Die Lakers verlieren bald ihren besten Schweizer Verteidiger
Die ZSC Lions besiegen die Lakers zwar 3:1 und geraten erst in der Schlussphase noch ins Wanken. Erstaunlich: Die Lakers haben in dieser Partie die bessere Spielkultur als der Meister und entthronte Champions-League-Sieger. Sie tragen Sorge zum Puck, spielen ruhig und präzis und der schwedische Stürmer Malte Strömwall ist durchaus eine Antwort der Lakers auf Denis Malgin. Aber auf den letzten Metern vor Simon Hrubec fehlen eine Prise Biss, Geradlinigkeit und Glück. Der ZSC-Goalie ist der Matchwinner. Die ZSC Lions gewinnen am Sonntagnachmittag im biederen und abgesetzten spielerischen Werktags-Gewand.
Nach dem Spiel wird Mika Henauer von den Chronistinnen und Chronisten um Auskunft gebeten. Er ist inzwischen in jeder Beziehung der beste Schweizer Verteidiger der Lakers. Ein spielerischer Leitwolf, der in dieser Partie an der Seite des Schweden Jacob Larsson mit 26:45 Minuten am meisten Eiszeit geschultert hatte – auch bei den ZSC Lions kam niemand auf so viel Eiszeit.
Endlich, endlich kann der Bruder von SCB-Goalie Andri Henauer (darbt in Basel) sein bestes Hockey entfalten. Er war schon einmal in Bern von 2020 und 2022 fast (aber nur fast) auf einem ähnlichen Niveau. Aber dann stoppen Schulter-Blessuren seine Entwicklung. Die Berner, die sein Talent nie erkennen, schieben ihn aus einem laufenden Vertrag leihweise nach Kloten ab und auch in Kloten wird er nicht glücklich und unterschreibt bereits im Januar 2024 für zwei Jahre bei den Lakers.
Auch in Rapperswil-Jona läuft es nicht wie gewünscht. Nach einer durchzogenen ersten Saison (2024/25) mit etwas mehr als 12 Minuten Eiszeit bekommt im Herbst 2025 nur noch wenig Eiszeit. Die Lakers sind erfolgreich, es gibt keinen Grund für Umstellungen eines Teams, das meistens gewinnt. Und so bittet er Anfang Oktober um eine leihweise Versetzung nach Basel, um Spielpraxis zu bekommen – und wird in der Not (verletzungsbedingte Ausfälle) nach nur zwei Partien in der zweithöchsten Liga zurückgeholt. Inzwischen ist er bei den Lakers der wichtigste Schweizer Verteidiger und in lichten Momenten sogar besser als der Schwede Jacob Larsson.
Quer durch die Liga würden alle Sportchefs für einen Verteidiger wie Mika Henauer den Hockeygöttern auf den Knien danken. Weil bekannt ist, dass Mika Henauers Vertrag Ende Saison ausläuft, wird der Sohn der ehemaligen Slalom-Weltcupsiegerin Corinne Schmidhauser nach der Partie im Zürcher Hockey-Tempel von Chronistinnen und Chronisten gefragt, wo er denn nächste Saison verteidigen werde. Der smarte junge Mann lässt auch nach hartnäckiger Nachfragerei die Transfer-Katze nicht aus dem Sack, zieht den Neugierigen den Speck durch den Mund und sagt, er habe sich entschieden, wo er nächste Saison spielen werde, dürfe aber den Arbeitgeber nicht verraten.
Wozu hat ein Chronist Gewährsleute bei den Lakers und im Welschland hinten? Damit er Neuigkeiten erfährt. Also: Mika Henauer wird die Lakers Ende Saison verlassen und nach Genf zu Servette wechseln. Die verlässlichsten der verlässlichen Gewährsleute aus Genf bestätigen: Der Vertrag ist gemacht, die Tinte ist trocken, man werde den Transfer bald offiziell verkünden.
Das ist ganz bitter für die Lakers. Sie hatten im Laufe der Saison 2023/24 auf dem Transferwühltisch mit Mika Henauer eine Rolex gefunden. Aber der sonst eigentlich tüchtige neue Sportchef Claudio Cadonau hat in diesem Fall nun sträflich versagt: Als sich Mika Henauers Agent – die Verteidigerlegende Sandro Bertaggia – beim Lakers-Sportchef nach der Möglichkeit und Bedingungen einer Vertragsverlängerung erkundigte, war er nicht bereit, eine konkrete Vertragsofferte zu machen. Beinahe wäre Langnaus Sportchef Pascal Müller zum Zuge gekommen.
Aber nach dem Abgang von Tim Berni (nächste Saison heim zu den ZSC Lions) reagierte Servettes smarter Sportdirekter Marc Gautschi und geizte bei seiner Offerte nicht mit Lob, Versprechungen und Geld. Und damit war die Konkurrenz aus dem Spiel.
Wird der gleich alte Mika Henauer nächste Saison Servettes neuer Tim Berni sein? Wenn er sein bestes Hockey spielt wie in den letzten Partien bei den Lakers – dann kann die Antwort auf diese Frage nur sein: Ja!
