Die Fussball-Weltmeisterschaft der Frauen in Australien und Neuseeland ist bereits einige Tage alt. Bis jetzt überzeugt das Turnier mit ziemlich ausgeglichenen Spielen. Trotz der Expansion von 24 auf 32 Teams blieben bislang die heftigen Kanterniederlagen mehrheitlich (heute bildet die grosse Ausnahme mit den Spielen Deutschlands und Brasiliens) aus.
Das ist insofern erstaunlich, als die 32 teilnehmenden Ländern ihren Spielerinnen sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen bieten und bieten können. Dies wird in einem ausführlichen Bericht der Spieler- und Spielerinnengewerkschaft FIFPRO dargestellt. Dabei geht es vor allem um den Modus der WM-Qualifikation, die generelle Anzahl Länderspiele, die absolviert werden, und die professionellen Strukturen rund um diese Spiele.
In der Qualifikation für die WM in Australien und Neuseeland stellte die FIFPRO grosse Unterschiede fest. Der europäische Kontinentalverband UEFA veranstaltete als einziger eine separate WM-Qualifikation. Alle anderen Mannschaften qualifizierten sich in den jeweiligen Kontinentalmeisterschaften für das diesjährige Turnier. Während die Quali in Europa ein ganzes Jahr dauerte, waren jene der anderen Kontinente meist in zwei oder drei Wochen zu Ende.
Die Gewerkschaft bemängelt auch die Bedingungen, unter denen diese Qualifikationsspiele ausgetragen wurden. Oftmals seien die Zustände der Stadien, Trainingsplätze und auch der medizinischen Infrastruktur nicht auf professionellem Niveau gewesen. Rund ein Drittel der Spielerinnen sei nicht für die jeweiligen Einsätze entschädigt worden und gar rund 66 Prozent hätten für die Partien der WM-Qualifikation Ferien oder unbezahlten Urlaub nehmen müssen.
Diese Ungleichheiten in der WM-Qualifikation sorgen auch dafür, dass die verschiedenen Länder eine stark unterschiedliche Anzahl von Länderspielen absolvieren. «Wenn ein Team nicht oft genug zusammen spielt, kann dies die Vorbereitung, die Leistung, den Zusammenhalt und internationale Spielerfahrung beeinträchtigen», schreibt die FIFPRO. Während die USA seit der WM 2019 65 Länderspiele gemacht hat und die meisten europäischen Nationen zwischen 37 und 51 Spielen, kommt Haiti auf nur 19 Frauen-Länderspiele in diesen vier Jahren.
Im Durchschnitt spielten die 32 WM-Teilnehmer in den letzten vier Jahren zehn Länderspiele pro Saison. Das sei weniger als die meisten Männer-Nationalteams im Kalender hätten, schreibt FIFPRO. Zudem sind rund 50 Prozent davon Testspiele und keine Ernstkämpfe, was die Qualität und den Wert der Partien zusätzlich beeinflusst.
Die Schweizer Frauen-Nati ist mit 37 Spielen über die letzten vier Jahre in Europa übrigens auf dem zweitletzten Platz zu finden. Nur die Irinnen haben mit 30 Einsätzen noch weniger gespielt.
Auch bei den Einsatzminuten der Spielerinnen gibt es grosse Unterschiede – bedingt durch die unterschiedlichen Meisterschaftsformate in den jeweiligen Ländern. Wobei rund 30 Prozent der WM-Teilnehmerinnen in England, Spanien oder den USA spielen.
So haben die Akteurinnen im englischen Kader über das letzte Jahr insgesamt 65'398 Einsatzminuten absolviert. Die drei Schlusslichter Philippinen (29'576 Spielminuten), Haiti (31'492) und Jamaika (31'578) kommen nicht einmal auf die Hälfte dieser Spielminuten. Die Schweiz bewegt sich mit 53'343 Spielminuten im Mittelfeld.
Die Spielerinnengewerkschaft FIFPRO weist auch darauf hin, dass bei acht Nationen (Argentinien, China, Costa Rica, Marokko, Panama, Südafrika, Vietnam und Sambia) nicht genügend Daten zu den Spielminuten vorhanden sind, um relevante Schlüsse zu ziehen.
Um das Niveau und die Bedingungen der Fussballerinnen nachhaltig zu verbessern, wünscht sich die FIFPRO folgende Dinge:
(abu)