Seit Felix Hollensteins Rücktritt als Spieler sind 22 Jahre vergangen. Aber sein Vermächtnis hat die zwei Jahrzehnte bei weitem überdauert.
Die 1990er-Jahre sind als die «Belle Époque» des EHC Kloten in die Geschichte eingegangen: Felix Hollenstein führte die Klotener als Captain und Lichtgestalt zu den Titeln von 1993, 1994, 1995 und 1996.
Er buchte zwischen 1985 und 2001 neun Mal mehr als einen Punkt pro Spiel, mit 62 Punkten aus 36 Partien als Rekord. «Fige» Hollenstein war der charismatischste und schnellste Stürmer seiner Epoche, eigentlich gut genug für die NHL, er bestritt 131 Länderspiele und gehörte zum legendären Halbfinal-Team bei der WM 1992 in Prag. Aber die NHL war noch nicht bereit für die Schweizer.
Später stand er als Assistent von Anders Eldebrink (2009 und 2011) und als Cheftrainer (2014) mit Kloten im Final. Er hat dem Klub immer die Treue gehalten. Einer unter mehreren Klubgenerälen, die Hollenstein verpflichten wollten, war der damalige SCB-Manager Willi Vögtlin. Er hätte ihn wohl zu einem der bestverdienenden Spieler seiner Zeit gemacht. «Aber ich hatte keine Chance. Die Verhandlungen dauerten nicht lange, er entschied sich schnell dazu, in Kloten zu bleiben», verrät Vögtlin. Um Geld sei es bei diesem Entscheid nicht gegangen.
Wahrscheinlich würde Felix Hollenstein heute noch im EHC Kloten wirken, in welcher Tätigkeit auch immer. Doch eine Knochenkrebs-Diagnose wirft ihn Ende 2019 aus der Bahn. Er sagt, nun gehe es ihm wieder gut. Seither lebt er sozusagen als Pensionär. Er sagt, er geniesse es, genug Zeit für die Familie und die Hunde zu haben.
Auf die Frage, ob die Krankheit seine Perspektiven aufs Leben verändert habe, sagt er im Gespräch mit Nicola Berger, NZZ-Redaktor und Mitarbeiter der Hockey-Zeitschrift «Slapshot»: «In gewisser Weise auf jeden Fall. Plötzlich ist nur noch wichtig, gesund zu werden, alles andere tritt in den Hintergrund.» Also auch das Eishockey? «Bestimmt. Aber ich werde diesen Sport immer lieben. Er hat mir in meinem Leben so, so viel gegeben. Leider lässt es mein Körper heute nicht mehr zu, dass ich spiele. Ich bin auch zu alt dafür.»
Vermisst er das Hockey? «Ja und nein. Ich habe eine gewisse Distanz gewonnen. Das heisst: Ich kenne in der National League nicht mehr von allen Spielern die Stärken und Schwächen. Das wäre früher undenkbar gewesen. Aber ich schaue nach wie vor gerne und viel Eishockey. Und ich pflege meine Kontakte. Es gibt auch Manager von Klubs, die mich anrufen und nach meiner Meinung fragen. Ich bin also schon immer noch ein wenig involviert. Einfach ohne die ganze Verantwortung, was ganz angenehm ist.»
Eine Rückkehr ins Hockey-Business schliesst Hollenstein aus. «Diese Zeiten sind vorbei. Und das ist auch gut so. Ich bin sehr glücklich mit meinem heutigen Leben. Ich geniesse es, Zeit für meine Familie, die Enkelkinder und meine Hunde zu haben. Meine ganze Familie war gerade während meiner Krankheit en enormer Rückhalt, dafür bin ich wahnsinnig dankbar.»
Felix Hollenstein ist seit vielen Jahren Züchter von Schäferhunden und präsidierte den schweizerischen Schäferhundeclub. Auf die Frage, ob er denn nie gebissen worden sei, sagt er: «Doch, natürlich.» Er habe deswegen sogar zwei Länderspiele verpasst. Mit zwei Löchern in der Hand. «Ich musste den damaligen Nationaltrainer Simon Schenk anrufen und ihm das mitteilen. Der hat die Welt nicht mehr verstanden. Ich bat ihn eindringlich, bitte dem ‹Blick› nichts davon zu erzählen. Das hat er zum Glück tatsächlich nicht gemacht.»
Wechselgerüchte gab es immer wieder, das interessanteste war wohl jenes über einen Transfer in die höchste deutsche Liga. «Preussen Berlin wollte mich und Anders Eldebrink als Spieler unbedingt holen. Aber Elda wollte nicht, da habe ich es auch gelassen. Sonst hat es immer mal wieder Angebote gegeben, zum Beispiel aus Lugano. Aber ich hatte keinen Grund, Kloten zu verlassen.»
Weshalb? Ganz einfach. «Hier hatte ich all meine Freunde. Und immer eine Mannschaft, mit der ich das Gefühl hatte, Meister werden zu können. Wir waren wirklich, wirklich gut. Ich kann mich noch an einen Moment in der Finalserie von 1996 gegen den SCB erinnern: Wir führten in Bern in der dritten und letzten Partie 5:1 (damals wurde Best of Five gespielt – die Red.) und ‹Gates› Orlando sagte zu mir: ‹Ich wünsche, das Spiel wäre endlich zu Ende. Gegen euch macht es keinen Spass mehr.›»
Hollenstein erzählt auch über ein Angebot des Erzrivalen aus Zürich. «Es gab beim ZSC einen Manager, der wirklich alles unternommen hat, damit ich unterschreibe. Es gab damals ja noch keine Agenten, mein Vater hat mir bei meinen Verträgen geholfen. Der Mann vom ZSC rief jeden Tag bei uns zu Hause an. Dummerweise tat er das stets um 12.30 Uhr. Und da wollte meinen Vater seinen Mittagsschlaf halten. Entsprechend kam das nicht so gut an.»
Die NHL sei hingegen nie ein Thema gewesen. «Wo denken Sie hin?», fragt Hollenstein. «Ich hatte noch den ‹Sport› abonniert (eine Fachzeitung, die Ende der 1990er Jahre eingestellt worden ist, Anm.d.Red.) und las dort immer die NHL-News. Aber das waren Nachrichten wie von einem anderen Planeten. Es gab ein, zwei Mal lose Kontakte, aber für mich war das zu weit weg. Ich war in meinem Leben sowieso nur ein einziges Mal in den USA.»
Nach dem Abstieg von 2019 wechselte sein Sohn Denis zu den ZSC Lions. Was im Dorf zu reden gab. Er sagt über diesen Transfer im Gespräch mit Nicola Berger: «Ich habe ihn unterstützt. Mir ist wichtig, dass er glücklich ist. Unabhängig davon, ob das nun in Kloten, beim ZSC oder in Lugano ist. Ich besuche seine Spiele regelmässig. Und ich finde schon, dass Denis dem EHC Kloten alles gegeben hat, was er konnte. Es ist doch legitim, dass er sich sagte: ‹Ich will jetzt auch mal Meister werden.› Wir wissen alle, dass die Gelegenheit in Kloten dafür nicht mehr gegeben ist.»
Nun bekommt Denis Hollenstein (34) eine neue Chance, doch noch Meister zu werden. Die ZSC Lions haben die Qualifikation gewonnen und gelten als Titelfavorit. Am Samstag beginnen die Playoffs für die Zürcher mit einem Heimspiel gegen den EHC Biel.
Danke, Fige!❤️
Ich bin Ihm unendlich dankbar, für seinen ewigen Einsatz für den EHCK und die CH-Nati.
Ich wünsche Dir, Fige #24 ❤️, alles erdenklich Gute und dass Du die Krankheit endgültig besiegen kannst!