Das Viertelfinal-Hinspiel der Champions League zwischen dem FC Barcelona und dem VfL Wolfsburg dauert nur noch wenige Minuten. Da folgt der grosse Auftritt von Sydney Schertenleib. Eben erst eingewechselt, schlenzt die 18-Jährige den Ball von der Strafraumgrenze ins Lattenkreuz. Ein wunderbares Tor, dem berühmten blau-roten Trikot würdig:
🚀 GOOOOOOLLLLAAAAAAAAAAAAAZOOOOOOO ❗
— DAZN Women's Football (@DAZNWFootball) March 19, 2025
Sydney Schertenleib restores Barcelona's 3-goal lead in Germany with a beauty!
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Zurecht verleiht die spanische Zeitung «Marca» dem Treffer das Prädikat «Golazo» – die Bezeichnung für ein besonders schönes Tor. Das 4:1 war zugleich der Endstand.
Für die junge Schweizerin aus Richterswil am Zürichsee ist das Traumtor gleichbedeutend mit einem neuen Höhepunkt in ihrer noch jungen Laufbahn. Seit dem vergangenen Sommer spielt Sydney Schertenleib bei einem der besten Frauenteams der Welt. Ende 2024 war sie eine der zehn Nominierten für den Golden Girl Award, der letztlich an ihre Vereinskollegin Vicky Lopez ging.
Vorgesehen war sie zunächst für die zweite Mannschaft. Doch nun gelangt die 1,78 m grosse Offensivspielerin immer öfter im A-Team zum Einsatz, in der spanischen Meisterschaft auch schon über 90 Minuten. Dort führt Barcelona die Tabelle an (21 Siege in 22 Partien), das Team steht im Cupfinal und in der Champions League ist es nach dem klaren Hinspielsieg mit einem Bein im Halbfinal. Barças Frauen sind kaum zu stoppen.
Und Sydney Schertenleib läuft es ebenfalls. 13 Einsätze stehen seit ihrem Debüt im November auf dem Konto. Die Zeitung «Mundo Deportivo» schwärmte von ihr in den höchsten Tönen.
Sie sei eine der vielversprechendsten Nachwuchshoffnungen weltweit: «Es ist schwer, sich an einen so starken Durchbruch im ersten Frauen-Team von Barça zu erinnern.» Nach dem Treffer – und auch dank zweier darauf folgender, guter Abschlüsse – gebe es nun in der Welt des Frauenfussballs niemanden mehr, der ihren Namen nicht kenne. «Und niemanden, der nicht davon überzeugt ist, dass sie weltweit zu den jungen Spielerinnen mit der grössten Zukunft gehört.»
Doch man muss gar nicht zwingend so weit voraus denken. Für «El Correo del Andalucia» gehört Schertenleib im Team mit Weltmeisterinnen wie Aitana Bonmati oder Salma Paralluelo schon jetzt zu den Leistungsträgerinnen. Dazu würden sie ihr hohes Spielverständnis und ihr guter Abschluss befähigen, schrieb die Zeitung schon vor ihrem Champions-League-Tor gegen Wolfsburg. «Angesichts ihres Potenzials gibt es keinen Zweifel daran, dass das, was sie Barça bringen kann, unermesslich ist.»
Logisch, dass so eine Spielerin auch eine Hoffnungsträgerin für die Schweizer Nationalmannschaft an der Heim-EM im Sommer und darüber hinaus ist. Mit 17 Jahren lief Schertenleib erstmals für die A-Nati auf. Jüngst in den beiden Spielen gegen Island und Norwegen in der Nations League stand sie in der Startelf.
Bei der 1:2-Niederlage in Stavanger schoss sie das Schweizer Tor. Sie stach aber auch sonst aus dem Kollektiv heraus, war an beinahe jeder Schweizer Offensivaktion beteiligt und überzeugte mit Ruhe und Technik. Zweifellos wird Nationaltrainerin Pia Sundhage an der Europameisterschaft auf ihr Juwel setzen.
«Sie macht den Unterschied aus», lobte die 65-jährige Sundhage ihre Spielerin danach. «Und sie wird besser und besser.» Sie werde an der EM eine wichtige Rolle spielen. Das eine oder andere «Golazo» von Sydney Schertenleib würde bestimmt dabei helfen, das erste Ziel zu schaffen und die K.o.-Phase zu erreichen.