Die Ausgangslage kann Servette dazu provozieren, ein Eigentor zu erzielen. Das Szenario ist durchaus realistisch: Der Titelverteidiger muss heute Abend (20 Uhr) in Biel nach 60 Minuten gewinnen. Dann ist die Niederlage im Hinspiel (2:3) wettgemacht. Die Entscheidung fällt nun in der Verlängerung.
Führt Servette in der Schlussphase in Biel mit zwei oder drei Toren Differenz (sagen wir mal 3:1) und kassiert in der Schlussminute eine Zwei-Minuten-Strafe, dann riskiert er, die Verlängerung in Unterzahl zu beginnen. Also müssen die Genfer dafür sorgen, dass sie noch vor Ende der 60 Minuten ein Tor kassieren – damit die Strafe gelöscht wird. Gleiches könnte natürlich auch für den EHC Biel gelten, sollte dieser im Rückstand sein und eine Strafe kassieren.
Darf ein Team absichtlich ein Eigentor erzielen? Regel 75.1 des offiziellen Regelbuches sagt:
Ist das absichtliche Erzielen eines Eigentores ungebührliches Verhalten gemäss Regel 75.1 oder ganz einfach Schlauheit, um jeden Vorteil zu nützen? Wird ein Schiedsrichter in diesem Fall Servette mit weiteren zwei Minuten bestrafen, dann handelt er wahrscheinlich nach dem Sinn dieser Regel. Schiedsrichterchef Andreas Fischer kann diese Frage nicht definitiv beantworten. «Wenn ein Stürmer absichtlich gegen den eigenen Goalie fährt und ein Tor erzielt, dann wäre es wohl eine Unsportlichkeit, die bestraft werden könnte. Aber sonst? Hoffen wir doch, dass diese Situation nicht eintrifft …»
Um keine Strafe zu riskieren, ist dem Schützen des Eigentores und dem Coach zu empfehlen, sicherheitshalber ein gutes Theaterstück aufzuführen und so zu tun, als gehe die Welt für ihn nach diesem «Missgeschick» unter. Warum nicht in der abgrundtiefen Enttäuschung nach dem Eigentor den Stock auf dem Torgestänge zerschlagen, die Bruchstücke mit dem Schlittschuh wegkicken, das Gesicht in den Handschuhen vergraben, mit hängenden Schultern und tief vor Scham gebeugtem Haupt auf die Spielerbank zurückkehren und sich dort vom aufgebrachten Coach im Schwenkbereich der TV-Kameras so richtig zusammenstauchen lassen?
Servettes Sportchef Marc Gautschi weiss um diese absurde Situation. «Willi Vögtlin hat schon am Mittwoch während der Topskorer-Ehrung in Bern bei allen Play-In-Teilnehmern ganz aufgeregt auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht.» Ob sein Cheftrainer Jan Cadieux im Falle eines Falles entsprechend disponieren würde, vermag er nicht zu sagen.
Willi Vögtlin, Spielplangeneral und Erfinder des Play-In-Modus, hat bei der besagten Topskorer-Ehrung den Chronisten inständig gebeten, diese «Eigentor-Variante», die er allen erzählt hat, nicht zu publizieren. Der Chronist schreibt zwar grundsätzlich nie eine Story, die irgendjemandem missfallen könnte. Erst recht nicht, wenn darum gebeten wird.
Aber in diesem Fall ist es geradezu Pflicht, das Publikum zu informieren. Denn das Eintreffen dieser Variante ist durchaus realistisch. Nicht nur bei der Partie Biel gegen Servette. Es steht ja noch die Play-In-Runde zwischen dem Verlierer aus der Begegnung 7. gegen 8. (Ambri oder Lugano) und dem Sieger aus der Partie Biel gegen Servette auf dem Programm.
Der Teufel schläft nie. Diese alte Weisheit trifft erst recht auf die Hockey-Teufel in Zeiten des Play-In zu.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
5,2
09.22
5,2
09.23
5,2
01.24
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Ja ... Nein