Sport
Eismeister Zaugg

National League: Im Eishockey laufen Diskussionen über den neuen TV-Deal

A TV man films during the ice hockey Champions League match 1/8 Final between HC Fribourg-Gotteron and KalPa Kuopio of Finland, in Fribourg, Switzerland, Tuesday, November 8, 2016. (KEYSTONE/Thomas Ho ...
2022 läuft der TV-Vertrag im Schweizer Eishockey aus – wie geht's weiter?Bild: KEYSTONE
Eismeister Zaugg

Zoff um TV-Millionen – jetzt hat auch unser Hockey sein «Lauberhorn»

2020 ist der politisch heisseste Sommer in der Geschichte unseres Hockeys. Nun wird von den Klubs die Loslösung vom Verband und die Neuverteilung der TV-Millionen aufgegleist. Verbandspräsident Michael Rindlisbacher bestätigt nach langem Zögern das hochbrisante Geschäft.
22.05.2020, 16:2522.05.2020, 17:03
Mehr «Sport»

Zuerst die vorläufige Abschaffung des Auf/Abstieges, dann die Vorbereitungen für eine Lohnbeschränkung («Salary-Cap») und nun die Neuverteilung der TV-Millionen: Wenn nicht gespielt werden kann, ist viel Zeit zum Politisieren.

Unser Hockey kassiert pro Jahr rund 35 Millionen aus TV-Rechten – vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen SRF und UPC (MySports). Darin sind die Übertragungsrechte für die Eishockey-WM nicht eingeschlossen. Dieses Geld geht an die Vermarktungsagentur Infront. Der aktuelle TV-Fünfjahresvertrag läuft im Frühjahr 2022 aus. Die Gespräche um die Verlängerung beginnen bald. Die Zeit drängt also.

Bis heute sind alle TV-Verträge vom Verband (Swiss Ice Hockey) abgeschlossen worden. Das Geld geht also auf die Konten des Verbandes und es sind die Verbands- und nicht die Klubgeneräle, die sodann das Geld zwischen Verband und Liga aufteilen.

Einst finanzierte sich der Verband über die sogenannte Verbandsabgabe (die bei den Klubs pro Zuschauer erhoben wurde) und die Not war gross. Als René Fasel 1985 Präsident unseres Verbandes wurde (seit 1994 präsidiert er den internationalen Verband), fand er gerade noch 140 Franken in der Kasse. Heute hat der Verband Reserven von mehr als 2,5 Millionen und gibt allein fürs Personal sage und schreibe gemäss Geschäftsbericht gut 14 Millionen aus.

Liga und Verband – wer ist wie wichtig?

Seit langer Zeit vertreten die Klubs die Meinung, das TV-Geld stehe der Liga zu und es sei an der Liga, das Geld zu verteilen. Tatsächlich geht es bei den TV-Verträgen primär um die Rechte an der Liga. Die TV-Rechte, die der Verband für Länderspiele (aber nicht die WM-Partien) und den Cup zu vergeben hat, dürften nicht einmal 5 Prozent der Gesamtsumme von rund 35 Millionen wert sein.

Eine nicht bediente TV Kamera der Produktionsfirma tpc im fuenften Eishockey Spiel der Ligaqualifikation der National League zwischen dem EHC Kloten und dem SC Rapperswil-Jona Lakers am Samstag, 21. A ...
Bei den TV-Verträgen geht es um mehrere Millionen.Bild: KEYSTONE

Darüber, welchen TV-Wert die Liga und welchen die Verbands-TV-Rechte haben, wird seit Jahren debattiert. Was die Verbandsoberen weiter nicht gestört hat – das Geld wird ja auf ihre Konten einbezahlt und sie entscheiden, wie viel sie behalten und wie viel sie den Klubs abgeben.

Eigentlich haben die Klubs im Verbands-Verwaltungsrat eine Mehrheit und könnten dort theoretisch eine höhere Abgabe der TV-Gelder an die Klubs durchsetzen. Einer der vermeintlichen Interessensvertreter der NL-Klubs ist Präsident Michael Rindlisbacher. Es waren die Meinungsmacher der Liga auf der «Achse des politisch Bösen» Biel-Bern-Zürich-Davos, die den ehemaligen SCB-Verwaltungsrat Michael Rindlisbacher ins Amt eingesetzt haben. Die vermeintliche Marionette ist nun aber eigenständig geworden und hat sich von den Liga-Interessen emanzipiert.

Der grosse Vorsitzende kümmere sich, so wird moniert, primär um das finanzielle Wohlergehen des Verbandes und der Nationalmannschaften. Die Administration sei längst viel zu gross und zu teuer geworden. Die Klubs der National und der Swiss League bekommen von den rund 35 Millionen zusammen bloss gut 22 Millionen. Obwohl ihre Meisterschaft sicherlich über 90 Prozent des Wertes des TV-Vertrages ausmacht.

Le gardien Fribourgeois Ludovic Waeber, gauche, lutte pour le puck avec l'attaquant genevois Floran Douay, droite, et le top scorer fribourgeois Ryan Gunderson, centre, lors de la rencontre du ch ...
Bekommen die Klubs der Schweizer Profiligen zu wenig Geld?Bild: KEYSTONE

Die Liga soll erstmals den TV-Vertrag direkt abschliessen

Das muss sich ändern. Weil der politische Weg zu einer Neuverteilung über den Verbands-Verwaltungsrat zu kompliziert und mühselig ist, haben sich die Klubs auf einen radikalen Schritt verständigt: Den nächsten TV-Vertrag soll erstmals in der Geschichte nicht mehr der Verband abschliessen. Sondern direkt die Liga. Deshalb ist Liga-Geschäftsführer Denis Vaucher beauftragt worden, die juristische Selbständigkeit der Liga aufzugleisen. Was gar nicht so schwierig ist.

Die Klubs der National League und Swiss League bleiben zwar Mitglieder des Verbandes, gründen aber eine Kapitalgesellschaft (eine AG), treten als juristische Person bei den Verhandlungen auf und verkaufen die TV-Rechte der Liga. Der Verband kann dann seine TV-Rechte (für Länderspiele und Cup) ebenfalls selbständig zu Markte tragen.

Liga-Meinungsmacher Marc Lüthi (SCB) sagt dazu: «Der Verband kann jederzeit bei uns Geld für konkrete Projekte beantragen und wir werden dafür sorgen, dass dem Nachwuchs und dem Amateurhockey genügend Geld zukommt.»

«Es ist richtig, dass sich die Klubs der National League mehr Autonomie wünschen.»
Michael Rindlisbacher

Weil die Liga für die anstehenden Verhandlungen des neuen TV-Vertrages handlungsfähig sein muss, drängt die Zeit. Bereits bei der übernächsten Liga-Versammlung im August wird das Thema traktandiert.

Rindlisbacher bestätigt den Wunsch der Vereine

Verbandspräsident Michael Rindlisbacher hatte sich eine Woche lang (wohlweislich?) um eine Stellungnahme gedrückt. Nun bestätigt er das politisch brisante Geschäft. «Es ist richtig, dass sich die Klubs der National League mehr Autonomie in ihren Entscheidungen wünschen. Aus diesem Grund fand ein erster Austausch zwischen Clubvertretern, Liga und Verbandsvertretern statt, in welchem dieses Bedürfnis und die Hintergründe dieser Bestrebungen diskutiert wurden. Innerhalb einer Arbeitsgruppe werden die Anliegen beider Seiten nun zusammengetragen und Lösungsvorschläge bzw. ein Grobkonzept erarbeitet. Wir versuchen, in guten Treuen eine für beide Seiten gute Lösung zu finden. Es hat höchste Priorität, dass die Gesamtinteressen gewahrt werden und das Schweizer Eishockey nicht zu Schaden kommen darf. Dafür werden wir uns in allen Diskussionen einsetzen.»

Michael Rindlisbacher ehrt Simon Moser nach dem Sieg an der NaturEnergie Challenge.
Michael Rindlisbacher ehrt Simon Moser nach dem Sieg an der NaturEnergie Challenge.bild: twitter

Es ist die gleiche Ausgangslage, die im Skisport den «Fall Lauberhorn» ausgelöst hat: Der Verband kassiert TV-Gelder, die im Grunde der Veranstalter (im Ski das Lauberhorn, im Hockey die Liga) erwirtschaftet. Im Ski hat der Verband grössere politische Druckmöglichkeiten. Im Eishockey ist der Verband in dieser Sache den Klubs, die sich selbständig machen können, mehr oder weniger ausgeliefert.

Eine Schwächung unseres Eishockeys (weil der Verband weniger Geld zur Verfügung hat) ist durch die angestrebte neue politische und kommerzielle Autonomie der Liga nur dann nicht zu befürchten, wenn es zugleich gelingt, den Salärwahnsinn durch einen «Salary-Cap» einzubremsen.

Bis heute haben die Klubs jeden Franken, den sie zusätzlich eingenommen haben, beinahe ungebremst in die Löhne investiert. Und es ist keineswegs sicher, dass es noch einmal gelingt, ab 2022 einen so lukrativen TV-Vertrag zu bekommen. Zurzeit erhalten die NL-Klubs pro Saison rund 2 Millionen TV-Geld.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Der 1000er-Klub des Schweizer Eishockeys
1 / 19
Der 1000er-Klub des Schweizer Eishockeys
Bislang 16 Eishockeyspieler (Stand: 10.10.2024) schafften es auf 1000 oder mehr Spiele in der höchsten Schweizer Spielklasse. Das sind sie:
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wenn Hockey-Vereine beim Samichlaus wären
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
13 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Rock'n'Rohrbi
22.05.2020 18:55registriert März 2017
...den Clubs sei es vergönnt ihr Produkt selbst zu verkaufen und zu erwirtschaften. Bin dann gespannt wie sie bei einem Salarycap über die Lohnsummen hinaus mehr verlangen wollen und können? Da hätte der Verand bestimmt bessere Beweggründe um mehr raus zu holen.
Wie auch immer - mir stinkt es jetzt schon ermeut den TV-Anbieter zu wechseln wenn ein neuer Partner gefunden wird.
Weshalb gibt es eigentlich nicht analog zur NHL eine App fürs schweizer Hockey und wo ich für einen fairen Preis die ganze Saison und ohne TV Anbieter schauen kann?
1346
Melden
Zum Kommentar
avatar
maylander
22.05.2020 18:27registriert September 2018
Der Kuchen dürfte viel kleiner werden, da sich UPC gewaltig verspekuliert hat. Damit gehen dann die Verteilkämpfe erst richtig los.
1183
Melden
Zum Kommentar
avatar
besserwisser#99
23.05.2020 09:57registriert September 2019
Dieser Bericht baut sich auf einem möglichen, neuen, besseren TV Vertrag auf. Dabei wird völlig vergessen, dass der nächste TV Vertrag weniger Geld bringen wird. UPC wollte sich mit dem aktuellen Vertrag in Stellung bringen und hat sich verzockt. Sie werden diesen Angebot nicht wiederholen können und SRF oder Swisscom werden dieses auch nicht weiter erhöhen. Zudem hat/wird Corona in gewissermaßen für eine "Erdung" bei solchen Verträgen gesorgt/sorgen.
261
Melden
Zum Kommentar
13
Fans fetten Gleise ein und hindern Rivalen am Halt in der Stadt
7. November 1896: Im College-Sport in den USA gibt es die Tradition von Streichen auf Kosten der Erzrivalen. Bisweilen arten sie aus – so wie vor weit über 100 Jahren in Auburn, wo sich leicht ein Zugunglück hätte ereignen können.

Rund 180 Kilometer liegen zwischen der Auburn University in Alabama und dem Georgia Tech in Atlanta, im Nachbarstaat Georgia. Für amerikanische Verhältnisse ist das ein Katzensprung – heute. 1896 ist das Reisen hingegen noch mühsamer, solche Distanzen stellen eine halbe Weltreise dar.

Zur Story