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Eishockey NL: Muss Servette wegen Play-In-Modus ein Eigentor erzielen?

Le defenseur genevois Roger Karrer, gauche, a la lutte pour le puck avec l'attaquant biennois Tino Kessler, droite, lors de l'acte 1 du Play-in du championnat suisse de hockey sur glace de N ...
Wessen Saison endet heute? Genf-Servette und der EHC Biel spielen ums Weiterkommen im Play-In-Turnier.Bild: keystone
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Play-In-Modus absurd: Muss Servette ein Eigentor erzielen?

Der kuriose Play-In-Modus führt zu einer im professionellen Welthockey einmaligen Situation: Es kann sein, dass Servette ein Eigentor erzielen muss, um seine Chancen zu verbessern.
09.03.2024, 12:2309.03.2024, 13:39
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Die Ausgangslage kann Servette dazu provozieren, ein Eigentor zu erzielen. Das Szenario ist durchaus realistisch: Der Titelverteidiger muss heute Abend (20 Uhr) in Biel nach 60 Minuten gewinnen. Dann ist die Niederlage im Hinspiel (2:3) wettgemacht. Die Entscheidung fällt nun in der Verlängerung.

Führt Servette in der Schlussphase in Biel mit zwei oder drei Toren Differenz (sagen wir mal 3:1) und kassiert in der Schlussminute eine Zwei-Minuten-Strafe, dann riskiert er, die Verlängerung in Unterzahl zu beginnen. Also müssen die Genfer dafür sorgen, dass sie noch vor Ende der 60 Minuten ein Tor kassieren – damit die Strafe gelöscht wird. Gleiches könnte natürlich auch für den EHC Biel gelten, sollte dieser im Rückstand sein und eine Strafe kassieren.

Die Genfer Guillaume Maillard, links, und Sakari Manninen sitzen auf der Strafbank gegen Ende des Eishockey Meisterschaftsspiels der National League zwischen dem HC Fribourg Gotteron und dem Geneve Se ...
Sitzt ein Servettien auf der Strafbank, könnten sich seine Mitspieler zu unkonventionellen Methoden gezwungen sehen. Bild: KEYSTONE

Darf ein Team absichtlich ein Eigentor erzielen? Regel 75.1 des offiziellen Regelbuches sagt:

«Spieler, Trainer und nicht spielendes Teampersonal sind jederzeit für ihr Verhalten verantwortlich und müssen sich bemühen, ungebührliches Verhalten vor, während oder nach dem Spiel, auf oder ausserhalb des Eises und an jedem Ort im Stadion zu vermeiden. Die Schiedsrichter können bei Zuwiderhandlung Strafen gegen das oben genannte Teampersonal verhängen.»

Ist das absichtliche Erzielen eines Eigentores ungebührliches Verhalten gemäss Regel 75.1 oder ganz einfach Schlauheit, um jeden Vorteil zu nützen? Wird ein Schiedsrichter in diesem Fall Servette mit weiteren zwei Minuten bestrafen, dann handelt er wahrscheinlich nach dem Sinn dieser Regel. Schiedsrichterchef Andreas Fischer kann diese Frage nicht definitiv beantworten. «Wenn ein Stürmer absichtlich gegen den eigenen Goalie fährt und ein Tor erzielt, dann wäre es wohl eine Unsportlichkeit, die bestraft werden könnte. Aber sonst? Hoffen wir doch, dass diese Situation nicht eintrifft …»

Um keine Strafe zu riskieren, ist dem Schützen des Eigentores und dem Coach zu empfehlen, sicherheitshalber ein gutes Theaterstück aufzuführen und so zu tun, als gehe die Welt für ihn nach diesem «Missgeschick» unter. Warum nicht in der abgrundtiefen Enttäuschung nach dem Eigentor den Stock auf dem Torgestänge zerschlagen, die Bruchstücke mit dem Schlittschuh wegkicken, das Gesicht in den Handschuhen vergraben, mit hängenden Schultern und tief vor Scham gebeugtem Haupt auf die Spielerbank zurückkehren und sich dort vom aufgebrachten Coach im Schwenkbereich der TV-Kameras so richtig zusammenstauchen lassen?

Geneve-Servette's forward Teemu Hartikainen looks disappointed after losing against the team Biel-Bienne, during a National League regular season game of the Swiss Championship between Geneve-Ser ...
Teemu Hartikainen übt schon mal den enttäuschten Blick.Bild: keystone

Servettes Sportchef Marc Gautschi weiss um diese absurde Situation. «Willi Vögtlin hat schon am Mittwoch während der Topskorer-Ehrung in Bern bei allen Play-In-Teilnehmern ganz aufgeregt auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht.» Ob sein Cheftrainer Jan Cadieux im Falle eines Falles entsprechend disponieren würde, vermag er nicht zu sagen.

Willi Vögtlin, Spielplangeneral und Erfinder des Play-In-Modus, hat bei der besagten Topskorer-Ehrung den Chronisten inständig gebeten, diese «Eigentor-Variante», die er allen erzählt hat, nicht zu publizieren. Der Chronist schreibt zwar grundsätzlich nie eine Story, die irgendjemandem missfallen könnte. Erst recht nicht, wenn darum gebeten wird.

Aber in diesem Fall ist es geradezu Pflicht, das Publikum zu informieren. Denn das Eintreffen dieser Variante ist durchaus realistisch. Nicht nur bei der Partie Biel gegen Servette. Es steht ja noch die Play-In-Runde zwischen dem Verlierer aus der Begegnung 7. gegen 8. (Ambri oder Lugano) und dem Sieger aus der Partie Biel gegen Servette auf dem Programm.

Der Teufel schläft nie. Diese alte Weisheit trifft erst recht auf die Hockey-Teufel in Zeiten des Play-In zu.

  • Stürmer
  • Verteidiger
  • Torhüter
player_image

Nation Flag

Aktuelle
Note

  • 7

    Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.

  • 6-7

    Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.

  • 5-6

    Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.

  • 4-5

    Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.

  • 3-4

    Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.

  • Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.

5,2

09.22

5,2

09.23

5,2

01.24

Punkte

Goals/Assists

Spiele

Strafminuten

  • Er ist

  • Er kann

  • Erwarte

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HC Davos: 31 Titel, 6 seit 1986; zuletzt Meister: 2015.
quelle: keystone / ennio leanza
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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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goschi
09.03.2024 13:09registriert Januar 2014
Wenn man also maximal konstruierte Situationen zusammen bastelt, dann....

Ja ... Nein
574
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Zum Kommentar
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Mario 66
09.03.2024 16:03registriert November 2015
Phillippe furrer aufbieten, der weiss wie man ais spitzem winkel mit einem scharfen und präzisen slap den eigenen goalie überwindet
530
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Zum Kommentar
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maylander
09.03.2024 12:51registriert September 2018
Die PP Spielende Mannschaft spielt einfach im eigenen Drittel den Puck hin und her. Ein Spieler steht im Offside, das sollte alle Eigentorversuche verhindern.
305
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