegen Russland (3:4 n.P) gewann die Schweiz zum dritten Mal nach 2001 und 2007 das Turnier.
Ob es bei der WM im Mai zum Final reichen wird, ist auch nach dem gewonnenen Deutschland Cup noch nicht sicher. Nicht einmal das Minimalziel Viertelfinals ist garantiert. Aber die Schweizer sind mit dem mitreissenden, «totalen» Spektakelhockey, das sie in Krefeld gezeigt haben ,auf dem besten Weg, bei der WM «Finalisten der Herzen» zu werden.
Theoretisch ist es möglich, dass keiner dieser «Helden von Krefeld» bei der WM im Mai 2020 in Zürich dabei ist. «Das kann ich mir gar nicht vorstellen» sagt Franz Reindl, die Deutsche Hockey-Legende und heute Präsident des Deutschen Verbands, der von der Qualität der helvetischen «B-Auswahl» tief beeindruckt ist. Bei ihm hätten ein paar aus unserem Deutschland Cup-Team allerbeste WM-Chancen.
Patrick Fischer sagt es ähnlich wie Franz Reindl, aber aus anderer Perspektive. Er hat den Mut zu überraschenden WM-Aufgeboten. Wer im April in Hochform kommt, hat unabhängig eine WM-Chance. Einige der «Helden von Krefeld» (die Ehrenbezeichnung ist wegen dem grossen Sieg über Deutschland wohl verdient) werden auch für das Dezember-Turnier in Visp aufgeboten.
Der Nationaltrainer legt sich in Personalfragen nicht fest. «Natürlich haben wir einige Spieler, auf die wir nicht verzichten können. Aber die Basis ist inzwischen breiter geworden und die Konkurrenz wirkt belebend.» Einzelkritiken macht er keine und auf die Frage, wer sich beim Deutschland Cup in sein Notizbuch für eine WM-Nomination gespielt habe, sagt er: «Die ganze Mannschaft.» Das ist diplomatisch klug, entspricht aber auch dem tipptoppen Auftreten der Schweizer: so viel Leidenschaft und Opferbereitschaft, auch im letzten Spiel am Sonntagvormittag um 11:00 Uhr. Diese Schlussspiele am Heimreisetag umwehte in der Vergangenheit oft ein melancholischer Charme des Schlendrians. Davon war diesmal nichts zu sehen.
Patrick Fischer hat eine Botschaft an die Klubs: «Wir könnten keine zweite solche Mannschaft aus jungen Spielern zusammenstellen.» Das sei beunruhigend, die Basis sei nach wie vor zu schmal und er appelliert, den Jungen in den Klubs vermehrt eine Chance zu geben. «Wir haben hier gesehen, dass junge Spieler auch auf internationalem Niveau überraschend gut mithalten können.»
Der einfachste Weg, herauszufinden, wer WM-Chancen hat, ist eine Rangliste der Kandidaten für die letzten WM-Plätze. So gross die Konkurrenz auch sein mag: Es wäre eine Überraschung, wenn mehr als fünf «Krefelder-Helden» die WM-Nomination schaffen würden. Bisher sind in der Amtszeit von Patrick Fischer immer mindestens fünf Spieler, die er für die November-Länderspiele aufgeboten hat, am Schluss der Saison auch zur WM gefahren.
Torhüter
Verteidiger
Stürmer
Bis auf Roger Karrer, Samuel Kreis, Dario Simion und Ken Jäger haben alle Spieler entweder eine neutrale oder eine Plus-Bilanz. Noah Rod (+4) hat vor Tyler Moy (+3) die beste Bilanz.
Pius Suter ist mit 7 Punkten (3 Tore, 4 Assists) Topskorer des Teams (und des Turniers), vor Tyler Moy (2 Tore/2 Assists) und Dominik Egli, Noah Rod und Jason Fuchs (je 3 Skorerpunkte).
Auf einer Position sind bei der WM-Nomination keine Überraschungen zu erwarten. Und doch kommt nach dem Deutschland Cup kommt ein ungeheuerlicher Gedanke auf: Was wäre, wenn Melvin Nyffeler (24) statt Leonardo Genoni (32) für die WM aufgeboten würde? Völlig undenkbar! Ja, geradezu absurd! Oder doch nicht?
Es gibt bei einem solchen hockeytechnisch eigentlich «ungeheuerlichen» Gedankenspiel zwei Varianten:
Der Gedanke an ein Aufgebot von Melvin Nyffeler für die WM 2020 mag abenteuerlich sein. Aber der Deutschland Cup hat zumindest gezeigt, dass wir auch Torhüter für die Zeit nach Leonardo Genoni und Reto Berra haben.
Gratulation! Hopp Schwiiz🇨🇭👍.