Diese 5 Underdogs mischen die Topligen auf
Nach der letzten Länderspielpause des Jahres gilt der Fokus der Fussballer wieder ihren Vereinen. Knapp ein Drittel der Saison ist in den meisten Ligen bisher gespielt und fast überall gibt es mindestens eine Überraschung. In der Schweiz grüsst beispielsweise Aufsteiger Thun von der Tabellenspitze. Dies ist zwar in keiner Topliga der Fall, doch gibt es auch dort (fast) überall einen Underdog, der die übliche Hierarchie aufmischt.
Premier League
AFC Sunderland
Als Fussballfan in der Schweiz dürftest du bereits davon gehört haben, dass Granit Xhaka mit seinem neuen Klub gerade die Premier League aufmischt. Aufsteiger Sunderland steht nach elf Spieltagen auf Platz 4 und ist zu Hause noch ungeschlagen. Und das, obwohl vor den Länderspielen Leader Arsenal zu Gast war. Das Highlight der bisherigen Saison war der 2:1-Sieg an der Stamford Bridge gegen Chelsea.
Neben Mittelfeldmotor und Antreiber Granit Xhaka, der mit drei Assists bester Vorbereiter des Teams ist, ist vor allem auf Stürmer Wilson Isidor Verlass. Der 25-jährige Franzose erzielte bisher vier Tore. Ausserdem überzeugte Goalie Robin Roefs mit seinen Leistungen, während Trainer Régis Le Bris von allen Seiten ebenfalls gute Zeugnisse erhält. Am Samstag geht es für Sunderland nun auswärts gegen das kriselnde Fulham weiter.
Neben Sunderland ist auch Bournemouth zu nennen, das vor allem dank der sechs Tore und drei Vorlagen von Antoine Semenyo den Anschluss an die vorderen Plätze bewahrt. Zwar sind die «Cherries» mit zwei Niederlagen in Folge auf den 9. Platz abgerutscht, doch beträgt der Rückstand auf das Drittplatzierte Chelsea nur zwei Punkte, Sunderland als Vierter hat gar nur einen Punkt mehr auf dem Konto.
Bundesliga
TSG Hoffenheim
Fussballromantiker dürften derzeit etwas unzufrieden auf die Bundesliga-Tabelle blicken. Vor der Saison als Abstiegskandidat gehandelt, steht die TSG Hoffenheim nun auf Platz 6 und ist mit vier Siegen in Folge eins der formstärksten Teams Deutschlands. Auch hier gibt im Mittelfeld ein Spieler mit Schweizer Pass den Takt an. Leon Avdullahu, der für Kosovos Nationalteam spielt, spielt die meisten Pässe bei den Hoffenheimern. In der Innenverteidigung ist Albian Hajdari, der auf Nationalteamebene denselben Weg gegangen ist, gesetzt und überzeugt mit seiner Zweikampfstärke sowie der Spieleröffnung.
Mit Fisnik Asllani ist ein dritter kosovarischer Nationalspieler im Team. Der 23-jährige Stürmer, der Elversberg im letzten Jahr als Leihspieler beinahe zum Bundesliga-Aufstieg geballert hat, steht bereits bei fünf Treffern und zwei Assists in zehn Spielen. Damit übertrifft er gar Routinier Andrej Kramaric, der bei je drei Toren und Vorlagen steht. Dank der starken Offensive lassen sich auch kleinere Schwächen in der Defensive ausmerzen.
Mittlerweile scheint auch Trainer Christian Ilzer das Erfolgsrezept gefunden zu haben. Der 48-jährige Österreicher kam im letzten November kurz nach Sportchef Andreas Schicker von Sturm Graz, wo sie gemeinsam das Double gewonnen hatten, und rettete Hoffenheim trotz nur fünf Siegen aus 24 Spielen knapp vor dem Abstieg. Nach einem durchwachsenen Saisonstart ist die TSG aber in Fahrt gekommen und nur noch drei Zähler vom ersten Bayern-Verfolger aus Leipzig entfernt. Am Freitagabend geht es für Hoffenheim zum Tabellen-17. nach Mainz.
Serie A
Como 1907
Über Como wurde im Sommer 2024 viel geschrieben. Der Serie-A-Aufsteiger gehört reichen Investoren aus Indonesien mit chinesischen Wurzeln. In der letzten Saison wurde der Klub Zehnter und investierte daraufhin zum zweiten Mal in Folge rund 100 Millionen Euro in neue Spieler, gemäss Transfermarkt ist Como schon auf Platz 8 der teuersten Kader in Italiens Oberhaus. Deshalb ist es vielleicht gar nicht eine so grosse Überraschung, dass die Norditaliener auf Platz 7 stehen, einen Punkt hinter Juventus – das übrigens 2:0 geschlagen wurde – und nur vier Zähler hinter den Champions-League-Plätzen. Überraschend ist aber, wie erfolgreich sie sind.
Como verfügt in seinen Spielen im Schnitt über knapp 60 Prozent Ballbesitz, nur Inter Mailand hat den Ball häufiger. Der Urvater dieses Spielgedankens ist Trainer Cesc Fabregas. Der frühere Weltklasse-Regisseur – Weltmeister und zweifacher Europameister – übernahm Como nach dem Aufstieg, nachdem er bereits ein halbes Jahr als Co-Trainer fungiert hatte. Unter dem 38-jährigen Spanier spielt Como fast ein bisschen Barcelona- und Guardiola-Fussball. Dem Spieler Fabregas kommt mit je vier Toren und Assists wohl Nico Paz am nächsten.
Der 21-jährige Argentinier war damit an zwei Dritteln von Comos Toren beteiligt. Die Offensive ist eher auf Mittelfeld-Niveau, während die starke Defensive das Erfolgsrezept sein dürfte. Erst sechs Tore kassierte Como – die zweitwenigsten der Liga –, was einerseits an den wenigen zugelassenen Chancen liegt und andererseits daran, dass Jean Butez gemäss Statistik einer der besten Goalies der Liga ist. Am Montag geht es für Como auswärts gegen den FC Turin weiter.
La Liga
Espanyol Barcelona
Zwei der letzten fünf Saisons verbrachte Espanyol Barcelona in der zweiten Liga. Im Oberhaus war der kleine Klub aus der grössten Stadt Kataloniens seit 2011 nur dreimal in der Top 10 vertreten, aktuell spielt er aber eine tolle Saison. In der zweiten Saison nach dem Aufstieg steht Espanyol nach zwölf Runden auf Platz 6, zum Saisonauftakt schlug es Atlético Madrid. Die Kader der besten fünf Klubs in La Liga sind alle mindestens doppelt so viel wert wie jenes von Espanyol – Real Madrid hat gar einen mehr als 14 Mal so hohen Marktwert.
Wenn man das Torverhältnis von 15:15 anschaut, könnte man denken, dass Espanyol vielleicht zu Unrecht so weit oben in der Tabelle steht. Doch das Team von Trainer Manolo Gonzalez ist eigentlich gar schlechter unterwegs, als die Statistiken erwarten lassen würden. Gemäss «Expected Goals» müsste Espanyol nämlich bereits 21 Tore geschossen und nur 14 kassiert haben. Dafür, dass der vierfache spanische Meister den Ball so selten hat, lässt er vergleichsweise wenig Schüsse zu und schiesst selbst ziemlich häufig.
Mit vier Toren ist der 33-jährige Pere Milla der Toptorschütze, Mittelstürmer Roberto Fernandez kommt neben zwei Treffern auch auf drei Assists. Aus dem Kollektiv um den Schweiz-Kongolesen Charles Pickel sticht aber niemand so richtig heraus. Aufgrund seiner Kreativität im Mittelfeld vielleicht am ehesten Edu Exposito, der bisher drei Tore vorbereitete. Das nächste Spiel trägt Espanyol am Montag gegen den FC Sevilla mit Djibril Sow und Ruben Vargas aus.
Ligue 1
RC Lens
In einer Liga, in der hinter PSG gefühlt jeder jeden schlagen kann, ist ein Überraschungsteam gar nicht so leicht zu finden. Aber, dass RC Lens nach den Verlusten von mehreren Leistungsträgern wie Abdukodir Khusanov (Manchester City), Andy Diouf (Inter Mailand), Kevin Danso (Tottenham) oder Neil El Aynaoui (AS Roma) seit letztem Winter nach zwölf Spieltagen auf Platz 3 und nur zwei Punkte hinter Leader Paris Saint-Germain steht, ist sehr beeindruckend. In der Tabelle der Marktwerte ist Lens nur auf Platz 10 zu finden.
Das Team vom neuen Trainer Pierre Sage setzt auf Aussenseiterfussball mit wenig Ballbesitz. Einen echten Star hat Lens nicht. Die stabile Defensive lässt wenige Chancen zu und Goalie Robin Risser sorgt dafür, dass noch weniger zu Gegentoren führen. 3,2 Tore verhinderte er gemäss dem «Expected Goals»-Wert bisher. Mit elf Gegentoren stellt Lens die geteilt beste Verteidigung, für die Tore der sechstbesten Offensive sorgt das Sturmduo aus Wesley Saïd und dem von Crystal Palace gekommenen Odsonne Édouard, die je fünf Treffer erzielt haben. Der Vizemeister von 2022/23 empfängt am Samstag Chelsea-Partnerklub RC Strassburg, der direkt dahinter auf Platz 4 steht.
