Bayern München konnte sich am letzten Wochenende durch einen Ausrutscher von Bayer Leverkusen zum deutschen Meister küren und darf den 34. Meistertitel der Geschichte feiern. Bei nicht weniger als 13 Titeln war Vereinsikone Thomas Müller dabei. Seine Zeit beim deutschen Rekordmeister endet nächste Woche am letzten Spieltag der Saison mit dem Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim. Heute Abend (18.30 Uhr) gegen Borussia Mönchengladbach steht sein letztes Heimspiel für die Münchner an.
Am 15. August 2008 gab das 18-jährige Talent sein Debüt in der ersten Mannschaft von Bayern. Nach 80 Minuten wurde Müller beim 2:2 gegen den Hamburger SV für Miroslav Klose eingewechselt. Seither schrieb er in der Allianz Arena und auf der ganzen Fussballwelt eine besondere Geschichte. Ein Rückblick der besonderen Art für einen alles anderen als gewöhnlichen Fussballspieler.
Die Zahlen und das Palmares von Thomas Müller sind bewundernswert. Es gibt wahrscheinlich wenige Fussballer, welche nicht neidisch darauf schauen. 13 Meistertitel, sechs Pokalsiege, zwei Champions-League-Titel und als Krönung der Gewinn der Weltmeisterschaft 2014.
Trotz seiner zahlreichen Titel und Erfolge blieb sich der 35-Jährige stets treu und hätte gerne bei «seinem» FCB verlängert und noch mindestens ein weiteres Jahr an der Säbener Strasse verbracht. Vor etwas mehr als einem Monat meldete er auf seinem Instagram-Account jedoch, dass er den Verein verlasse, da er kein neues Arbeitspapier erhalten werde.
In bisher 749 Einsätzen für den FC Bayern konnte Müller mit 248 Toren und 274 Vorlagen insgesamt 522 Skorerpunkte sammeln. Seinen internationalen Durchbruch erlebte der 131-fache deutsche Nationalspieler an der Weltmeisterschaft 2010. Mit fünf Toren krönte sich der damals 21-Jährige in Südafrika zum Torschützenkönig und erreichte mit Deutschland den Halbfinal.
Eine Runde zuvor im Viertelfinal gegen Argentinien erzielte Müller bereits nach drei Minuten den ersten Treffer und konnte sich dabei beim damaligen argentinischen Trainer Diego Maradona rächen, der einige Monate zuvor eine Pressekonferenz mit Müller nicht durchführen wollte.
Den prestigeträchtigsten Erfolg feierte der «Raumdeuter» vier Jahre später an der WM in Brasilien. Mit dem DFB-Team krönte sich der Stürmer zum Weltmeister und er hatte mit fünf Toren und drei Vorlagen einen grossen Anteil am Titel. Zwar wurde Müller nicht noch einmal Torschützenkönig, aber dies war ihm vollkommen egal, wie er in einem Interview mit einer kolumbianischen Reporterin auf bayrisch klarstellte:
Es gab natürlich auch Spiele, in denen es Müller und den Bayern nicht nur nach Plan lief. Doch in einer Zeit, in welcher Interviews mit Fussballern immer langweiliger werden, war Müller der Schillerfalter in der Mixed Zone. So auch nach bitteren Niederlagen, wie beispielsweise nach dem Aus in der zweiten Runde des DFB-Pokal 2020/21 gegen Holstein Kiel.
Sensationell setzten sich die unterklassigen Kieler gegen Bayern im Elfmeterschiessen durch und Müller trat danach vor die Kamera. Bereits leicht angesäuert gibt Müller eine ausführliche Analyse ab, doch als die Interviewerin fragt, wie die Stimmung in der Kabine sei und dabei noch lacht, platzt Müller der Kragen. «Sie lachen jetzt», fängt Müller an, bevor die Interviewerin sagt, dass sie gar nicht gelacht habe. «Natürlich haben sie gelacht, was denken sie denn, wie die Stimmung ist», fuhr Müller sehr genervt weiter. Kurze Zeit später war das Interview dann vorbei.
Wenn es während der Corona-Pandemie im Fussball einen Vorteil gab, dann dass man öfter genau hörte, wie die Spieler untereinander kommunizieren. Dabei sorgte Müller immer wieder für gute Sprüche, JAAAAA!-Schreie nach Toren und er gab auch lautstark taktische Ansagen. Bayern München veröffentlichte daraufhin ein Best-Of mit den besten Aussagen des Spielers. Müller kommentierte den Beitrag bloss mit: «Das ist ein Abhörskandal! :-)» Anbei die besten Sprüche von der langjährigen Nummer 25:
In der Saison 2022/23 kam es in der Bundesliga zum ersten Mal seit langer Zeit zu einem wahren Krimi um die Meisterschale. Vor dem letzten Spieltag hatte Bayern zwei Punkte Rückstand auf Borussia Dortmund und musste auf Schützenhilfe von Mainz 05 hoffen und selbst das Spiel gegen Köln gewinnen.
Nur noch ein Sieg fehlte Dortmund, um die Meisterschale zum ersten Mal seit 2012 wiederzugewinnen. Müller nutzte die Situation und lud auf Instagram ein Video hoch, in dem er über den anstehenden letzten Spieltag redete: «Man muss sich vorstellen, die ganze Stadt würde in Dortmund bei einer Meisterfeier erwartet werden. Den Erwartungen von so vielen Menschen zu entsprechen, muss man erst einmal mit einem breiten Kreuz auf dem Platz hinbekommen.» Müller fuhr weiter und erklärte, dass es das normalste der Welt ist, bei einem solchen Spiel nervös zu sein und einen grossen Druck zu spüren.
So kam es, wie es kommen musste und Dortmund kam gegen Mainz nicht über ein Unentschieden hinaus. Da Bayern gleichzeitig dank eines Treffers kurz vor Schluss gewann, wurde der BVB auf der Ziellinie noch abgefangen.
Somit hatte sich die aufgenommene Botschaft für Müller und Bayern ausgezahlt und der Rekordmeister jubelte über den elften Meistertitel in Serie. Müller selbst schien das Video im Nachhinein schon fast ein wenig unangenehm und so dachte er nach dem Titel in einem Interview auch an die Konkurrenten aus dem Ruhrpott: «Man muss dazu sagen, und das meine ich ganz ehrlich, trotz der Sticheleien, dass sie es mit dieser Rückrunde verdient hätten Meister zu werden. Das bringt ihnen zwar gerade nichts, aber das meine ich auch wirklich ernst.»
Dass Thomas Müller einiges zu feiern hatte, ist bekannt, so gibt es auch fantastische Aufnahmen vom Deutschen in dieser Disziplin. Beispielsweise feierte Müller nach dem Sieg im DFB-Pokal 2016 mit seinem Teamkollegen David Alaba und der Band Seiler und Speer, und so sangen alle zusammen deren Hit «Ham kummst». Besonders bei Müller sah man ein aufkommendes weiteres Talent, vielleicht hatte er auch schon zwei oder drei Hopfengetränke getrunken.
Auch bei den Meisterfeiern auf dem Marienplatz war Müller immer wieder zu guten Sprüchen aufgelegt und imitierte zum Beispiel seinen ehemaligen Teamkollegen Franck Ribéry. Der Franzose reagierte darauf sehr humorlos: «Hau ab Müller!»
Auch abseits des Fussballs lieferte Müller immer wieder herrliches Material zum Schmunzeln. Möchte man auf Social Media regelmässig unterhalten werden, muss man dem 35-Jährigen schon fast folgen.
Mit seinem Pferd wurde die lebende Bayern-Legende ausserhalb des Fussballplatzes zu einem Meme. In einem Video ist zu sehen, wie Müller und das Tier die gleichen Fussbewegungen machen. Damit ging er in der weiten Welt des Internets viral.
Thomas Müller analysiert mit seinem Pferd die erneute Pleite#LAZFCB pic.twitter.com/JLgu7WFMB2
— Mustafa Uçar (@mystikmuzzy) February 14, 2024
Ob und falls ja: wo die Bayern-Ikone seine Karriere fortsetzen wird, ist noch nicht klar. Es gibt mehrere Vereine, die Interesse zeigen, so gibt es unter anderem Gerüchte aus der Serie A und auch aus der amerikanischen MLS.
Für alle Fussballfans wird es eine neue Situation sein, das langjährige Bayern-Gesicht in Zukunft in einem anderen Trikot auflaufen zu sehen. Was bleiben wird, sind die vielen besonderen Erinnerungen an einen ganz besonderen Spieler.
Er verkörpert alles, was an BM und an der D Nationalmannschaft verabscheue - den Erfolg inklusive.
Ich anerkenne neidlos: Müller ist ein ganz grosser.