Timo Schultz ist sauer. Erstmals kritisiert der FCB-Trainer seine Spieler öffentlich wegen der mangelnden Körpersprache und des fehlenden Willens. Und sein Team offenbart am Sonntag in Zürich, dass es ohne zahlreiche abgegebene Leistungsträger, ohne adäquate Verstärkungen und mit weiteren Spielern im Kader, die noch mit einem Wechsel liebäugeln (Burger, Calafiori, Ndoye) aktuell sehr schwer ist, erfolgreich Fussball zu spielen.
«Klar wäre es mir lieber gewesen, wenn der ein oder andere geblieben wäre, und klar ist das ein Thema in der Kabine», sagt Marwin Hitz. Und auch Schultz weiss, dass diese Gemengelage sehr schwer zu handeln ist. Aber offiziell wollen sowohl Torwart als auch Trainer das nicht als Ausrede gelten lassen. Dass der Umbruch und der Aderlass bei GC noch grösser als in Basel war, zeigt ein Blick auf die GC-Bank, wo nur zwei Spieler sitzen, die schon mehr als zehn Spiele in der Super League absolviert haben.
Dennoch muss Schultz zuschauen, wie sein Team gegen GC von Beginn an willenlos und phlegmatisch über den Rasen schlurft. «Wir wollen sie noch mehr schwächen und haben das getan, was Basel nicht mag», erklärt Captain Amir Abrashi das einfache GC-Erfolgsrezept mit einem schelmischen Grinsen. Es lautete: Tief stehen, gut verteidigen und auf Fehler lauern. Eine einfache Losung, die gegen den FC Basel aktuell gut funktioniert, denn die individuellen Fehler kommen irgendwann. So viel ist sicher.
Dem 0:1 in der 7. Minute gehen noch eine gute GC-Kombination und ein Traumpass von Theo Corbeanu, der die Ecken mal mit links und mal mit rechts schiesst, zugrunde. Beim 0:2 in der 16. Minute lässt sich dann aber Dominik Schmid vor der Flanke von seinen Ex-Kollegen vernaschen, und im Zentrum schauen vier Basler zu, wie sich Torschütze Giotto Morandi wegschleicht. Und das 1:3 ist eine Kopie des Gegentores von vor zehn Tagen im Heimspiel gegen Tobol Kostanay. Finn van Breemen verliert im Aufbau den Ball und Arnau Comas fälscht den Dadashov-Abschluss unhaltbar in die kurze Ecke ab. Dass Comas nach einer Schmid-Ecke per Kopf die Hoffnung auf Punkte kurz zurückgebracht hatte, ist schnell vergessen.
Schmid stellt nach dem Schlusspfiff konsterniert fest: «Wir haben zu viele individuelle Fehler in unserem Spiel.» Und auch Hitz spricht nach den 90 Minuten ernüchternd zu den Journalisten: «Vieles hat heute vor allem in der ersten Halbzeit nicht gestimmt. Wir können keine Bälle festmachen, haben oft einen schlechten ersten Kontakt und verstecken uns, statt den Ball zu fordern. Zudem führen wir schlechte Zweikämpfe.» Alles Probleme, die den FCB schon seit längerem beschäftigen. Das gibt auch Hitz zu.
Wie schon in Kostanay schafft es der FCB in Halbzeit zwei nicht, das Spiel zu drehen. In Zürich verhindern der VAR und wenige Zentimeter, die Thierno Barrys Fuss im Offside steht, das 2:3. Der schöne Abschluss von der Strafraumkante kurz nach dem Seitenwechsel wird einkassiert und so plätschert das Spiel in der Folge ohne Aufbäumen der Gäste dem Ende entgegen.
Die Niederlage gegen GC schwemmt den FCB in die untere Tabellenhälfte, und das einen Tag, nachdem Verwaltungsrat Andreas Rey in einem Statement auf der Klubhomepage mindestens Rang drei als Ziel ausgerufen hatte. So wäre es deutlich einfacher, eine europäische Gruppenphase zu erreichen.
Doch durch den Ausverkauf und das verzögerte Verstärken, das dem Markt geschuldet sein mag, aber dennoch hätte verhindert werden können, startet der FCB mit einer gewaltigen Hypothek. Erst zum sechsten Spieltag am 3. September gegen den FCZ wird das Kader stehen. Und es wird ein Kader sein, das sich dann erst noch finden muss. Eine schwere Aufgabe für den neuen Coach, der sich das Ganze bei seiner Vertragsunterschrift wohl auch anders vorgestellt hat.
Ich glaube nicht, dass der Markt das Problem ist. Denn Basel hätte ja z.B. bei Males eine Kaufoption gehabt. Sie haben durchaus Liquiditätsprobleme. Ein strukturelles Defizit von rund 20 Mio frisst wahrscheinlich schon ein Grossteil der Transfereinnahmen von Amdouni und Diouf weg. Und das verpassen der Conference League Gruppenphase reisst das Loch noch deutlich weiter auf. Woher soll das Geld kommen?
Und welche Spieler wollen jetzt zu Basel? Da sind aktuell Genf, Luzern, Lugano und YB attraktiver.
@Dave, der aktuelle FCB ist Lichtjahre vom einstigen FCB entfernt, der gegen die Grossen in Europa Siege noch und nöcher eingefahren hat.
Sagt doch einfach: Wir sind mittlerweile ein völlig abgeranzter Club geworden, der besorgt ist, nicht abzusteigen. Wir haben keine Ambitionen mehr. Bitte habt keine Erwartungen mehr an uns.
Problem gelöst. Einfach zugeben, wie es ist.
LG N.Y.P.