Biels Sportchef Martin Steinegger gehört zu den wenigen Persönlichkeiten unseres Hockeys, die, wenn es um Transfergerüchte geht, nicht lügen können. Eine eingehende Befragung lohnt sich also immer.
Steinegger ist sich seiner sympathischen Schwäche durchaus bewusst und sagt deshalb, er rede mit dem Chronisten nicht über seine Strategie in der Torhüterfrage. Aber er habe eine Strategie. Aha! Es lohnt sich, dranzubleiben. Und so kommt dann bei einer späteren Befragung nach und nach doch ans Licht, wie sich das Goalie-Karussell dreht und wo es stoppen wird.
Von aussen betrachtet: Es wäre ein Wahnsinn, wenn Martin Steinegger mit Harri Säteri nicht verlängern und auf Joren van Pottelberghe als Nummer 1 setzen würde. Nicht etwa wegen der Leistungsfähigkeit des ehemaligen Zuger Juniors. Der Grund ist ein anderer: Bis zum 15. Juni kann Joren van Pottelberghe aufgrund des Transferabkommens mit der NHL Biel auch mit laufendem Vertrag Richtung Nordamerika verlassen.
Wenn Steinegger also Säteri ziehen lässt und auf van Pottelberghe setzt, dann riskiert er, im Sommer mit abgesägten Hosen dazustehen. «Da haben Sie schon recht», sagt Biels Sportchef zu dieser These. Und kann sich grad noch zusammennehmen, damit er nicht bestätigt, was fast nicht mehr dementiert werden kann: Er wird mit Harri Säteri verlängern und Joren van Pottelberghe geht. Letztlich auch aus finanziellen Gründen, denn Biel kann sich zwei teure Nummer-1-Goalies nicht mehr leisten.
Womit wir bei Behauptung Nummer 1 sind: Biel setzt nächste Saison auf Harri Säteri und sucht eine spielstarke, aber günstige Nummer 2. Martin Steinegger ist nicht entgangen, dass die ZSC Lions in Biel soeben mit Robin Zumbühl – der Nummer 3! – in der Verlängerung gewonnen haben.
Nun wäre es interessant zu erfahren, wohin es Joren van Pottelberghe ziehen wird, wenn seine Zeit in Biel nach vier Jahren zu Ende geht. Steinegger sagt, er habe zwar noch keine Absage von seinem Torhüter. Aber eine Vermutung. Die ist interessant: «Ich denke, er wechselt nach Lugano.»
Oha! Aber der Chronist denkt nach und kommt zum Schluss: eigentlich logisch. Mit Niklas Schlegel hat Lugano eine freundliche, pflegeleichte Nummer 2 hinter Mikko Koskinen (meistens ist er sogar besser als Koskinen). Ein so cleverer Sportchef wie Hnat Domenichelli wird mit dem «Lotter-Finnen» nicht verlängern, und warum nicht das Risiko mit Joren van Pottelberghe eingehen? Bleibt er, dann hat Lugano mit ihm und Niklas Schlegel das stärkste Schweizer Duo der Liga. Wechselt er doch in die NHL, dann hat Lugano bei weitem genug Geld, um einen guten Ausländer (einen, der besser ist als Koskinen) zu verpflichten.
Womit wir bei Behauptung Nummer 2 sind: Martin Steinegger hat recht – Joren van Pottelberghe wechselt zu Lugano.
Wer aber wird in Biel die Nummer 2 hinter Harri Säteri? Wieder hilft uns Martin Steinegger weiter auf der Suche nach Wahrheiten auf dem Goalie-Karussell. Er bestätigt, dass er eigentlich Zugs Luca Hollenstein möchte. Ist aber realistisch: «Ich denke nicht, dass er zu uns wechselt.»
Aha. Wohin dann? Da hilft uns die Logik weiter: Wohin wechselt ein Torhüter, der sich weiterentwickeln möchte und darauf angewiesen ist, dass ihm der Trainer vertraut? Richtig: Zu einem Klub mit einem Trainer, der ihn kennt und ihn schätzt. Zugs langjähriger Assistent Josh Holden ist Cheftrainer in Davos.
Womit wird zu Behauptung Nummer 3 kommen: Luca Hollenstein verlässt Zug und wird in Davos der zweite Torhüter neben Sandro Aeschlimann. Der HCD verlängert mit Gilles Senn nicht.
Wenn wir in Biel sind, dann ist der Jura ganz nahe. Also unterhalten wir uns noch ein wenig über Ajoie. Tim Wolf, Cupsieger, Aufstiegs- und Klassenerhalt-Held, hat bei Ajoie einen auslaufenden Vertrag. Er wird im Januar 32 Jahre alt und hat die letzte Gelegenheit zu einem sinnvollen Transfer. Da Luca Hollenstein Zug verlassen wird, braucht Zug eine routinierte Nummer 2, die dazu in der Lage ist, Siege zu stehlen, wenn Leonardo Genoni eine Ruhepause einlegt.
Zugs Sportchef Reto Kläy hat zwar einen Präsidenten mit vollen Geldspeichern. Er wird aber immer wieder streng ermahnt, das Budget einzuhalten. Womit wir zu Behauptung Nummer 4 kommen: Tim Wolf wird Zugs neue Nummer 2.
Er nützt die letzte Chance, um im Spätherbst seiner Karriere doch noch bei einem Spitzenteam hexen zu dürfen. Mit der Chance zum Grand Slam der Goalie-Heldentaten: Aufstieg, Cupsieg, Klassenerhalt in der Liga-Qualifikation und … Meistertitel.
Der Verstand des Chronisten möge in den nächsten Wochen an diesen vier Behauptungen gemessen werden. Er riskiert den Grand Slam der Torheit und des Unsinns. Aber mit der Chance eines Grand Slams der Weisheit und der Weitsicht.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
5,2
09.22
5,2
09.23
5,2
01.24
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
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