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In acht Partien der EM-Ausscheidung setzte Petkovic auf die von ihm favorisierte 4-3-3-Formation. In drei der letzten vier Spiele variierte er. Die Wahl der Strategie hänge immer auch vom Formstand ab und natürlich auch vom Gegner, erklärt der Taktgeber die Rahmenbedingungen seiner Massnahmen.
«Wir beherrschen inzwischen verschiedene Systeme. Ich will mich nicht festlegen, welches am besten funktioniert», sagt der Nationalcoach zur Ausrichtung auf dem Platz. «In erster Linie müssen die elf Spieler zueinander passen.» Es würden nicht immer die besten elf auf dem Platz stehen, sondern jene, «die sich perfekt ergänzen», so Petkovic.
Bei einem Gespräch in Zürich zieht er am Tag nach der Rückkehr aus dem Wiener Camp bei einer Tasse Espresso entspannt eine weitgehend positive Jahresbilanz: «Wir haben Fortschritte gemacht im Vergleich zum Start der EM-Ausscheidung gegen England und Slowenien.» Taktisch seien sie weiter, die Zielstrebigkeit gefalle ihm besser, die Effizienz sei ausgeprägter.
Als durchaus erspriesslich wertete er die Charaktereigenschaft der Mannschaft, auf negative Perioden reagieren zu können. Petkovic meinte nicht die reaktivierte «Balkan-Debatte», sondern die 55 missratenen Minuten bis zum 0:3 in Trnava. Der Fehltritt in der Slowakei habe intern konstruktive Gespräche und Lösungsansätze ausgelöst, «weil die Haltung des Teams lange nicht gut war».
Auf die übrigen Nebenschauplätze mag Petkovic nicht mehr eintreten: «Über sportliche Themen kann man immer diskutieren, das ist kein Problem. Aber wenn jemand kleine Brände legen will, werde ich das nicht akzeptieren.» Mit persönlich gefärbten Einschätzungen habe er Mühe. «Das stört mich.»
Petkovic fasste die Erkenntnisse vor und nach den beiden EM-Tests so zusammen: «Wir haben den Moment genutzt, für die Zukunft etwas zu bewegen.» Er deutet den respektablen 2:1-Erfolg gegen Österreich auch als Zeichen des Stolzes, der im Team stecke. Und der Selektionär spricht in diesem Zusammenhang auch von «geöffneten Ventilen».
Ein zentrales Thema ist für ihn in den nächsten Monaten die Entwicklung der Spieler im Klub. Zu einem Transfer rät er keinem, sie müssten lernen dem Druck standzuhalten, neue Ideen zu entwickeln, andere Wege zu finden. Bis im März wird er die Situation der zum Teil prominenten Reservisten beobachten, «dann erst entscheide ich mich».
Gökhan Inler zählt derzeit in Leicester zum Kreis der Überzähligen. Unter normalen Umständen ist der defensive Mittelfeldspieler in der SFV-Auswahl unantastbar, seit geraumer Zeit bröckelt der Status. Und doch dauert bei ihm die Schonzeit länger. «Er hat mehr Kredit», betonte Petkovic. Es ist sein Votum für einen, der «viel geleistet» habe für die Schweiz. «Er verdient das.»
Für Petkovic zählt im Fall von Inler nicht nur die Präsenz auf dem Rasen, für ihn hat der Träger der Binde mehr zu erfüllen: «Er ist eine Verbindungsfigur, ein Gruppenleader.» Oder: «Inler ist ein Mediator.»
Und Vermittler hat die Gruppe bei aufflammender Kritik von aussen (und innen?) mutmasslich genauso nötig, wie sportliche Vorbilder. In dieser spannenden Mannschaft ist Bewegung. Bei heiklen Diskussionen auf schwer zu definierender soziokultureller Ebene wie zuletzt sind ruhige Köpfe gefragter denn je.
Nicht nur Inler stehe aber in der Pflicht, «auch andere müssen noch mehr Verantwortung übernehmen. Sommer, Djourou, Behrami, Xhaka, sie alle sind gefordert.» Die Schwankungen bei Xherdan Shaqiri will er nicht dramatisieren, sie seien nachvollziehbar: «Er hat kein einfaches Jahr hinter sich.» Er denkt dabei an den Absturz bei Inter Mailand nach dem geplatzten Traum in München, dann der sehr späte Wechsel zu Stoke. Seine Hoffnung bei der Personalie Shaqiri klingt verkürzt in etwa so: «Ein Schritt zurück, dann zwei vorwärts.»
Petkovics eigene Zukunft ist nach wie vor offen, auch wenn vieles auf eine Vertragsverlängerung hindeutet. Dass der Verband auf sein (indirektes) Angebot, bis 2018 fortzufahren, noch nicht reagiert hat, nimmt Petkovic gelassen.
«Ich kann auch ohne neuen Vertrag an die EM fahren», behauptete der Tessiner - und reichte lächelnd nach: «Ich habe früher auf den Busfahrten oft und gerne gepokert. Black Jack spielte ich auch gerne.» Er kann also damit umgehen, wenn nicht alle Karten auf dem (Verhandlungs-)Tisch liegen. (dux/si)