Was über die Schwierigkeiten der Swiss League und über mögliche Lösungen geschrieben und gesagt werden kann, ist geschrieben und gesagt. Nun kommt bald die Zeit, in welcher Worte, Versprechungen und Konzepte umgesetzt werden sollten.
Die Swiss League steht unter dem Dach des Verbandes. Vom Verband müsste strukturelle und finanzielle Hilfe kommen. Bereits jetzt lässt sich allerdings ohne Bosheit sagen: Es wird praktisch nichts kommen.
Verbands-Geschäftsführer Patrick Bloch ist damit beschäftigt, die Liga zu vermarkten. Deshalb hat er bei den Klubs einen Teil der Werbefläche bis Ende April blockieren lassen. Damit Platz für Reklame frei ist, wenn er einen Liga-Sponsor findet. Bisher ist er noch nicht fündig geworden. Parallel dazu führt er Gespräche, um die Swiss League bereits ab den Playoffs doch noch bei den Rechteinhabern der National League ins Fernsehen zu bringen.
TV-Präsenz erleichtert die Suche nach Werbepartnern. Aber viel mehr als 200'000 Franken wird er bei der aktuellen Sportmarktlage bei grösstem Können und bestem Willen aus der Liga-Gesamtvermarktung nicht herausholen können. Ergibt pro Team um die 20'000 Franken. Dazu eine einmalige Subvention der National League. Kurzum: Die Klubs der Swiss League können nächste Saison nicht mit einem sechsstelligen Zustupf (Subventionen) rechnen.
Es gibt aufstiegswillige Teams: Martigny, Arosa und Chur. Das Problem: Niemand weiss, wie die Swiss League nächste Saison aussehen wird. Wer das Gesuch um Aufstiegsberechtigung stellt, der muss, wenn der Aufstieg gelingt, auch aufsteigen. Aber in was für eine Liga? Wie werden die Bedingungen sein? Weiterhin 10, vielleicht 11 oder bloss 9 oder gar nur 8 Klubs? Weil das noch niemand verbindlich sagen kann, gibt es eine Erleichterung für die Aufstiegskandidaten: Sie dürfen, wenn sie den Aufstieg sportlich geschafft haben, auf die Promotion verzichten.
Die Hoffnungen auf eine Strukturveränderung auf nächste Saison sind vergeblich. Eine umfassende Reform wäre zwar theoretisch möglich und eigentlich sind sich in den Grundzügen alle einig: Auflösung der MyHockey League, Integration der besten Teams in die Swiss League plus eine Neustrukturierung der Nachwuchsligen, um die besten Teams ebenfalls in die Swiss League einzubauen.
Aber niemand übernimmt die Initiative und so zeichnet sich ab: Nichts wird in dieser Beziehung auf nächste Saison passieren. Das hat politische Gründe: Verbandspräsident Michael Rindlisbachers grosses Ziel ist die Wiederwahl im nächsten Jahr. Unruhe durch Umstrukturierung oder gar Revolution könnte seine Wiederwahl gefährden.
Das bedeutet: Alles wird bleiben, wie es ist. Sollten sich neben Langenthal bis Ende Januar weitere Klubs aus der Swiss League zurückziehen, dann wird die zweithöchste Liga eben mit den Teams gespielt, die übrig bleiben. Denkbar ist im schlimmsten Fall sogar eine Meisterschaft mit sieben oder acht Teams. Hockey-Romantiker könnten dann sagen: Nun ja, die NHL hat sogar mit 6 Teams als «Original Six» (Montreal, Toronto, Detroit, Chicago, Rangers und Boston) 25 Jahre lang bis 1967 gut funktioniert.
Damit es in der Swiss League im allerschlimmsten Fall (wenn die Ticino Rockets oder Winterthur auch aussteigen sollten) am Ende nicht zu den «Last and lost Seven» (Olten oder Ajoie, Visp, Thurgau, Sierre, Basel, GCK Lions und La Chaux-de-Fonds) kommt, braucht es Aufsteiger. Arosa und Chur sind die grosse Hoffnung. Martigny könnte in der Swiss League neben Sierre und Visp kaum bestehen und im Falle einer Promotion dürfte mittelfristig nur eines gewiss sein: Die nächste Martigny-Pleite kommt bestimmt.
Die bange Frage daher: Sind Chur und Arosa gut genug für die Swiss League? Ja, beide können eine Bereicherung für die Liga sein. Der Kern beider Mannschaften ist tauglich für das Abenteuer Swiss League. Immer wieder zeigt sich bei Spitzenspielen in der MyHockey League: Die Leistungsdifferenz zwischen der höchsten Amateurliga und der Swiss League ist erstaunlich gering. Ergänzt mit zwei Ausländern und drei bis vier «Entwicklungs-Spielern» eines Teams aus der National League könnten Chur und Arosa genauso gut mithalten wie diese Saison Aufsteiger Basel.
Die Infrastruktur in Chur ist sowieso vorzüglich (Stadion plus Trainingshalle) und die in Arosa kann mit überschaubarem Aufwand für die Swiss League hergerichtet werden. Die Trainerfrage ist in Chur mit Reto und Jan von Arx und in Arosa oben mit Rolf Schrepfer gelöst. Eigentlich geht es «nur» noch um die Frage, ob eine Zusammenarbeit mit einem Team der National League möglich ist.
Logisch wäre für beide eine Zusammenarbeit mit dem HC Davos. Ein Abkommen zwischen dem EHC aus der Kantonshauptstadt Chur und dem HC aus der gefühlten «Welthauptstadt» Davos ist wegen der lokalen Befindlichkeiten, Empfindlichkeiten und Eitelkeiten nicht realistisch. Hingegen kann ein Zusammengehen von Chur mit den Rapperswil-Jona Lakers Sinn machen. Sogar geographisch: Chur ist von Rapperswil-Jona aus über die Autobahn gut erreichbar. Trainer Reto von Arx sagt zu diesen Perspektiven: «Unser Job ist es, Spiele zu gewinnen. Wir tun im sportlichen Bereich alles, um die Voraussetzungen für einen Aufstieg zu schaffen.»
Das Gleiche gilt für den zweiten Bündner Aufstiegskandidaten Arosa. Auch Arosa könnte in Zusammenarbeit mit einem Team der National League durchaus in der Swiss League mithalten. Bereits einmal war der Vertrag mit dem HC Davos fertig ausgearbeitet. Aber zu einer Unterzeichnung kam es dann trotzdem nicht. Arosas Geschäftsführer Adrian Fetscherin bestätigt nun, dass die Gespräche wieder aufgenommen worden sind.
Für die Swiss League ist ein Budget von rund zwei Millionen erforderlich. Adrian Fetscherin sagt, im Rahmen des Aufstiegsgesuches rechne man mit einem Aufwand von rund zwei Millionen. Was für eine Ironie der Geschichte: Im Frühjahr 1986 ist der EHC Arosa, 1980 und 1982 noch Meister, aus wirtschaftlichen Gründen freiwillig in die 1. Liga (damals die höchste Amateurliga) abgestiegen. Das Budget betrug damals knapp 2,3 Millionen und die erste Mannschaft (die um den Titel spielte) kostete knapp 1,5 Millionen. Andere Zeiten, andere Zahlen.
Ein Aufstieg von Arosa und Chur, beide mit reicher Tradition, wäre so etwas wie ein Befreiungsschlag für die Swiss Leauge. Bei weitem noch nicht die Lösung aller Probleme. Aber eine Bereicherung, die der zweithöchsten Liga eine Atempause verschafft, um die strukturellen und finanziellen Regelungen voranzutreiben, die auf die nächste Saison noch nicht zu machen, aber letztlich unerlässlich sind.
Bei Chur sehev ich es schon eher. Chur ist auch die junge Halbprofis einiges interessanter.