Lange sah es in Genf so aus, als dass die Favoritinnen für einen lethargischen Auftritt in der ersten Halbzeit bestraft werden würden. Bis zur 96. Minute lief das Team von Startrainerin Sarina Wiegman einem Rückstand hinterher, ehe die eingewechselte Michelle Agyemang die Lionesses in die Verlängerung rettete. Wie schon im Viertelfinal gegen Schweden brachte die 19-Jährige gemeinsam mit der ebenfalls eingewechselten Chloe Kelly den Umschwung. Die Stürmerin von Arsenal traf in der 119. Minute zum 2:1 für den Favoriten. Erst scheiterte sie vom Punkt an Laura Giuliani, gegen den Nachschuss von Kelly war aber auch die italienische Torhüterin machtlos.
Die Engländerinnen verdienten sich die Finalqualifikation durch eine Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit und die Qualität, welche sie – im Gegensatz zu den Italienerinnen – von der Bank bringen konnten.
Die tragische Figur im Team der Italienerinnen war Emma Severini. Sie vergab vier Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit nicht nur den Matchball, indem sie aus drei Metern an der bereits am Boden liegenden Hannah Hampton scheiterte, sondern verursachte durch ihr ungestümes Verhalten gegen Beth Mead auch den streng gepfiffenen Penalty, der zur Niederlage der Azzurre führte.
Barbara Bonansea hatte die krassen Aussenseiterinnen aus Italien nach 33 Minuten in Führung gebracht. Die Flügelspielerin von Juventus Turin traf herrlich wie wuchtig nach schöner Vorarbeit von Sofia Cantore per Volleyschuss. Dem Team von Andrea Soncin fehlten nur Sekunden zur ganz grossen Überraschung und der dritten Finalteilnahme, der ersten seit 28 Jahren. Wiegman auf der anderen Seite liebäugelt mit dem EM-Triple: 2017 gewann sie mit ihrem Heimatland Niederlande den Titel, vor drei Jahren führte sie England zum Triumph.
England steht zum vierten Mal in einem EM-Final. Am Sonntag in Basel könnte es zur Neuauflage des Finals von 2022 kommen. Vor drei Jahren setzten sich die Lionesses in Wembley gegen Deutschland durch. Die Rekordeuropameisterinnen duellieren sich am Mittwoch im Zürcher Letzigrund mit Turnierfavorit Spanien um das zweite Finalticket.
England - Italien 2:1 (1:1, 0:1) n.V.
Genf. - 26'539 Zuschauer. - SR Martincic (CRO).
Tore: 33. Bonansea 0:1. 96. Agyemang 1:1. 119. Kelly 2:1.
England: Hampton; Bronze, Williamson (85. Agyemang), Morgan, Greenwood (121. Carter); Toone, Walsh (106. Clinton), Stanway (78. Kelly); James (46. Mead), Russo (85. Beever-Jones), Hemp.
Italien: Giuliani; Oliviero, Lenzini (89. Piga), Salvai, Linari, Di Guglielmo; Cantore (72. Cambiaghi), Caruso, Giugliano (89. Greggi), Bonansea (72. Severini); Girelli (64. Piemonte).
Bemerkungen: 119. Giuliani hält Penalty von Kelly.
Verwarnungen: 74. Giuliani. 74. Soncin (Trainer). 88. Linari. 92. Morgan. 92. Cambiaghi. (abu/sda)