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Die Formel 1 in Saudi-Arabien: Hamilton jagt WM-Leader Verstappen

IMAGO / HochZwei

44 Lewis Hamilton (GBR, Mercedes-AMG Petronas F1 Team), 33 Max Verstappen (NED, Red Bull Racing), F1 Grand Prix of Qatar at Losail International Circuit on November 21, 2021 in Doha, ...
Fistbump zwischen den beiden Rivalen: Lewis Hamilton (links) und Max Verstappen in Katar.Bild: IMAGO / HochZwei

Hamilton jagt WM-Leader Verstappen – so spannend wird der Formel-1-Endspurt

Am Sonntag (ab 18.30 Uhr) fällt möglicherweise die Entscheidung in der Formel-1-WM. Im vorletzten Saisonrennen kann Max Verstappen den Titel holen, sofern Konkurrent Lewis Hamilton patzt. Zu reden gibt im Vorfeld nicht nur dieses Duell, sondern auch der Austragungsort: Dschidda in Saudi-Arabien.
03.12.2021, 08:5603.12.2021, 13:23
Ralf Meile
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Die Ausgangslage im Duell um den WM-Titel

Zwei Rennen vor Schluss liegt Max Verstappen von Red Bull Racing in Führung. Der Niederländer (351,5 Punkte) hat acht Zähler Vorsprung auf den Briten Lewis Hamilton im Mercedes (343,5 Punkte). Längst ist klar, dass nur dieses Duo sich Chancen ausrechnen kann, Formel-1-Weltmeister 2021 zu werden.

Noch zwei Rennen sind zu absolvieren. Im Grossen Preis von Saudi-Arabien und im Grossen Preis von Abu Dhabi sind dabei maximal 52 Punkte zu holen (inkl. Bonuspunkte für die schnellste Rennrunde). Der siebenfache Champion Hamilton hat die Möglichkeit, zum fünften Mal hintereinander den Titel zu holen, noch in den eigenen Händen: Sollte er beide Grands Prix gewinnen, reichen dem Kontrahenten Verstappen auch zwei zweite Plätze mit der jeweils schnellsten Rennrunde nicht.

epa09592141 Dutch Formula One driver Max Verstappen of Red Bull Racing in action during the second practice session for the 2021 Formula One Grand Prix of Qatar at the Losail International Circuit in  ...
Verstappen lässt die Funken fliegen.Bild: keystone

Umgekehrt könnte der 24-jährige Niederländer schon am Sonntag erstmals Weltmeister werden. Dazu muss aber auch sein Widersacher mitspielen. Verstappen wird in Dschidda zum 34. Weltmeister der Formel-1-Geschichte, wenn …

  • ... er gewinnt (mit schnellster Runde) und Hamilton höchstens Sechster wird.
  • ... er gewinnt (ohne schnellste Runde) und Hamilton höchstens Siebter wird.
  • ... er Zweiter wird (mit schnellster Runde) und Hamilton höchstens Zehnter wird.
  • ... er Zweiter wird (ohne schnellste Runde) und Hamilton die WM-Punkte verpasst.

Sollten nach Saudi-Arabien und Abu Dhabi beide Fahrer nach 22 Rennen genau gleich viele Punkte auf dem Konto haben, wäre Max Verstappen Weltmeister. Denn bei einem Unentschieden entscheidet die höhere Anzahl Siege und da liegt er momentan mit 9:7 Erfolgen vorne. Würde Hamilton in dieser Statistik ausgleichen können, wäre ein Punktegleichstand nicht mehr möglich, da der 36-jährige Engländer ja mit zwei Siegen fix Weltmeister wäre.

«Ich werde versuchen, in den letzten beiden Rennen weiterhin Spass zu haben», stapelte Verstappen tief. «Es spielt keine Rolle, wo wir am Ende stehen. Wir haben als Team eine sehr, sehr gute Saison hinter uns.»

Wer wird Formel-1-Weltmeister 2021?

Ein weiterer Titel von Lewis Hamilton wäre historisch: Mit acht Gesamtsiegen wäre er alleiniger Rekordweltmeister. Bisher teilt er sich diese Marke mit Michael Schumacher. «Ich bin so entspannt wie nie», verriet Hamilton, während ihm frühere Titelkämpfe schlaflose Nächte beschert hätten. «Nun bin ich viel selbstsicherer. Was geschehen ist, kann ich nicht mehr ändern. Alles, was ich kann, ist, zu hundert Prozent bereit zu sein und ich bin mir sicher, dass ich das bin.»

Sie waren mehrmals Weltmeister:

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Die Mehrfach-Weltmeister der Formel 1
Lewis Hamilton: 7x Weltmeister (2008 im McLaren, 2014, 2015, 2017, 2018, 2019 und 2020 im Mercedes).
quelle: keystone / mark thompson
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Der neue Kurs in Dschidda

Gefahren wird auf dem Jeddah Corniche Circuit in der Hafenstadt Dschidda, unweit von Mekka am Roten Meer gelegen. Mit 6,174 Kilometern ist es ein langer Kurs, nur jener in Spa-Francorchamps war in diesem Jahr noch länger. Gestaltet haben ihn der bekannte Rennstreckenbauer Hermann Tilke und dessen Sohn Carsten Tilke. Die Arbeiten auf dem Stadtkurs dauern bis zur letzten Minute.

Die Vorstellung des neuen Kurses.Video: YouTube/FORMULA 1

Unter Flutlicht wird den Fahrern kaum ein Moment gegönnt, um durchzuatmen: 27 Kurven stehen in jeder Runde auf dem Programm, an der schnellsten Stelle sollen gemäss Simulationen Geschwindigkeiten von bis zu 350 km/h möglich sein. Auch dank drei DRS-Zonen soll es in Dschidda zu zahlreichen Überholmanövern kommen.

Eine Runde im Simulator.Video: YouTube/Mercedes-AMG Petronas Formula One Team

Weil die Strecke als Hochgeschwindigkeitskurs gilt, liegen die Vorteile gemäss Beobachtern eher auf Seiten Hamiltons. Sein Mercedes hat mehr Power.

«Im Simulator ist es eine sehr schnelle Strecke», sagte Verstappen. «Ich freue mich darauf, sie in der Realität zu sehen. Wir sind sehr motiviert und hoffentlich konkurrenzfähig.»

Der Zeitplan
Freitag: 14.30 und 18.00 Uhr Trainings.
Samstag: 15.00 Uhr Training, 18.00 Uhr Qualifying.
Sonntag: 18.30 Uhr Rennen.

Die Kritik am Grand Prix von Saudi-Arabien

Während die Formel 1 schon länger Rennen in Bahrain und in den Vereinigten Arabische Emiraten (Abu Dhabi) durchführt, kamen 2021 auch Grands Prix in Katar und nun in Saudi-Arabien hinzu. Ölreiche Länder auf der arabischen Halbinsel versuchen, dank dem Sport ein neues, besseres Image zu erhalten: «Sportswashing» nennt sich dies. Einerseits werden Anlässe mit hoher Beachtung durchgeführt, aktuell etwa auch die Schach-WM in Dubai, im nächsten Jahr die Fussball-WM in Katar. Zum anderen wird viel Geld in Fussballklubs gesteckt: Paris Saint-Germain (Katar), Manchester City (Abu Dhabi) und Newcastle United (Saudi-Arabien) sind die prominentesten Beispiele.

Magdeburg's platers celebrate after they win against Barcelona and win the 2021 edition of the IHF Men's Super Globe at King Abdullah Sports City in Jeddah, Saudi Arabia, Saturday, Oct. 9, 2 ...
Vor wenigen Wochen in Dschidda: Magdeburg gewinnt die Klub-WM im Handball.Bild: keystone

Regelmässig werden diese Investments kritisiert. Menschenrechtsorganisationen weisen etwa auf die rückständige Haltung in Gleichstellungsfragen hin, auf die Ausbeutung von Arbeitskräften oder auf die Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul. Sportverbände schauen meist nur halbherzig auf diese Probleme, sie versuchen, sie auszublenden und fokussieren sich auf das Geld, das ihnen die nach Prestige strebenden Regierungen bieten. Das Königreich Saudi-Arabien bezahlt der Formel 1 angeblich 900 Millionen Dollar, um während zehn Jahren einen Grand Prix ausrichten zu können.

Das grosse Formel-1-Aushängeschild Lewis Hamilton trat zuletzt in Katar in einem Helm in den Farben des Regenbogens an. Mit diesem werde er auch in Saudi-Arabien und in Abu Dhabi fahren, kündigte der Brite an. Unter anderem setzt er sich damit für die freie sexuelle Orientierung ein. In Saudi-Arabien ist Homosexualität illegal, es drohen öffentliche Auspeitschungen, lebenslängliche Haft oder gar die Todesstrafe. Gestern Donnerstag kreuzte Hamilton zudem mit einem Shirt auf der Rennstrecke auf, das zahlreiche flehende Hände zeigte.

Lewis Hamilton Dschidda
Bild: imago-images.de

«Ob ich mich hier wohlfühle? Ich würde nicht sagen, dass ich das tue», antwortete Hamilton auf eine entsprechende Reporterfrage. «Aber es ist nicht meine Entscheidung, hier zu sein. Der Sport hat eine Entscheidung getroffen, hier zu sein. Und ob es nun richtig oder falsch ist: Solange wir hier sind, ist es wichtig, zu versuchen, das Bewusstsein zu schärfen.»

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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Siiteufnull
03.12.2021 09:35registriert Oktober 2021
Das könnte das letzte "Valtteri, its james" geben
362
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Catstopherus
03.12.2021 11:35registriert Dezember 2018
Ich bin kein grosser fan von Hamilton (auch nicht von Verstappen, go Kimi), aber ich finde es gut, dass er gegen die Missstände und das Sportswashing auftritt
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Hank Scorpio
03.12.2021 11:04registriert Mai 2016
Bin kein Fan von den beiden aber es ist endlich wieder mal eine spannende Saison.
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Biel oder der Schwanengesang der letzten Hockey-Romantiker
Die unerbittliche Hockeymaschine der ZSC Lions gewinnt in Biel auch das zweite Spiel (3:1) und wird den Halbfinal erreichen. Zu viel Armee-Turnprogramm, zu wenig Eisballett bei Biel. Und eine neue Frage taucht auf: Ist Martin Steinegger zu ehrlich, um nächste Saison Trainer zu sein?

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