Zweimal Weltmeister, Olympiasieger, bester WM-Torhüter, wertvollster Goalie der WM (MVP) – mehr geht fast nicht. Aber die letzte Saison ist für Jussi Olkinuora ein wenig aus den Fugen geraten: Er hatte im letzten Sommer schon bei Biel unterschrieben, bekam dann doch eine Chance in der NHL und blieb dort im Farmteam stecken. Brynäs holte ihn aus Amerika, um dem Abstieg zu entgehen – und stieg doch ab.
Der Optimist sagt: Der SCB verhandelt mit einem Weltklasse-Torhüter. Der Pessimist unkt: Der SCB verhandelt mit einem Absteiger. Was ist nun richtig?
Begonnen hat für den finnischen Torhüter alles bei Tappara Tampere. Bereits mit 17 Jahren wechselt er zum ersten Mal nach Nordamerika ins Universitätshockey. Bis in die NHL kommt er nicht. Ersten Ruhm gibt es in Finnland mit dem Gewinn der Champions League 2018 mit Jyväskylä. Und richtig Geld gibt es dann ab 2019 drei Jahre lang in der grossrussischen KHL. Dann der Wechsel im letzten Sommer zu Biel, der durch die Offerte aus der NHL doch nicht zustande kommt, das erneute Scheitern in Nordamerika und am Ende der letzten Saison steht der Abstieg mit Brynäs.
Nie Meister mit einem Klub, aber Absteiger aus der höchsten schwedischen Liga. Dafür zweimal Weltmeister und einmal Olympiasieger – der Adelstitel Weltklasse ist wohl berechtigt.
Bedenkenträger beim SCB – davon gibt es zahlreiche – monieren, Jussi Olkinuora sei kein Goalie für ein mittelmässiges Team. Er sei einer für eine gute Mannschaft. Nun, in der Regel ist ein Torhüter hinter guten Feldspielern besser. Kommt dazu: Die SCB-Optimisten – und da gibt es einen, dessen Wort zählt – halten dem entgegen, man werde nächste Saison ein gutes Team haben.
Nicht gelöst ist das Problem des zweiten Torhüters. Der SC Bern setzt nächste Saison auf einen ausländischen Goalie plus Philip Wüthrich (25). Als dritter Schlussmann wird in Basel Andri Henauer (21) gehegt und gepflegt. Da kann Daniel Manzato (39), die aktuelle Nummer 2, doch ruhig nach Visp zügeln, oder? Nein, so einfach ist es nicht.
Wenn Wüthrich eingesetzt wird, wird ein guter Torhüter auf der Bank benötigt. Der Ausländer kann nicht Ersatzgoalie sein, wenn sechs ausländische Feldspieler eingesetzt werden. Also wird Manzato benötigt. Doch der kostet viel. Der SCB hat keinen kostengünstigen Mann für diese Ersatzmann-Rolle wie letzte Saison Biel mit Simon Rytz (39). Kommt dazu: Daniel Manzato möchte aus familiären Gründen nicht während einer ganzen Saison in Visp spielen.
Sportchef Andrew Ebbett ist bereit, Manzato auszuleihen und die perfekte Lösung wäre wohl, Servettes Finalhelden von 2021 für die Playoffs an Visp auszuleihen und Andri Henauer zurückzuholen. Aber was, wenn Basel mit Henauer in den Playoffs Furore machen sollte?
Es gibt also noch einiges zu verhandeln und zu besprechen für den tüchtigen SCB-Sportchef. Ein Entscheid ist in der Trainerfrage gefallen: Mikko Manner (48) – er ist auch bei Biel ein Thema – ist von der Liste gestrichen worden. Der Finne hat zwar als Assistent beim Nationalteam weltmeisterlichen und olympischen Ruhm geerntet und wird allenthalben gerühmt. Aber er ist soeben mit Brynäs abgestiegen bzw. unmittelbar vor der feststehenden Relegation gefeuert worden.
«Er könnte der beste Trainer der Welt sein. Aber nach allem, was bei uns in den letzten Jahren in Sachen Trainer gelaufen ist, können wir es uns einfach nicht leisten, einen Abstiegstrainer aus Skandinavien zu verpflichten.» So sagt es einer, dessen Wort in Bern schon ein wenig Gewicht hat.
Tommi Niemelä hingegen wäre beim SCB willkommen. Aber da ist dann halt die Frage, ob sich der 39-jährige Finne den SCB antun will.