Jahrelang haben die Zuger alles richtig gemacht. Sie holen 2018 mit Dan Tangnes den richtigen Trainer. Sie bauen ein Farmteam auf. Sie investieren in gutes ausländisches Personal. Sie machen die richtigen Transfers. Sie bringen die Infrastruktur auf den modernsten Stand. Zug hat nach dem Titel von 2022 alle Voraussetzungen, um in unserem Hockey über Jahre eine führende Rolle als Spitzen-, Ausbildungs- und Vorzeigeklub zu spielen.
Das Problem: Die ruhmreichsten und hablichsten Jahre der Geschichte mit zwei Titeln, zwei Finals und zwei Qualifikations-Siegen in sechs Jahren sind dem Management immer mehr zu Kopfe gestiegen: Wir machen es mit Verstand, viel besseren Trainingsmethoden und sicher nicht nur mit Geld. Wir wissen es besser. Wir wissen alles besser. Es ist nicht erforderlich, dass wir viel Geld für die bestmöglichen Ausländer ausgeben. Kurzum: Überheblichkeit.
Fehler sind verzeihlich. Weil sie zum Sportmanagement gehören. Aber wer Fehler sehenden Auges und wider besseres Wissen macht wie die Zuger, wird von den Hockeygöttern bestraft.
Der erste Fehler ist im Sommer 2022 nach sechs Jahren die Auflösung des Farmteams. Der EVZ verspielt auf Jahre hinaus seine Chance als Ausbildungsclub und verschmälert ohne jede Not die sportliche Basis. Logisch also, dass zwei weitere grosse Talente mangels Perspektiven den Klub verlassen (Ludvig Johnson, Attilio Biasca).
Der zweite und folgenschwerste Fehler ist das Sparprogramm auf den Ausländerpositionen. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, das Zugs Manager Patrick Lengwiler am lautesten für die Erhöhung von vier auf sechs Ausländer geweibelt hatte und nun das Opfer dieser Regelung geworden ist: Die Zuger scheiterten gegen Davos auch deshalb so kläglich, weil sie während der ganzen Saison nicht dazu in der Lage waren, alle sechs Ausländerpositionen gut zu besetzen. Zugs Ausländer haben im Viertelfinal gegen Davos ein Tor und vier Assists beigesteuert. Das ausländische Personal beim HCD produzierte zwölf Tore und zwölf Assists. Fredrik Olofsson, Daniel Vozenilek, Andreas Wingerli und mindestens einer der schwedischen Verteidiger genügen den Ansprüchen eines Spitzenteams nicht. Aber sie haben weiterlaufende Verträge. Korrekturen werden sehr, sehr teuer. Ein paar transfertechnische Handgriffe werden nicht genügen.
Dan Tangnes lag schon seit gut zwei Jahren mit Patrick Lengwiler und Sportchef Reto Kläy wegen des unsinnigen Sparkurses bei den Ausländerverpflichtungen über Kreuz. Die Beziehung zwischen dem Trainer und dem Management ist im Laufe dieser Saison vollends zerrüttet worden. Die Zuger haben den Trainer, der sie gross gemacht hat, am Ende verraten. Wenn es nicht gelingt, auf nächste Saison alle sechs Ausländerpositionen gut zu besetzen, dann braucht der neue Trainer Michael Liniger keinen Wintermantel.
Die Trainer waren in diesem Viertelfinal Schlüsselfiguren. Auch das ist eine Ironie der Hockey-Geschichte: Die Zuger haben den Trainer ausgebildet, der den HCD wieder ganz nach vorne gebracht hat.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Im Sommer 2023 ist Josh Holden als Trainer nach Davos geholt worden. Er mag ein Hitzkopf sein. Aber einer mit Charisma und natürlicher Autorität, der längst gelernt hat, seine Emotionen zu kontrollieren und gezielt so einzusetzen, dass sie wie Medizin wirken. Er hat sich unter dem bestmöglichen Lehrmeister auf seine Trainerkarriere vorbereitet: Bevor er die Herausforderung Cheftrainer in Davos angenommen hat, diente er fünf Jahre lang in Zug als Assistent. Dan Tangnes und der eingebürgerte Kanadier waren ein Duo wie die Schöne und das Biest. Mit Josh Holden hat Dan Tangnes zwei Titel geholt. Ohne Josh Holden keinen.
Es ist eine Ironie der helvetischen Hockeygeschichte, dass jetzt Josh Holden seinem Lehrmeister einen ruhmvollen Abgang von der Bühne vermiest hat. Und eine noch grössere, dass ausgerechnet die Zuger mit dem freundlichen Dan Tangnes ihre liebe Mühe hatten, die Emotionen zu kontrollieren – und nicht die Davoser mit dem «wilden» Josh Holden. Das mag zeigen, wie wenig Zugs Trainer noch Kontrolle über seine Mannschaft hatte. Zug ist mit 96 Strafminuten mit Abstand das «böseste» Team der Viertelfinals. Die robusten Davoser haben sich bisher mit 58 Minuten auf dem Sündenbänklein begnügt.
Playoffs sind die Fortsetzung des Hockeys mit anderen Mitteln. Deshalb spielte die Persönlichkeit der Trainer in diesem Viertelfinal eine wichtige Rolle. Es hat eine gewisse Logik, dass die Zuger gegen Davos aus der Spur geraten sind: Dan Tangnes hat schon im November seine Rückkehr nach Schweden per Saisonende verkündet, Josh Holden hat einen Vertrag bis 2027. Ein freundlicher Chef, der geht, hat nicht mehr die gleiche Autorität wie ein strenger Chef, der bleibt. Mit etwas Boshaftigkeit und mit Einbezug der geografischen Lage dürfen wir sagen: Der Viertelfinal zwischen Zug und Davos war auch das faszinierende Trainerduell einer lahmen Ente am See gegen einen Adler aus den Bergen. Und wer musste Federn lassen? Eben.
Aber Dan Tangnes war, ist und bleibt ein grosser Trainer. Auch nach diesem Scheitern. Er wird in die Schweiz zurückkehren und weitere Meistertitel feiern. Aber nicht mehr in Zug. Nach sieben mehrheitlich guten Jahren beginnen nun in Zug die mageren Jahre des selbst verschuldeten Mittelmasses.
Die ganze Organisation ist träge geworden und dümpelt seit 2 Jahren vor sich hin. Die fetten Jahre scheinen vorbei zu sein.
Lengwiler und die Führung ist zu hinterfragen und zwar nicht erst seit gestern. Unfassbar arrogant im Auftritt und Handeln.