Zur Erfolgsformel des Spengler Cups gehört die Aufstockung von fünf auf sechs Teams ab dem Turnier 2010. Dieses 6. Team kommt inzwischen aus der National League. Die Wahl des zweiten Schweizer Teams neben Davos ist eine heikle medienpolitische, sportliche und kommerzielle Frage.
Medienpolitisch, weil das öffentlich-rechtliche Fernsehen die Spiele live in drei Sprachregionen überträgt und mit Wohlgefallen zwei Teams aus zwei verschiedenen Sprachkulturen sieht. Kommerziell, weil ein Team mit einer treuen Fanbasis für ein volles Stadion sorgt. Sportlich, weil die Konkurrenzfähigkeit eine grundsätzliche Voraussetzung für eine Teilnahme ist.
Bisher sind seit der Modusänderung Servette, Gottéron, Kloten, Lugano und Ambri eingeladen worden. Kein Team hat alle Voraussetzungen so perfekt erfüllt wie Ambri beim Spengler Cup 2019, 2022 und 2023: Die Fans, die das Stadion gefüllt und für Stimmung gesorgt haben. Die Einbettung in der italienischen Sprachkultur, die auch beim Tessiner Fernsehen formidable Quoten garantierte und eine sportliche Leistungsfähigkeit, die 2022 im Turniersieg gipfelte. Ambri ist nach Servette (2013 und 2014) das zweite Schweizer Gastteam, das den Spengler Cup gewonnen hat.
Nun ist Ambri im Viertelfinal gegen das europäische Spitzenteam Frölunda vorzeitig, klar und ohne Romantik gescheitert (0:5). Die Schweden treten am Samstag im Halbfinal (15.10 Uhr) gegen ein ausgeruhtes Davos an, für das der Freitag spielfrei war.
Wer kommt als zweites Schweizer Team zum nächsten Spengler Cup? HCD-Präsident Gaudenz Domenig favorisiert zwei Kandidaten: Fribourg-Gottéron und die SCL Tigers.
Für Gottéron sprechen die guten Erfahrungen aus der Vergangenheit (zuletzt 2012 im Halbfinal 1:5 gegen Kanada gescheitert) und die Zugehörigkeit zur welschen Sprach- und TV-Kultur. Die sportliche Konkurrenzfähigkeit steht sowieso nicht zur Debatte.
Das Problem: Gottéron droht als Liga-Spitzenteam nächste Saison die anstrengende Pflichtübung Champions League. Eine Doppelbelastung Champions League/Spengler Cup wäre mit zahlreichen graubärtigen Schlüsselspielern wohl nur mit vorsätzlichem Ausscheiden in der Gruppenphase des europäischen Wettbewerbes verkraftbar.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
5,2
09.22
5,2
09.23
5,2
01.24
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Für die SCL Tigers spricht die treue Fanbasis und landesweit ist Langnau als Aussenseiter aus dem Dorfe – ähnlich wie Ambri – ein Kandidat der Herzen, der das Stadion füllen und in der Deutschschweiz für bäumige TV-Quoten sorgen kann. Kommt dazu: Langnau würde mit einer erstmaligen Teilnahme das viel grössere Interesse im Deutschschweizer Medienmarkt wecken als Gottéron.
Spengler Cup-Chef Marc Gianola sieht die Dinge ganz ähnlich wie sein Präsident Gaudenz Domenig. «Es ist wichtig, dass die ganze Organisation eines Klubs auf Teilnahme am Spengler Cup brennt und als grosse Herausforderung sieht. So wie das bei Ambri der Fall war.» Eine Spengler Cup-Teilnahme als «Jahrhundert-Ereignis» in der Klubhistorie. Nach dem Motto: «Wir sind beim Spengler Cup dabei, also sind wir». Langnau erfüllt diese Voraussetzung und Gespräche für eine Teilnahme am Turnier laufen schon seit längerer Zeit.
Eine Teilnahme von Zug, Bern oder den ZSC Lions schliesst Marc Gianola für 2024 aus. Auch deshalb, weil alle drei Kandidaten für die Champions League sind. Und wohl mehr noch, weil in Zug, Zürich oder Bern eine Spengler-Cup-Teilnahme im Anhang wohl bloss ein laues «na und?» provozieren würde. Die Lakers haben sich längere Zeit für eine Teilnahme interessiert. Aber wen würden die tapferen Lakers interessieren? Eben.
Wenn die Langnauer zum ersten Mal in der Geschichte zum Spengler Cup wollen, müssen sie allerdings die sportliche Konkurrenzfähigkeit mit einer Playoff-Qualifikation (mindestens Rang 10) bestätigen. Sie kämpfen also in den nächsten Wochen auch um ihre Spengler Cup-Chance.
Wer in der National League gut genug ist für den 10. Platz, kann das Turnier gewinnen. Ambri reiste 2022 als 10. der höchsten Liga nach Davos und gewann den Spengler Cup. Die Langnauer stehen aktuell in der NL-Tabelle auf Rang elf. Punktgleich mit Biel (10).
Eigentlich spricht nichts gegen eine Spengler-Cup-Teilnahme der SCL Tigers. Was überdies für Langnau spricht: Die Emmentaler werden voraussichtlich nächste Saison keine kanadischen Ausländer unter Vertrag haben. Eine Spengler Cup-Teilnahme würde als Team Canada keine Spieler entziehen.
Seien wir ehrlich, wen interessierts im März noch, wer den Spenglercup gewonnen hat? Darum Fokus auf das Tagesgeschäft👍