Maximal 148.6 Millionen Dollar standen den Formel-1-Teams in der vergangenen Saison jeweils zur Verfügung. So will es die 2021 eingeführte Budgetobergrenze. Das Ziel: Die ausufernden Kosten senken und den sportlichen Konkurrenzkampf enger gestalten. Doch nun wurde bekannt: Gleich zwei Teams sollen die Obergrenze überschritten haben.
Im Fahrerlager wird gemunkelt, dass es sich dabei um Aston Martin und Red Bull handelt. Während es sich bei Aston Martin lediglich um eine geringe Überschreitung des Budgets aufgrund von Verfahrensfehlern handle, ist die Lage bei Red Bull deutlich angespannter.
Gerüchten zufolge handelt es sich um eine Überschreitung von rund 10 Millionen Dollar, die sich Red Bull – das Team von Weltmeister Max Verstappen – im vergangenen Jahr erlaubt haben soll. Dementsprechend gross ist die Aufregung bei der Konkurrenz.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff sagte gegenüber «Sky»:
Da bereits während einer laufenden Formel-1-Saison am Boliden der nächsten Saison getüftelt wird und das Wissen der Ingenieure auch in den folgenden Saisons von Nutzen ist, hätte sich Red Bull im Fall einer Überschreitung nicht nur 2021 einen Vorteil verschafft, sondern würde auch in der laufenden Saison davon profitieren, gar 2023 hätte es noch Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der Autos. «Wenn du 2021 die Grenze überschritten hast, dann liegst du auch 2022 drüber. Das heisst, du hast für 2023 einen Vorteil», sagt Wolff.
Von der Konkurrenz wird deshalb eine ernst zu nehmende Strafe erwartet.
Bei Red Bull hingegen ist man sich sicher, dass man sich regelkonform verhalten hat, und zieht rechtliche Schritte aufgrund diffamierender Aussagen der Konkurrenten in Erwägung.
Das Problem: Im Regelwerk des Autosport-Weltverbands FIA ist nicht klar definiert, welche Strafen bei Missachtung der Budgetobergrenze drohen.
Damit soll verhindert werden, dass Teams es absichtlich überschreiten, da sie mit den drohenden Konsequenzen leben könnten. Deshalb werden bloss mögliche Massnahmen wie Punkteabzüge angeführt.
Sollten Red-Bull-Pilot Max Verstappen nachträglich Punkte in der Fahrerwertung des letzten Jahres abgezogen werden, ist sein erster WM-Titel bedroht. Denn der Vorsprung des Holländers auf seinen Mercedes-Rivalen Lewis Hamilton betrug lediglich acht Punkte.
Einfluss auf das Strafmass hat die Summe des Betrags, welcher überzogen wurde. Die FIA unterscheidet dabei zwischen kleinen Übertretungen und grossen Übertretungen. Eine Überschreitung von bis zu fünf Prozent gilt als klein. Für das Jahr 2021 beläuft sich dieser Betrag auf 7.4 Millionen Dollar.
Mit dieser Unterscheidung nicht einverstanden ist Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. Eine Überschreitung um vier Millionen sei nicht geringfügig. Er sagt gegenüber «Sky Italia»: «Dieser Betrag entspricht unserem gesamten Entwicklungsbudget in einer ganzen Saison. Das sind 70 Techniker und Ingenieure, die ich bezahlen kann, um bessere Lösungen zu finden.» Damit hole man pro Runde eine halbe Sekunde heraus.
Auch Binotto fordert Konsequenzen. Er habe volles Vertrauen in die FIA, dass man im Fall einer Missachtung der Budgetobergrenze eine gerechte Strafe ausspricht.
Die FIA befindet sich in einer äusserst delikaten Situation. Denn fällt die Bestrafung zu lasch aus, stellt das die ganze Glaubwürdigkeit der erst frisch eingeführten Budgetobergrenze infrage. Eine Stellungnahme der FIA bezüglich der 2021-Budgets wird am Mittwoch erwartet. (aargauerzeitung.ch)