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Shaqiri und die Zentimeter: Der Meisterbalkon als Endgegner des FC Basel

Xherdan Shaqiri heizt die Fans an, an der Meisterfeier am Donnerstag, 26. Mai 2011 auf dem Barffuesserplatz in Basel. (KEYSTONE/Patrick Straub)
Ein Kollege greift 2011 nach Xherdan Shaqiri, um ihn vor dem Absturz zu sichern (hoffen wir, er wird ihn ja wohl nicht gleich schubsen).Bild: KEYSTONE

Keiner stoppt Shaqiri – ausser die SIA-Norm 358 über die Höhe von Balkongeländern

Der FC Basel steht vor dem Meistertitel. Nach Jahren des Darbens endlich wieder Jubel – doch dann das: Ein Balkongeländer droht alles zu verhindern. Oder schlimmer noch: Xherdan Shaqiri unsichtbar zu machen. Eine Glosse.
08.05.2025, 14:4908.05.2025, 16:28
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«Balkongeländer beim Barfi 10 Zentimeter zu tief» – diese Schlagzeile beschäftigt Basel. Sicherheitsvorschriften, Normen, Paragraphen sind in der Schweiz bedeutender als jeder Last-Minute-Treffer. Und deshalb die bange Frage: Kann auf dem Barfüsserplatz überhaupt eine Meisterfeier steigen?

Man stelle sich vor: Nach Jahren des Wartens wird der FC Basel endlich wieder, zum ersten Mal seit 2017, Schweizer Meister. Der Barfüsserplatz gerammelt voll, rote Pyros tauchen ihn in flackerndes Licht, eine Fussballstadt im Feiermodus. Und dann bleibt der Balkon leer – nicht wegen Regens, sondern wegen eines Reglements.

Ein Spieler des FC Basel stemmt an der offiziellen Meisterfeier des Clubs am Samstag, 3. Juni 2017 den Meisterpokalauf dem Balkon am Barfuesserplatz in Basel in die Hoehe. (KEYSTONE/POOL FCB/Uwe Zinke ...
An der Meisterfeier 2017 ahnte kaum einer, dass es für lange Zeit die letzte sein würde.Bild: POOL FC BASEL

Immerhin: So weit kommt es nicht. Der Balkon des Restaurants Papa Joe's, auf dem die Mannschaft sich jeweils mit dem Pokal zeigt, wird rechtzeitig erhöht. Gemäss der Eidgenössischen Koordinationskommission für Arbeitssicherheit reichen die 90 Zentimeter Höhe nicht aus, 100 müssen es aus Sicherheitsgründen sein.

Während der Balkon notfallmässig auf Sicherheitsnorm gebracht wird, stellt sich eine ganz andere Frage: Was, wenn die Erhöhung – auf 102 Zentimeter – am Ende zu gut gemeint ist?

Der Trainer des FC Basel, Urs Fischer, links, und einige Spieler feiern an der offiziellen Meisterfeier des Clubs am Samstag, 3. Juni 2017 den Meistertitel auf dem Balkon am Barfuesserplatz vor zahlre ...
Das Team feiert das Double 2017 mit genügend Abstand zum Geländer.Bild: POOL FC BASEL

Xherdan Shaqiri, der Star der Mannschaft, überragt auf dem Platz alle – nur nicht das Geländer. Er misst 1,69 Meter, das ist die offizielle Angabe. Und so droht dem Offensivmotor ein selten grausames Schicksal: Er wird jubeln, tanzen, vielleicht sogar rappen – aber niemand sieht’s.

Die Ironie: Ausgerechnet der kleinste ganz Grosse der Vereinsgeschichte wird von einem Gesetz über Balkongeländer daran gehindert, gesehen zu werden. Ein tragikomisches Duell: Dribbelkönig Shaqiri kommt nicht gegen die hüftsteife Norm SIA 358 an. Frei nach Julius Cäsar: Ich kam, siegte und sah nichts.

Vielleicht reicht es, wenn XS auf die Zehenspitzen geht. Vielleicht wird er auf einen Harass steigen, den Pokal als Aussichtsturm nutzen oder sich einfach vom 1,93 m langen Finn van Breemen schultern lassen. Nur soll es der Verteidiger nicht machen wie Michael Jackson damals mit dem Baby am Hotelfenster.

Hauptsache, tout Bâle sieht Xherdan Shaqiri und Xherdan Shaqiri sieht all die vielen Fans. Denn was ist ein Meistertitel wert, wenn der Heilsbringer «fehlt»?

Erste Feier am Sonntag?

Am Wochenende könnte der FC Basel seinen 21. Meistertitel unter Dach und Fach bringen. Voraussetzung dafür ist ein Sieg am Samstag (20.30 Uhr) gegen den FC Lugano und dass Verfolger Servette am Sonntag (16.30 Uhr) gegen YB nicht gewinnt. Dann wäre Rot-Blau nicht mehr einzuholen.

Gewinnen beide Teams, kann in der Runde darauf alles entschieden werden. Wenn Basel am Mittwoch in Lausanne gewinnt, ist die Meisterschaft Tatsache.

Die Investition ins Geländer des Meisterbalkons könnte sich im Übrigen doppelt lohnen. Der FCB steht auch im Cupfinal, wo er am 1. Juni mit dem FC Biel auf einen Verein aus der dritthöchsten Liga trifft.

Das Double winkt also für Xherdan Shaqiri, der den Fans bei seiner Rückkehr im Sommer versprochen hatte, dass auf dem «Barfi» wieder gefeiert wird. Dass es gleich in der ersten Saison zurück in der Heimat doppelt klappen könnte, wagte wohl selbst der 125-fache Nationalspieler kaum zu träumen – geschweige denn, dass ihn dabei ein Geländer stoppen könnte.

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Die beliebtesten Kommentare
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En Espresso bitte
08.05.2025 15:10registriert Januar 2019
Die Lösung ist eine ganz einfache. Die Fans müssen einfach alle auf die hintere Seite des Platzes stehen. Hier eine massstabsgetreue und realitätsnahe Darstellung:
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Gasosio
08.05.2025 15:03registriert Oktober 2015
Wenn jemand kleiner ist, dann ist doch dje Wahrscheinlichkeit geringer, dass er runterfällt. Der Schwerpunkt ist tiefer. Dies wird im Text jedoch umgekehrt suggeriert, neben der schlechteren Sicht.
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