Es gibt Sätze für die Ewigkeit. Neil Armstrong sagte beispielsweise, als er den Mond betrat: «Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit.» Die Entscheidung in der Qualifikation unserer Eishockey-Meisterschaft heute Abend hat nicht die gleiche Bedeutung wie die Mondlandung. Aber ein Satz für die Ewigkeit ist schon gesprochen.
Am 23. Januar sagt SCB-Obersportchef Raëto Raffainer: «Wir werden am Schluss ganz sicher die Pre-Playoffs erreichen.» Wenn sein SCB heute gegen Lausanne verliert und Ambri sein Heimspiel gegen die Lakers nach 60 Minuten gewinnt, erreicht Ambri auf Kosten der Berner die Pre-Playoffs.
Es wäre die Mutter aller SCB-Blamagen. Der SCB stünde dann sportlich auf gleichem Niveau wie Langnau und Ajoie, die auch zusammengerechnet nicht einmal halb so viel Umsatz generieren wie der SCB. Und Raëto Raffainers Worte stünden dann wohl für eine ganze Generation als Inbegriff der Arroganz und Ignoranz der Berner.
Ironie der Hockey-Geschichte: Die in unserem Sport beispiellose SCB-Kultur der Arroganz und Ignoranz ist nicht Raëto Raffainers Werk. Sie ist seit dem letzten Titel (2019) von Präsident Beat Brechbühl, Manager Marc Lüthi und seiner Kommunikationsabteilung zu wundervoller Blüte gebracht worden.
Raëto Raffainer arbeitet erst seit Januar 2021 in Bern. Er ist in diesem Fall mehr Opfer als Täter. Aber es ist sein Satz, der für diese Kultur steht. «Wir werden am Schluss ganz sicher die Pre-Playoffs erreichen.»
Frage an den SCB-Obersportchef: Was sagen Sie, wenn es der SCB am Montagabend nicht schafft? Auf diese Frage entwickelt sich ein amüsantes Hin und Her.
Kurze Zeit später der Rückruf.
Er sucht nicht nach Ausreden und weiss sehr wohl, dass dieser Satz wieder auftauchen wird, wenn der SCB nun scheitern sollte. Der Hintergrund für den Optimismus, der zu diesem Satz geführt hatte: Raëto Raffainer hat zwar Trainer Johan Lundskog nicht angestellt. Der Vertrag ist vor seinem Amtsantritt unterzeichnet worden. Trotzdem will er unter allen Umständen an seinem Trainer festhalten. Aus Prinzip. Aus Trotz. Aus Kostengründen, weil der Vertrag noch bis Ende nächster Saison läuft. Also stärkte er seinem Coach verbal den Rücken, wo er nur kann.
Schafft der SCB die Pre-Playoffs nicht, dann wird er den glücklosen Schablonen-Zauberlehrling trotzdem nicht mehr halten können. Viele sagen, das wäre gut so. Der SCB brauche ein totales Scheitern für einen echten Neuanfang. Mit einem neuen Trainer, dessen Autorität nicht bereits durch eine völlig missglückte Saison in den Grundfesten erschüttert ist.
So oder so ist Raëto Raffainer die Schlüsselfigur bei der SCB-Krisenbewältigung. Der Engadiner ist der Einzige in der Geschäftsführung, der in sportlichen Dingen noch nicht jede Glaubwürdigkeit verspielt hat. Obwohl seine Sportabteilung inzwischen eine Serie von Fehlinvestitionen auf dem Ausländermarkt zu verantworten hat. Und er hat das Selbstvertrauen, das einer nun mal braucht, wenn er die Sportabteilung oder später den ganzen SCB führen will. Aber er versteht es, diesem Selbstvertrauen mit Selbstironie, Witz und Charme den Schwefelgeruch der Arroganz und Ignoranz zu nehmen.
Verlieren kann der «SCB-Maulheld» eigentlich nichts. Schaffen es die Berner doch noch, kann er sich freuen: «Ich habe es ja gesagt!» Schaffen es die Berner nicht, ist sein Satz für die sportliche Ewigkeit. Und er kann mit der Aufräumarbeit beginnen. Die Frage ist allerdings, ob er den Mut haben wird, weit oben genug Konsequenzen zu fordern.
Für den Meister von 2016, 2017 und 2019 kann es nach einem 10. oder 11. Platz nur noch besser werden.
Und jemand anderes als Maulheld zu bezeichnen, wenn man selber kein Funken besser ist. Wie oft hat sich der Herr "Oberchronisten-Maulheld" mit seinen Berichten und aussagen geirrt.
Wie oft hat der "Chronist der Chronisten" schon Spieler oder Funktionäre in den Himmel hoch Gelobt und sie dann im Nachhinein verbal verrissen wenn es dann doch nicht nach Klaus Vorhersagungen eingetroffen ist...
Aber ja... Klaus bleibt Klaus...