Die Idee hatten die Langnauer am Sonntagnachmittag. Während des Derbys gegen den SC Bern. Da war zwar noch nicht ganz sicher, ob Ambri daheimbleiben muss oder nach Davos reisen darf. Aber Langnaus Präsident Peter Jakob und sein Verwaltungsrat Karl Brügger präsentierten die Idee in der VIP-Loge («Jakobs Galerie») schon mal SCB-Manager Marc Lüthi. Und der, anfänglich grantig – auch das tolle Buffet schien seine Laune nicht aufzuhellen – wurde dann ob dem Verlängerungssieg seines Teams (3:2 n.V) doch noch milde im Gemüt. Ja, er fing noch während der «Nachbesprechung» zum Derby Feuer.
Wir dürfen also um der historischen Wahrheit willen sagen: Hätte Langnau gegen den SCB gewonnen, wäre Marc Lüthi so verärgert gewesen, dass aus der Sache wäre womöglich nichts geworden. Wir dürfen also sagen: dank Langnaus Demut auf dem Eis und Kreativität in der VIP-Loge ist diese wahrlich historische Lösung möglich geworden.
Die SCL Tigers, der EHC Biel und der SCB stellen die Spieler. Dazu kommen noch einige Verstärkungen von anderen Teams. SCB-Obersportchef Raëto Raffainer, in der Sache natürlich involviert, sagt: «Wir werden das Team am Dienstag im Rahmen einer Sitzung zusammenstellen.» Da Chris DiDomenico ja eigentlich für Team Canada beim Spengler Cup hätte spielen wollen (Slovan Bratislava ersetzt die Kanadier) könnte er ja eigentlich jetzt die Berner verstärken. Er könnte bei der Gelegenheit schon ein wenig für den SCB sozialisiert werden.
Die SCL Tigers sind dazu in der Lage, am 28. Dezember das Freundschaftsspiel in Arosa («Arosa Ice Classic») trotzdem zu bestreiten. «Das ist uns sehr wichtig», sagt Präsident Peter Jakob. Man habe das so vereinbart und werde nach Arosa reisen. Spieler haben ja die Langnauer mehr als genug und warum nicht ein paar Verstärkungen vom benachbarten Hockey Huttwil aus der MySports League mitnehmen? Die Huttwiler spielen ja auch in der MySports League gegen Arosa.
Der Spengler Cup 2021 ist also gerettet. Und die «Arosa Ice Classic 2021» auch. Wahrlich, die Berner tun viel für die Bündner. Natürlich hätten die Davoser das Turnier auch mit fünf Teams bestreiten können. Aber alles, auch die TV-Unterhaltung, ist auf sechs Mannschaften – zwei davon aus der Schweiz – ausgelegt. Wer das Team coachen wird, ist noch offen. Logisch wäre einer der Cheftrainer dieser drei Teams. Aber eigentlich könnte auch Kevin Schläpfer die Berner Nationalmannschaft coachen. Er wäre dazu imstande, Arno Del Curto dazu zu überreden, ihm als Assistent zur Seite zu stehen. Aber das bleibt wohl, leider, ein Wunschszenario.
Natürlich gibt es nun kritische Stimmen. Es ist doch nicht Sache der drei Berner Klubs, dem HCD zu helfen, ein Turnier zu retten, das bei 11 Millionen Umsatz einen schönen Gewinn abwirft. Mit dem Geld werben die Davoser dann den Langnauer, Bielern und Bernern wieder die Spieler ab. Jawoll!
Das ist populistisch richtig, aber sachlich falsch und zu kurz gedacht. Im Laufe der Jahre haben zwar tatsächlich viele Berner – vor allem Langnauer – geholfen, den HC Davos im 21. Jahrhundert wieder gross zu machen. Die Langnauer Reto und Jan von Arx, Peter Guggisberg sowie der Bieler Michel Riesen – die Aufzählung ist keineswegs vollständig - gehörten zu den Titanen der letzten HCD-Meisterteams. Aber im Laufe der Geschichte (seit 1923) haben mehr Davoser den Weg ins Unterland gefunden als umgekehrt. Auch ins Bernbiet. Und wenn der HCD einen Spieler aus dem Bernbiet verpflichten will, dann tut er das. Unabhängig vom Verlauf des Spengler Cups.
Viel wichtiger noch: der Spengler Cup ist eine Institution, die für die Popularität des Hockeys in unserem Land mehr getan hat, mehr tut und weiterhin mehr tun wird als jeder andere Anlass. Generationen sind durch das Turnier, das vom staatstragenden Fernsehen in jede Stube übertragen wird, fürs Eishockey begeistert worden. Jede Liga der Welt würde den Hockeygöttern auf den Knien für einen solchen Werbeanlass danken und – je nach Kultur – Dankes-Messen lesen lassen. Dass die Liga eine Pause für den Spengler Cup einlegt und dass nun die drei Berner Klubs Davos aushelfen, ist richtig, wichtig und hilft dem ganzen Schweizer Hockey.
Wer eine gute Idee hat, soll auch belohnt werden. Die Davoser lehnen nun Torhüter Robert Mayer nicht nur bis Ende Januar, sondern bis Saisonende an die SCL Tigers aus. Er zügelt dann erst im Sommer nach Genf, um fürderhin für Servette zu spielen. Auch der Wunsch der Langnauer, einmal als SCL Tigers am Turnier teilnehmen zu dürfen, wird in absehbaren Zeiten in Erfüllung gehen.
Der Dress ist schon entworfen und geht morgen beim grossen Eishockeyartikel-Handelshaus Ochsner (gegründet vom legendären Jürg Ochsner) in Druck: die Brust ziert ein Berner Wappen. Ob dann beim Einlaufen des Teams auch der Berner Marsch gespielt wird, ist offen.