Da werden Erinnerungen wach an den Schweizer WM-Achtelfinal von 2006: Drei Schweizer traten im Penaltyschiessen gegen die Ukraine an, alle drei scheiterten sie. Selbiges widerfuhr nun auch den Slowenen im Achtelfinal der Europameisterschaft: Lange wehrten sie sich gegen den klaren Favoriten aus Portugal tapfer und liessen auch nach 120 Minuten kein Gegentor zu. Im Penaltyschiessen versagten ihnen jedoch die Nerven. Oder besser gesagt: Wuchs Portugal-Goalie Diogo Costa über sich hinaus.
Der im aargauischen Rothrist geborene Penaltykiller parierte sowohl gegen Josip Ilicic als auch gegen Jure Balkovec und Benjamin Verbic. Weil auf portugiesischer Seite Cristiano Ronaldo, Bruno Fernandes und Bernardo Silva allesamt trafen, war das Penaltyschiessen bereits nach je drei Schützen entschieden. Und der 24-jährige Diogo Costa der gefeierte Held. Damit ist er der erste Goalie in der EM-Geschichte, der im Penaltyschiessen drei Versuche pariert.
Schon in der Verlängerung hielt er das Team von Roberto Martinez im Spiel, als Benjamin Sesko in Folge eines Patzers von Pepe alleine auf das portugiesische Tor stürmte. Costa parierte sensationell. Nach diesem Spiel ist leicht zu verstehen, weshalb der Porto-Goalie gemeinsam mit Gianluigi Donnarumma und Gregor Kobel der wertvollste Spieler auf seiner Position ist.
Eigentlich schickte sich zuvor aber ein anderer Portugiese an, zum Erlöser zu werden. In der 105. Minute hatte Cristiano Ronaldo die grosse Chance, für die Entscheidung zu sorgen. Nach einem strittigen Foul an Diogo Jota hatte Schiedsrichter Daniele Orsato auf Penalty entschieden. Ronaldo hätte für Portugal zum gefeierten Helden werden können, nachdem sich der Favorit gegen Slowenien extrem schwergetan hatte. Trotz Überlegenheit und einiger ansatzweise guten Chancen stand es auch in der Verlängerung noch immer 0:0.
Doch der 39-jährige Stürmer scheiterte am sensationellen Goalie Jan Oblak – zuvor hatte Ronaldo ausserhalb des Penaltyschiessens vom Punkt 20 Mal in Serie getroffen. Danach weinte er bittere Tränen. Der Al-Nassr-Profi wirkte verzweifelt, nichts wollte ihm auch in seinem vierten Einsatz an dieser EM gelingen. Noch immer wartet er auf sein erstes Tor und damit den Rekord als ältester Torschütze an einer Europameisterschaft, den aktuell noch sein langjähriger Real-Madrid-Kollege Luka Modric hält. Dieser traf im letzten Gruppenspiel der Kroaten 38-jährig gegen Italien.
Am Ende konnte sich Ronaldo aber trösten. Im Penaltyschiessen trat er als erster Portugiese an und liess Oblak keine Chance. Damit hatte er zumindest einen kleinen Anteil am Erfolg seines Teams. Dank des Siegs im Penaltyschiessen steht Portugal nun im Viertelfinal. Am nächsten Freitag (21 Uhr) trifft die Seleção in Hamburg auf Frankreich.
Portugal - Slowenien 0:0 n.V.; Portugal 3:0-Sieger im Penaltyschiessen
Frankfurt. 46'576 Zuschauer. SR Orsato (ITA).
Penaltyschiessen: Ilicic - (Costa hält), Ronaldo 1:0; Balkovec - (Costa hält), Bruno Fernandes 2:0; Verbic - (Costa hält), Bernardo Silva 3:0.
Portugal: Costa; Cancelo (117. Semedo), Dias, Pepe (117. Ruben Neves); Mendes; Bruno Fernandes, Palhinha, Vitinha (65. Jota); Silva, Ronaldo, Leão (76. Conceição).
Slowenien: Oblak; Karnicnik, Drkusic, Bijol, Balkovec; Stojanovic (86. Verbic), Gnezda Cerin, Elsnik (106. Ilicic), Mlakar (74. Gorenc Stankovic); Sporar (74. Celar), Sesko.
Bemerkungen: Portugal komplett. Slowenien ohne Janza (gesperrt). 105. Oblak hält Foulpenalty von Ronaldo. 105. Rote Karte gegen Kek (Trainer Slowenien).
Verwarnungen: 32. Drkusic, 37. Karnicnik, 101. Gorenc Stankovic, 106. Bijol, 107. Cancelo, 107. Balkovec, 111. Martinez (Trainer Portugal). (sda)
CR7 erzielt das erste Tor.
Taktik SVN:
Solange CR7 kein Tor erzielt …