Die Absicht von Villarreal-Trainer Unai Emery vor dem Halbfinal-Gastspiel im Anfield war von der ersten Minute an klar ersichtlich. Mit zwei äusserst tief stehenden Viererketten versuchten die Spanier den Liverpooler Tempo-Fussball spätestens vor dem eigenen Strafraum zu entschärfen und möglichst ohne Gegentor ins Rückspiel zu kommen.
Wie bereits gegen Juventus Turin im Achtel- und gegen Bayern München im Viertelfinal verteidigte das vor dem eigenen Tor geparkte «Gelbe U-Boot» clever und mit viel Leidenschaft. Diese Taktik ging lange auf: Liverpool war zwar drückend überlegen, echte Torchancen konnten sich die «Reds» zunächst aber nur selten herausspielen. Auch, weil Villarreal die Aussenverteidiger Trent Alexander-Arnold und Andy Robertson beinahe komplett aus dem Spiel nehmen konnte.
Es brauchte schliesslich etwas Hilfe der Spanier, damit Liverpool das defensive Bollwerk von Villarreal überwinden konnte. Acht Minuten waren in der zweiten Halbzeit gespielt, als Jordan Henderson von der rechten Seite in den Strafraum flanken wollte. Villarreals Pervis Estupiñan versuchte mit dem Fuss die Hereingabe zu verhindern, lenkte dabei den Ball aber so ab, dass Geronimo Rulli im Tor den ersten Gegentreffer nicht mehr verhindern konnte. 133 Sekunden später legte Sadio Mané dann zum 2:0 für die «Reds» nach.
73:27 Prozent Ballbesitz, 19:1 Abschlüsse, 737:272 Pässe – die Zahlen zeigen eindrücklich, wie dominant Liverpool gegen Villarreal auftrat. Neben der Igel-Taktik der Gäste hatte dies primär einen Grund: das erdrückende Gegenpressing der «Reds».
Anders als beispielsweise die Bayern im Viertelfinal schaffte es Liverpool, die gefährlichen Konter der Spanier bereits in der Entstehung zu verhindern, indem der ballgewinnende Villarreal-Spieler sofort seinerseits wieder konsequent attackiert wurde. Mit 18:17 Tackles und 15:5 Interceptions lagen die «Reds» gleich in zwei wichtigen Defensiv-Statistiken vor dem Europa-League-Sieger von 2021.
Dass Liverpool bei Ballbesitz dann schalten und walten konnte, wie es wollte, hatte einen weiteren simplen Grund: Thiago Alcantara. Der 31-jährige Spanier hatte mit 120 die meisten Ballaktionen aller Spieler, brachte 96 Prozent seiner 103 Pässe an den Mann und hatte am Ende auch noch zehn Balleroberungen vorzuweisen.
Thiago completed 99 passes with a 96.1% success rate – both easily his #UCL bests this season when playing at least 20 minutes.#LIVVIL pic.twitter.com/jyhQX366sm
— The Analyst (@OptaAnalyst) April 27, 2022
Zudem sorgte er mit einem Hammer aus 30 Metern kurz vor der Pause ans Lattenkreuz auch noch für Torgefahr – und das, obwohl Villarreal-Coach Emery Thiago mit Bayern-Schreck Samuel Chukwueze einen persönlichen Wachhund zur Seite stellte. Völlig verdient wurde der Spanier am Ende zum «Man of the Match» gewählt.
Shining under the Anfield lights again 😍
— Liverpool FC (@LFC) April 27, 2022
Special, @Thiago6 🪄 pic.twitter.com/X9Gnjwa966
Die Euphorie in Liverpool war nach dem 2:0-Sieg natürlich hoch. So hoch, dass sich «DAZN»-Moderatorin Laura Wontorra nach Spielschluss dazu hinreissen liess, Jürgen Klopp mal wieder auf das mögliche «Quadruple» aus Meisterschaft, Champions League, FA Cup und League Cup anzusprechen.
Doch davon wollte der Erfolgstrainer natürlich nichts wissen: «An die vier Titel kann ich ja nicht denken. Das wussten wir ja vor der Saison schon, dass es vier Titel gibt», antwortete der 54-jährige Deutsche mit einem breiten Grinsen im Gesicht. «Kurz vor dem Klo in die Hose gemacht, ist immer noch in die Hose gemacht. Deswegen hilft nah dran zu sein auch nichts.»
"I'm enjoying my time here for sure!" 🤩#LFC boss Jurgen Klopp and Thiago have been speaking after their 2-0 win over Villarreal in the #UCL semi-final first leg at Anfield 🔴 pic.twitter.com/DhEvhIvWsh
— Sky Sports News (@SkySportsNews) April 27, 2022
Klopp dachte lieber bereits ans Rückspiel vom kommenden Dienstag: «Wenn jetzt Halbzeit wäre, was ja auch ist, nur mit einer etwas längeren Halbzeitpause, dann würde ich auch nicht sagen, das Ding ist erledigt. Das wird für uns noch super schwer und intensiv.» Mit dem Hinspiel war der «Reds»-Coach aber schon mal« sehr fein und richtig happy». «Die Jungs haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt, ohne zu treffen – und eine sehr gute zweite mit Toren.»
Ein Tweet sagt manchmal mehr als tausend Worte.
The 2 #UCL semi-finals pic.twitter.com/5UwVSwV3bX
— Troll Football (@TrollFootball) April 27, 2022
Und gleich noch etwas aus der Twitter-Ecke: Nur gerade 1:55 Minuten brauchte ein User, um das Palindrom in der Resultatecke zu erhaschen.
— Out Of Context Football (@nocontextfooty) April 27, 2022