Christof von Burg oder die grösste SCB-Torheit seit dem Wiederaufstieg
Wer wird nächste Saison die Nummer 1 in Bern? Diese Frage ist deshalb jetzt schon interessant, weil die SCB-Sportabteilung drauf und dran ist, durch eine Torheit sondergleichen die Zukunft zu verspielen.
Die Berner haben auf diese Saison mit Christof von Burg (24) eines der hochkarätigsten helvetischen Goalie-Talente verpflichtet. Nach vier Jahren Weiterbildung in Schweden war er im Sommer 2024 nach vier Jahren im Erwachsenenhockey in der dritthöchsten schwedischen Liga zurückgekehrt und letzte Saison bei Winterthur der beste Torhüter der Swiss League. Mit dem Stil und der Postur für unsere höchste Liga.
Bereits im Dezember 2024 (!) unterschrieb er beim SC Bern einen Vertrag bis 2027 und kam diese Saison nach Bern. Ein Entscheid, der seine Karriere knicken kann. Denn er kommt beim SCB nicht zum Einsatz. Nicht einmal als Nummer 2 aufs Matchblatt.
Obersportchef Martin Plüss verpflichtete im Mai 2025 – also als er Christof von Burg längst unter Vertrag hatte! – zur Absicherung als Nummer 2 den Veteranen Sandro Zurkirchen. Nun steht der 35-Jährige dem vielleicht aufregendsten Schweizer Goalie-Talent vor der Sonne. Und der SCB löhnt mit Adam Reideborn, Andri Henauer, Sandro Zurkirchen und Christof von Burg gleich vier Goalies. Auch das eine Kalberei für einen Klub, der öffentlich jammert, man könne sich die Lohnexzesse der Konkurrenz nicht leisten. Vier Goalies bezahlen und nur zwei einsetzen ist zwar kein Lohnexzess. Aber pure Geldverschwendung.
Wie absurd die Goalie-Situation beim SCB ist, mag sich daran zeigen, dass Christof von Burg inzwischen in der Not wenigstens hin und wieder bei Thurgau spielen darf. Ganze acht Partien hat er seit seiner Vertragsunterschrift in Bern bestritten – alle acht mit Thurgau und er hat dabei die besten Statistiken in der zweithöchsten Liga geholt.
In der SCB-Sportabteilung gibt es längst eine Fraktion, die darauf dringt, Christof von Burg endlich, endlich, endlich, endlich, endlich, endlich eine Chance zu geben. Aber dann müsste halt jemand den Mut haben, Cheftrainer Heinz Ehlers dazu anzuhalten. Das letzte Wort in allen sportlichen Dingen hat der Obersportchef. Dass der Trainer stur die konservative Lösung – Adam Reideborn (33) oder Sandro Zurkirchen (35) – wählt, ist einem alten Gesetz des Hockeys geschuldet: «Play the Veterans». In schwierigen Zeiten setzen die meisten Bandengeneräle auf die Veteranen.
Wie unsinnig es ist, ein so hochkarätiges Talent wie Christof von Burg zu verpflichten und dann aufs Abstellgeleise Swiss League zu schieben, zeigen Beispiele von jungen Torhütern, die sich in der höchsten Liga formidabel bewähren.
- Lausanne setzte letzte Saison nach dem Wechsel von Finalheld Connor Hughes auf den erst 21-jährigen Kevin Pasche – und erreichte 2025 erneut den Final.
- Kloten vertraute diese Saison nach der Verletzung von Ludovic Waeber – er ist am Freitag beim 4:2 gegen den SCB zurückgekehrt – dem Jungspund Ewan Huet (22) und dem vergessenen Talent Davide Fadani (24).
- Gottéron hat Loic Galley (23) diese Saison bereits in neun Spielen eingesetzt.
- Ajoie erreicht mit dem erst 21-jährigen Antoine Keller sensationelle Resultate. Unter anderem ein 2:0 gegen Servette und nun soeben mit einer fabelhaften Fangquote von 95,45 Prozent ein 3:2 in Zürich.
Die SCB-Sportabteilung ist nicht einmal dazu in der Lage, aus der eigenen Geschichte zu lernen.
- Renato Tosio kam mit 23 von Chur nach Bern, etablierte sich auf Anhieb als Nummer 1 und bestritt alle 36 Spiele.
- Marco Bührer – auch er kam aus Chur – bekam im Alter von 22 Jahren in Bern eine Chance, wurde gleich die Nummer 1 und hütete in der ersten Saison gleich in jedem der 44 Qualifikations-Spiele das Tor.
Der SCB wird diese Saison wahrscheinlich nicht Meister. Oder wichtiger: Das Publikum erwartet keinen Titel und wäre schon mit dem Gewinn der «Keller-Meisterschaft» und einem Vorrücken ins Play-In zufrieden. Der Neuaufbau kann, ja müsste bereits diese Saison beginnen.
Mit Christof von Burg als Nummer 1 statt Adam Reideborn wäre der SCB – aktuell auf dem zweitletzten Platz! – definitiv nicht schlechter klassiert. Mit Christof von Burg hätte der SCB wahrscheinlich das Rückspiel in der Champions League gegen Brynäs gewonnen.
Bereits im Laufe dieser Saison könnten die Berner herausfinden, ob Christof von Burg zur Nummer 1 taugt oder eben nicht, und für die nächste Saison wäre dann auch für die Besetzung der Ausländer-Positionen alles klar. Sandro Zurkirchen könnte eine taugliche Nummer 2 sein.
Das Festhalten an Adam Reideborn und Ignorieren von Christof von Burg ist die grösste sportliche Dummheit seit dem Wiederaufstieg am grünen Tisch (1986). Was ist eigentlich los in Bern?
Wenn Christof von Burg diese Saison in Bern nicht doch noch zu mindestens zehn Einsätzen kommt, dann wird er sich überlegen müssen, den Vertrag vorzeitig aufzulösen, um seine Karriere zu retten. Auf Versprechungen von Obersportchef Martin Plüss sollte er nicht noch einmal vertrauen. Andri Henauer (23) hat durch seine Vertragsunterschrift beim SCB seine Karriere bereits geknickt: Er ist in vier Jahren in Bern ein einziges Mal für neun Minuten eingewechselt worden und nun in Basel zum vergessenen Talent geworden.
Der SCB setzt mit einer ruinösen Goalie-Politik die Glaubwürdigkeit bei der neuen Spielergeneration aufs Spiel.
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