Wenn sich FCB-Trainer Timo Schultz die Aufstellung für das Duell mit Leader FC Zürich überlegt, kann er auf sieben Spieler zurückgreifen, die beim letzten Super-League-Spiel noch gar nicht im Kader standen. Insgesamt zwölf Neuzugänge verkündete der FC Basel zu dieser Saison, sieben davon unterschrieben in den letzten drei Wochen. Etwas überspitzt formuliert kann man sagen, dass die Basler sechs Wochen nach dem ersten Spiel doch noch bereit sind für die Saison.
Die Verspätung in der Kaderplanung hatte aber bereits seine negativen Auswirkungen. In der Qualifikation zur Conference League ist der Halbfinalist der Vorsaison früh am kasachischen Underdog Tobol Kostanay gescheitert. In der Folge verliessen mit Dan Ndoye, Wouter Burger, Riccardo Calafiori und auch Liam Millar weitere Stammspieler den Klub. In der Liga beträgt der Rückstand auf den FC Zürich bereits acht Punkte, wobei Basel noch ein Spiel weniger auf dem Konto hat.
Nun muss der Blick bei den Verantwortlichen aber in die Zukunft gerichtet werden. Und diese könnte durchaus positiv sein. Mittlerweile sind die neun Leistungsträger, welche den Verein verlassen haben, nämlich allesamt mehr oder weniger positionsgetreu ersetzt worden. Nachdem der deutsche Trainer Timo Schultz zu Saisonbeginn häufig nur Perspektivspieler wie die 17-jährigen Adriano Onyegbule und Junior Zé von der Bank bringen konnte, wird er heute Sonntag (16.30 Uhr) also erstmals eine echte Auswahl haben.
Darüber freute sich Schultz bereits nach dem Cupspiel: «Jeder Trainer will Konkurrenzkampf im Kader. Den haben wir jetzt.» Da waren die jüngsten Neuzugänge Renato Veiga, Juan Gauto und Mohamed Dräger noch nicht mal im Team.
Im Klassiker gegen den FCZ könnten nun gleich sechs Spieler von Beginn an auf dem Feld stehen, die zu ihrer Super-League-Premiere in Rot-Blau kommen, einige spielten immerhin schon in der Cup-Partie gegen Saint-Blaise. Die Stürmer Maurice Malone und Djordje Jovanovic erzielten beim 8:1-Sieg gleich auch ihre ersten Tore im FCB-Trikot. Eine Einsatzgarantie gibt Schultz aber keinem: «Die Neuen sind da, um uns stärker zu machen. Aber auch sie müssen sich den Platz erkämpfen.»
Wohl definitiv zum Einsatz kommen werden Verteidiger Adrian Barisic, die Offensivkraft Yusuf Demir sowie einer der beiden Stürmer Djordje Jovanovic und Maurice Malone. In der Spitze konnte bisher weder Neuzugang Thierno Barry noch Jean-Kévin Augustin brillieren, weshalb ihnen vorerst ein Platz auf der Ersatzbank droht. Auch Renato Veiga hat gute Chancen, wenige Tage nach seiner Vertragsunterschrift am Rheinknie zu seinem Debüt zu kommen, ebenso wie Juan Gauto.
Im Vergleich zur letzten Saison wurde die Startformation nun fast komplett ausgetauscht. Schultz hat damit keine leichte Aufgabe vor sich. Aus den vielen Neuen, die zum Teil erst seit wenigen Tagen oder Wochen im Kader fungieren, muss er eine Einheit formen, die erfolgreichen Fussball spielt.
Eine wichtige Rolle kommt dabei den gestandenen Spielern um Fabian Frei, Taulant Xhaka, Marwin Hitz und Michael Lang zu. Frei ist derzeit aber verletzt und Lang wurde mit Dräger ein früherer Luzerner vor die Nase gesetzt, weshalb GC eine neue Chance wittert, den Rechtsverteidiger zurück nach Zürich zu holen. Das Transferfenster ist in der Schweiz noch bis zum 7. September geöffnet.
Derzeit geht zumindest Trainer Schultz aber nicht von einem Weggang Langs aus. Dennoch sagt er vor dem Duell gegen den FCZ mit einem Augenzwinkern und in Anlehnung an Präsident David Degen, der diesen Satz im Mai formuliert hat: «Ich gehe davon aus, dass der Kader jetzt zu 90 Prozent steht.»
Zur Ruhe kommen die Verantwortlichen beim aktuellen Tabellen-Letzten (!) also vorerst noch nicht. Wobei sie sich nach den jüngsten Transfers zumindest etwas zurücklehnen können. Jetzt ist es erstmal am Trainer und seinem Team, abzuliefern und zu punkten.
Der Rückhalt der Fans ist ihnen dabei weiterhin sicher. Obwohl die Unzufriedenheit über die Kaderplanung gross war, wurden für den ersten Härtetest für die Neuen gegen den FCZ schon zwei Tage vor dem Spiel knapp 25'000 Tickets verkauft.