Der HCD ist unter Arno Del Curto nicht playofftauglich. Auf den ersten Blick eine ungeheuerliche Behauptung. Immerhin hat dieser grosse, charismatische Trainer die Bündner zu fünf Titeln geführt – und einmal sogar über die Maximaldistanz von 21 Spielen. Wer dreimal hintereinander Spiel 7 gewinnt, ist wahrlich playoffgestählt. Und hat denn der HCD im Herbst nicht die ganze Liga in Grund und Boden gespielt?
Und doch stellt sich die Frage: Kann der HCD noch Playoffhockey spielen? Oder lässt Arno Del Curto auf zu hohem Niveau trainieren und spielen – mit dem Risiko eines grandiosen Scheiterns in den Playoffs? Inzwischen ist der dienstälteste Trainer der Welt (19. Saison) seit dem letzten Titel von 2011 dreimal hintereinander in der ersten Runde gescheitert. Das ist ihm zuletzt noch vor seinem ersten Titel 1999, 2000 und 2001 passiert. Warum?
Das Problem: Die Davoser haben immer mehr Mühe, konventionelles, rustikales Hockey zu spielen. Wenn sie das Tempo drosseln, auf gewöhnliches Niveau herabsteigen und versuchen, das Resultat zu verwalten, dann geraten sie gegen eine physisch robuste und gut organisierte Mannschaft in Schwierigkeiten.
Das perfekte HCD-Hockey braucht den Raum zum Kontern und funktioniert am besten gegen einen auf Augenhöhe mitspielenden, starken Gegner und taugt weniger zum Aufknacken einer taktisch igelnden Mannschaft.
Das perfekte HCD-Spiel, wie wir es im Herbst gesehen haben, ist in seiner Präzision und Schnelligkeit unerreicht. Die ganz grosse Frage ist nun, ob es Arno Del Curto gelingt, für die Playoffs wieder alles so zu justieren, dass dieses (zu?) hoch entwickelte Spiel über 60 Minuten durchgezogen werden kann. Wenn nicht, dann scheitert der HCD gegen Zug.
Aber hat es denn mit diesem Hockey nicht schon fünfmal zum Titel gereicht? Ja, das hat es. Aber es gibt einen fundamentalen Unterschied zu früher. Das grandiose Tempohockey braucht Steuermänner auf dem Eis. Center, die dieses Spektakel lenken. Auch der beste Formel-1-Bolide muss erst von einem Piloten ins Ziel gesteuert werden. Diese grossen Steuermänner sind im Eishockey die Mittelstürmer. Beim HCD haben sich alle fünf Meisterteams um die Mittelachse mit Reto von Arx, Sandro Rizzi und Josef Marha gedreht.
Seit dem letzten Meistertitel von 2011 funktionierte diese Mittelachse nicht mehr und inzwischen sind Sandro Rizzi und Josef Marha nicht mehr dabei und Reto von Arx ist verletzt.
Zug ist für Davos ein schwieriger Gegner. An der Bande steht mit dem unerschütterlichen Harold Kreis ein Gegenentwurf zum Feuerkopf Arno Del Curto. Die Zuger haben sich nach der Schmach der Abstiegsrunde neu gruppiert, defensiv organisiert und sind mit einem realistischen, gut strukturieren Hockey in die Spitzengruppe der Liga zurückgekehrt.
Zug hat im Laufe dieser Saison playofftauglicheres Hockey als der HCD gespielt und mit Tobias Stephan erst noch einen der besten Goalies als Rückhalt.
Alles klar? Theoretisch ja. Aber wir haben so oft schon erlebt, dass die Praxis der Feind jeder Playofftheorie ist. Was, wenn der HCD auf einmal doch in Fahrt kommt und ins Halbfinale braust? Dann werden wir sagen: Den HCD in seinem Lauf halten weder Esel noch Ochs oder die Zuger auf.