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Eine der grössten Hockey-Karrieren ist zu Ende: Martin Gerber hört auf

Martin Gerber, von Kloten, im Eishockeyspiel der National League A zwischen den ZSC Lions und den Kloten Flyers, am Dienstag, 16. Februar 2016, im Hallenstadion in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
Mit 42 Jahren ist Schluss: Martin Gerber beendet seine Karriere.Bild: KEYSTONE
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Eine der grössten Hockey-Karrieren ist zu Ende: Martin Gerber hört auf

Stell dir vor, einer der grössten Schweizer Spieler aller Zeiten beendet seine Karriere und niemand merkt es. Genau das ist passiert. Martin Gerber verlässt Kloten definitiv und beendet seine Karriere.
26.04.2017, 07:2926.04.2017, 17:33
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Er quält sich gerade durch einen Verkehrsstau in der Stadt Zürich und sagt, er rufe zurück, wenn er da endlich rausgekommen sei. Eine Momentaufnahme mit Symbolcharakter. Martin Gerber verlässt Kloten, verlässt den Grossraum Zürich. Der Hockey-Weltreisende hat genug vom Verkehrsdichte-Stress.

Er gibt auch seinen Zweitwohnsitz in Zug auf zieht sich in seine Heimat Langnau zurück. Dort hat er an bester Lage beim idyllischen «Äntelipark» (Park der Enten) im Dorf längst ein wunderbares altes Haus gekauft, renoviert und dort fühlen sich seine Lebenspartnerin und seine Kinder wohl. Martin Gerber kehrt heim und er sagt: «Ich will meine Kinder aufwachsen sehen.»

Kloten's goaltender Martin Gerber celebrates with the trophy after winning the Swiss Ice Hockey Cup final game between EHC Kloten and Geneve-Servette HC, at the SWISS Arena ice stadium, in Kloten ...
In seiner letzten Saison gewann Gerber noch den Schweizer Cup.Bild: KEYSTONE

Nachwuchscoach oder Sportchef?

Er wird voraussichtlich in Langnaus Nachwuchsabteilung seine Trainer-Karriere beginnen. Sportchef Jörg Reber sagt: «Wir haben uns darüber unterhalten». Martin Gerber bestätigt: «Ja, das könnte etwas sein.»

Sollte Pascal Müller, auch ein Langnauer, Kloten verlassen und Sportchef bei den ZSC Lions werden, dann könnte doch Martin Gerber im Sportchef-Büro in Kloten Platz nehmen. Oder? «Nein, ganz sicher nicht. Dann bin ich wieder ständig unterwegs. muss ständig in Zürich sein und sehe meine Familie wieder nicht.»

Kloten, 19.12.16, Torhueter Martin Gerber und Teammanager Beat Equilino unterhalten sich in der Garderoben Küche. Das Bild wurde im Rahmen der fotografischen Arbeit "Hinter dem Vorhang" von  ...
So sah man ihn sonst nie: Gerber und Teammanager Beat Equilino unterhalten sich in der Garderobe von Kloten.Bild: PPR/dominik baur

«Tinu» kann seine Zukunft gelassen planen und ist nicht auf sofortigen bezahlten Broterwerb angewiesen. In Amerika, Schweden, Russland und der Schweiz hat er gutes Geld verdient. Aufwändig hat er nie gelebt. Er hat nie vergessen, woher er gekommen ist. Weil ihn einst die Langnauer als untauglich fürs grosse Hockey taxierten, musste er in der 2. Liga bei Signau beginnen und teilte sich den Job mit «Budi» Pfister, heute Bankprokurist im beschaulichen Huttwil.

Der Millionär aus dem Emmental

Den Klubbeitrag, die Ausrüstung und alle Trainingscamps hatte er selber zu bezahlen. Nun dürften auf seinem Bankkonto gegen zehn Millionen lagern. Er hat alleine in der NHL in etwas mehr als 250 Partien exakt 13,164 Millionen Dollar verdient, und er musste auch bei seinen Gastspielen in Schweden, Russland, Langnau und zuletzt Kloten nicht darben. Er hat seine Vermögensbildung abgeschlossen.

Switzerland's goaltender Martin Gerber looks on his teammates from the bench, during the IIHF Ice Hockey World Championships preliminary round game Switzerland vs Czech Republic at the Globe Aren ...
Der Torhüter war einer der Silberhelden von 2013.Bild: KEYSTONE

Martin Gerber ist am 3. September 42 Jahre alt geworden und war letzte Saison einer der besten alten Torhüter der Welt. Nach wie vor hat er für Kloten 31 Partien bestritten und mehr als 90 Prozent der Schüsse abgewehrt. Er wäre immer noch gut genug als Nummer zwei in der NLA oder gar als Nummer eins in der NLB. Doch er macht Schluss, meidet aber Wörter wie «Karriereende, Schluss».

Er umschreibt seinen Rücktritt und das kommt aufs Gleiche heraus. Als wolle dieser ewige Spieler tief im Herzen immer noch nicht wahrhaben, dass eine aufregende Zeit zu Ende ist. Aber er sagt: «Ich habe keinen Vertrag mehr und kann auch keinen neuen Vertrag unterschreiben. Ich muss ja erst wieder gesund werden und das kann noch lange bis in den Herbst hinein dauern. Ich habe meine Gehirnerschütterung nach wie vor nicht auskuriert.»

Von der Amateurliga an die Weltspitze

So ist nun eine der grössten Karrieren unseres gesamten Sportes heimlich, still und leise zu Ende gegangen. Kein offizieller Abschied nach dem letzten Spiel in Kloten, kein Händeschütteln, keine Ansprachen. Martin Gerber verlässt die grosse Bühne nachdem die Scheinwerfer längst abgeschaltet sind durch die Hintertür. So wie es seiner freundlichen, bescheidenen, sanften und klugen Art entspricht.

Eine Karriere, die aus der zweiten Amateurliga hinauf auf die allerhöchsten Gipfel, bis zum Stanley Cup und in den WM-Final geführt hat, ist zu Ende. Martin Gerber war zwar nie Schweizer Meister wie so viele unserer anderen grossen Goalies der Neuzeit (wie Pavoni, Tosio, Rüeger, Bührer, Berra, Genoni). Das Finale mit Kloten hat er 2014 mit Kloten verloren.

Der Torhueter der Ottawa Senators Martin "Tinu" Gerber praesentiert der Langnauer Bevoelkerung am Montag, 31. Juli 2006, in Langnau den NHL Stanleycup. Gerber gewann den Pokal mit den Caroli ...
Tinu Gerber brachte den Stanley Cup nach Langnau.Bild: KEYSTONE

Aber Martin Gerber war Aufsteiger mit Langnau, Champion in Schweden, er brachte im Sommer 2006 den Stanley Cup in den «Hirschen» nach Langnau und er ist der einzige Schweizer Torhüter der Geschichte, der einen WM-Final bestritten hat (2013 1:5 gegen Schweden).

Martin Gerber hat die Welt gesehen wie kein anderer Hockey-Schweizer: Er spielte für Klubs aus Signau, Thun, Langnau, Karlstad, Anaheim, Cincinnati, Raleigh, Ottawa, Binghampton, Toronto, Edmonton, Oklahoma, Växjö, Ängelholm, Moskau – und zuletzt Kloten. Er bestritt 143 Länderspiele und diente der Nationalmannschaft bei neun WM-Turnieren (2000, 2001, 2002, 2004, 2005, 2008, 2009, 2011 und 2013) und bei zwei Olympischen Spielen (2002 und 2006).

Teil der olympischen Geschichte

Und er war der Held in einem der grössten Spiele aller Zeiten. Am 18. Februar 2006 besiegten die Schweizer beim olympischen Turnier in Turin die kanadischen NHL-Profis 2:0 und wehrten gegen die besten Stürmer der Welt sage und schreibe 49 Schüsse ab. Die Schweizer kamen zu 18 Abschlussversuchen.

Schweiz – Kanada 2:0. Die Highlights der Partie von 2006 – inklusive Martin Gerbers Save für die Geschichtsbücher gegen Rick Nash.Video: YouTube/OlympicTorino

In der offiziellen Geschichtsschreibung des Welteishockeyverbandes (IIHF) zählt diese Partie zu den grössten 100 Momenten aller Zeiten (ganz genau als momentane Nummer 87). Es ist bis heute die sensationellste Pleite der NHL-Superstars (deren General Manager in Turin Wayne Gretzky war) und der grösste Sieg einer Schweizer Nationalmannschaft. Martin Gerber spielte die zweitbeste Partie seines Lebens. Die beste war zugleich die wichtigste: zum Auftakt der Auf/Abstiegsrunde verhexte er im Frühjahr 1998 im Tor von Langnau den NLA-Vertreter La Chaux-de-Fonds.

Die Churer Mario Brodmann (Mitte) und Harjis Witolins bleiben im Playoff Halbfinal der Nationalliga B vom Samstag, 28. Februar 1998, in Chur an den Langnauern Raoul Baumgartner und Goalie Martin Gerbe ...
Gerber hext Langnau zum Aufstieg.Bild: KEYSTONE

Die Emmentaler waren in der NLB-Qualifikation bloss auf Rang 4 gekommen, sie gewannen überraschend die NLB-Meisterschaft, siegten als krasse Aussenseiter zum Auftakt der Auf/Abstiegsrunde gegen La Chaux-de-Fonds 4:1 und legten den Grundstein für den völlig unerwarteten Wiederaufstieg. In den NLB-Playoffs 1998 erzielte Martin Gerber gegen Martigny auch als erster Schweizer Goalie ein Tor.

Hätte Martin Gerber diesen Sieg nicht möglich gemacht, gäbe es mit ziemlicher Sicherheit in Langnau keinen rundherum erneuerten Hockeytempel und keine NLA-Mannschaft mehr. Er hat eben Dorf-, Schweizer und Welthockey-Geschichte geschrieben.

Keine schlechte Karriere für einen Buben aus dem Emmental.

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37 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Crazy Cycler
26.04.2017 08:28registriert Januar 2015
Wunderbare Hommage! Chapeau!
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Dogbone
26.04.2017 08:16registriert August 2014
Eine unglaubliche Karriere! Er hat uns viele tolle Momente beschert auf seinem Weg. Alles Gute für die Zukunft Tinu!
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c_meier
26.04.2017 10:40registriert März 2015
Das weiss auch nur der Eismeister was der Goalie Nummer 2 von Signau 1996 heute macht... :)
Alles Gute Tinu
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