Michael Rindlisbacher (67) wird im Herbst aus familiären Gründen nach einer Amtszeit von fünf Jahren nicht mehr zur Wiederwahl antreten. Der eng mit dem SCB liierte «Berufsverwaltungsrat» mit Mandaten vor allem im beschaulichen Berner «Wirtschafts- und Beziehungsfilz» geht als wohl führungsschwächster Obmann in die Geschichte ein. Er hat sein Amt korrekt, seriös, fleissig und freundlich nach bestem Wissen und Gewissen ausgeführt und u. a. die WM 2026 in die Schweiz geholt.
Aber er hat in seiner Amtszeit eben auch die Abspaltung der National League vom Verband (die höchste Liga ist nun eine unabhängige Aktiengesellschaft), die damit verbundene Existenzkrise der Swiss League (sie ist beim Verband geblieben), die Ausuferung der Verbandsadministration zu einem «Bundesamt für Eishockey» zu verantworten.
Die Klubs sind mit Michael Rindlisbacher schon seit längerer Zeit nicht mehr zufrieden. Zwar ist die National League als Aktiengesellschaft nun formaljuristisch unabhängig vom Verband. Aber eine enge Zusammenarbeit ist nach wie vor von zentraler Bedeutung: Die Schiedsrichter, alle Nationalmannschaftsprogramme, der internationale Spielverkehr, die Verbindung zu Swiss Olympic, die staatlichen Fördergelder fürs Hockey laufen über den Verband. Weil aber die TV-Gelder für die Liga, auf die der Verband angewiesen ist, inzwischen eben an die Liga gehen (dadurch ist die Liga der wichtigste «Verbandssponsor»), gibt es eine starke gegenseitige Abhängigkeit.
Michael Rindlisbacher tritt nicht mehr zur Wiederwahl an + + + Michael Rindlisbacher ne se présente pas à sa réélection
— Swiss Ice Hockey (@SwissIceHockey) March 16, 2023
👉 https://t.co/HpTUNpnHTh pic.twitter.com/68PHtjcocm
Nach wie vor ist die National League juristisch Mitglied des Verbandes. Aber inzwischen herrscht selbst in Zeiten der Klimaerwärmung zwischen der National League und dem Verband ein klirrendes Frostklima, manche Gewährsleute sprechen gar vor einer Eiszeit.
Die Statuten sehen vor, dass die National League und die Swiss League (die beiden Ligen bilden eine Interessengemeinschaft) das Privileg haben, bei der Verbands-Generalversammlung den Kandidaten fürs Präsidentenamt vorzuschlagen. Gemeinsam halten die National League und die Swiss League bei dem als Verein strukturierten Verband 50 Prozent der Stimmen. Die andere Hälfte der Stimmen gehört dem Amateurhockey.
Entscheidend ist also, wer an der gemeinsamen Sitzung der Klubs der National League und der Swiss League am 21. Juni als Präsident nominiert und dann im Herbst bei der Verbands-Generalversammlung vorgeschlagen wird.
Bisher haben die Wettermacher der grossen Klubs der Präsidentenwahl viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Nach dem Motto: Egal, wer Präsident wird, er muss sowieso nach unserer Pfeife tanzen. So ist der führungsschwache Michael Rindlisbacher Präsident geworden und die Klubs haben die Kontrolle über die Verbandsbürokratie verloren.
Nun soll alles anders werden. Die Klubbosse sind sich weitgehend einig:
Das ist der Plan der Klubs. Auf den neuen Präsidenten wartet also erst einmal führungstechnischer Rock’n’Roll – und dann eine schöne Amtszeit mit der WM 2026 im eigenen Land.
Wer wird nun neuer Präsident? Nach der Absage von Wunschkandidat Roland Staerkle (Ex-Präsident EV Zug) blieben noch drei Kandidaten: Ex-Ligadirektor und «Olympia-General» Werner Augsburger (als Walliser von Visp ins Spiel gebracht), die Handballlegende Stefan Schärer (Ex-Präsident Pfadi Winterthur) und der heute als Berater tätige ehemalige Migros-General Anton Gäumann.
Inzwischen ist Werner Augsburger aus dem Rennen und es geht noch um Stefan Schärer (58) und Anton Gäumann (63). Beide haben reichlich Erfahrung als Unternehmer, beiden wird zugetraut, in der Verbandsadministration aufzuräumen.