Es ist Zeit, das Undenkbare zu denken. Weil es eintreffen kann. Eigentlich undenkbar, dass der SCB nach überstandener «Ehrenrunde» gegen Kloten zum ersten Mal in seiner Geschichte in den Playoffs ausgerechnet gegen Biel scheitert. Aber es ist möglich: Biel hat so gute Aussichten wie noch nie, endlich zum ersten Mal den SCB in einer Playoffserie bodigen.
Auch andersherum ist das Undenkbare nicht auszuschliessen: Kommt der SCB gegen Biel weiter, dann kann es sein, dass im Halbfinal Servette wartet. Auch gegen die Genfer hat der SCB noch nie eine Playoffserie verloren. Das Undenkbare über die Viertelfinals hinaus konsequent bis zum Ende denken: Der SCB, bisher so oft von einem Spiel auf das andere von meisterlich zu miserabel, findet Stabilität und wird Meister. Vom 8. Platz aus. Wie 2016.
Das Innenleben in Bern würde auf so wundersame Weise angehalten und still stehen wie damals, als Josua in biblischen Zeiten die Sonne am Himmel anzuhalten vermochte. Jede Veränderung bliebe aus. Der Vergleich mit Josua passt: Ein Meistertitel für den SCB wäre ein Wunder von biblischem Ausmasse.
Die Lakers treten gegen Titelverteidiger Zug mit Heimvorteil an. Aber eigentlich ist es undenkbar, dass Melvin Nyffeler besser ist als Leonardo Genoni. Aber das muss er sein, wenn die Lakers den Meister aus den Playoffs kippen wollen. Und wer hält dann die Lakers auf dem Weg zu ihrem Titel auf, wenn sie den Titelverteidiger aus dem Rennen werfen? Die ZSC Lions? Gegen die Zürcher haben sie in der Qualifikation alle vier Spiele gewonnen.
Mit Servette (1.), Biel (2.) und den Lakers (3.) haben drei Teams in der Qualifikation die ersten drei Plätze belegt, die im Playoff-Zeitalter (seit 1986) noch nie Meister geworden sind. Nun wird sich zeigen, ob diese Zeitenwende in den Playoffs bestätigt wird. Ob zum ersten Mal in diesem Jahrhundert nicht Zug, der SCB, Davos, Lugano oder die ZSC Lions Meister werden. Sondern Servette, Biel oder die Lakers. Es wäre der Beginn einer neuen Ära. Wieder wäre das Undenkbare wäre Wirklichkeit geworden.
Oder gibt es keine Überraschungen? Eigentlich ist es nach dieser ausgeglichensten Qualifikation der Geschichte undenkbar, dass nicht mindestens ein Aussenseiter bis in den Final durchkommt. Dass keiner der vermeintlichen oder echten Titanen schon im Viertelfinal auf der Strecke bleibt. Aber auch da sollten wir das Undenkbare denken.
Wenn es Biel nicht gelingt, zum ersten Mal den SCB aus den Playoffs zu kippen – wann dann? Aber wenn Biel nicht gleich zum Auftakt ein Ausrufezeichen setzt, dann kehren die Dämonen des Zweifels zurück. Biel ist hockeytechnisch überlegen. Trotzdem: Der SCB tritt den Bielern auf Augenhöhe entgegen. Chris DiDomenico kann noch einmal rocken: 2016 führt er im Playout-Final Langnau gegen Biel zur Rettung (6 Spiele/7 Punkte) und provozierte in Biel das Publikum. Aber wichtigster SCB-Spieler ist Torhüter Philip Wüthrich.
Die Lakers haben in wichtigen Bereichen die besseren Werte: Mehr Plus- und weniger Minustore und Melvin Nyffeler (91,49 Prozent) die bessere Fangquote als Leonardo Genoni (89,80 Prozent). Und doch sind die Lakers Aussenseiter. Zug hat in der Schlussphase der Qualifikation den Tritt gefunden. Es scheint undenkbar, dass Melvin Nyffeler eine Playoffserie gegen Leonardo Genoni gewinnen kann. Die entscheidende Frage: Ist die Magie eines grossen Namen (Genoni) wirkungsvoller als Nyffelers Statistik aus der Qualifikation?
Servette war noch nie Meister, hat aber immerhin zum ersten Mal die Qualifikation gewonnen, war in der Qualifikation offensiv das beste Team und defensiv besser als Lugano. Alles klar? Nein. Die Tessiner sind nach der Entlassung von Chris McSorley unter Trainer Luca Gianinazzi inzwischen zu leidenschaftlichen Hockey-Romantikern geworden. Sozusagen ein «Ambri des reichen Mannes bzw. der reichen Frau». Sie haben überraschend in den Pre-Playoffs Gottéron besiegt und es ist möglich, dass sie erstmals seit dem verlorenen Final von 2018 eine Playoff-Serie gewinnen.
Kein anderer Viertelfinal ist statistisch so eindeutig: Die ZSC Lions haben alle vier Direktbegegnungen gewonnen. Die entscheidende Frage, die auch Nationalcoach Patrick Fischer interessiert: Ist Sandro Aeschlimann gut genug, um diesen Viertelfinal zu gewinnen und in der Nationalmannschaft der Nachfolger von Leonardo Genoni zu werden? Davos hat nur eine Chance, wenn Sandro Aeschlimann «auf dem Kopf» steht. Offensiv ist es nicht möglich, die Entscheidung zu erzwingen: Die Zürcher hatten in der Qualifikation die beste Abwehr.
So treffen im Halbfinal Servette auf Zug und Biel auf die ZSC Lions.
Der gleiche Final wie vor einem Jahr. Zug gegen die ZSC Lions. Keine Morgendämmerung einer neuen Zeit. Die Revolution hat doch nicht stattgefunden und wird auf die nächste Saison verschoben. Das ist eigentlich undenkbar. Aber eben: Wir sollten das Undenkbare denken.
P.S. Prognosen sind schwierig. Vor allem dann, wenn sie die Zukunft betreffen.
Ich als SCB Fan (Habe schon in den 70ger Jahren Titel gefeiert)
denke das die Jungs was reissen, aber zum Titel wird es wohl nicht reichen!
ZSC ist Top Favorit für mich, aber eigentlich möchte ich es den Genfern von Herzen gönnen!
Mal schauen, wird Geil!!
Wundertüte funktioniert nicht als Favorit.
Aber im ernst, wenn den Servette Ausländern nicht der Saft ausgeht ist für mich Servette glasklarere Meisterfavorit.